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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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den Finger auf die Wunde zu legen und mir moralische Vorhaltungen zu machen, verkniff sie sich jeden Kommentar und nahm mich stattdessen in den Arm, was sich bei ihrem mächtigen Babybauch nicht einfach gestaltete.
    »Ja, das Leben hat manchmal einen seltsamen Sinn für Humor. Vielleicht ist es am besten, wenn du vorerst den Männern entsagst und erst einmal wieder zu dir kommst.«
    Schau an, vielleicht hätte Anne ja doch das Talent zur Therapeutin besessen.
    Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es an der Zeit war, Vicky und Leo abzuholen.
    In England war es üblich, dass die Kinder bis zum späten Nachmittag in Kindergarten und Schule blieben. Soweit es Vicky und Leo anging, schadete es ihnen auch nicht. Im Gegenteil, da die beiden schnell Kontakt gefunden hatten und inzwischen immer besser Englisch sprachen, war es für sie das reinste Spielparadies.
    Bevor ich ging, brachte ich Anne noch eine Decke und selbst gemachten Eistee. Und wieder fiel mir auf, wie lieb ich dieses einfache Leben ohne überquellenden Terminkalender gewonnen hatte. Mein Tag war einfach strukturiert, meine Aufgaben klar und leicht zu bewältigen, und was ich von den Kindern, Anne und Axel zurückbekam, machte mich zufrieden und glücklich. Da studierte man jahrelang, büffelte die Nächte durch, um die Promotion zu schaffen, nur um dann wie eine Verrückte weiterzuarbeiten. Tagtäglich hatte ich anderen weitergeholfen und dabei die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte vergessen. Eigentlich sollte jeder, der sich ausgelaugt fühlte, für eine Zeit einen Gang zurückschalten, aussteigen, um sich selbst wieder atmen zu hören. Ich jedenfalls musste lernen, mir selbst wieder zuzuhören. Und je länger ich mein neues Leben in London lebte, desto weiter weg rückte mein altes in Berlin.
    Bis zur internationalen Schule brauchte ich knapp eine Viertelstunde. Mein Weg führte vorbei an blühenden Gärten und verwinkelten Reihenhäuschen, wobei diese Häuser aus dem achtzehnten Jahrhundert mit den weit vorstehenden Erkerzimmern und den mächtigen Säulen an den Vorbauten nichts mit den Reihenhäusern zu tun hatten, die ich aus den Berliner Vorstädten kannte.
    Normalerweise ging ich durch das Eingangstor und wartete draußen vor der Tür des Seitengebäudes, in dem Vicky und Leo untergebracht waren.
    Auch heute stand ich bereit, die beiden in Empfang zu nehmen. Sonst kamen sie fröhlich auf mich zugerannt, ihre kleinen Rucksäcke hüpften dabei lustig hin und her. Mit lautem Jubeln fielen sie mir dann in die Arme, so, als hätten sie mich ein Jahr nicht mehr gesehen. Heute jedoch ließen sie auf sich warten. Ich schaute den anderen Zwergen in ihren Schuluniformen nach, die alle nach und nach abgeholt wurden, und achtete darauf, ja nicht mit der Schlange Margit zusammenzutreffen.
    Das Gebäude leerte sich. Ich war inzwischen die einzige Erwachsene, die noch draußen wartete, und fing allmählich an, mir Sorgen zu machen.
    Gerade rechtzeitig, bevor ich mich anschickte, Scottland Yard und die MI6 einzuschalten, tauchten Vicky und Leo in Begleitung der Schulleiterin Susan Moore auf. Vicky humpelte. Ein Verband an ihrem linken Knie leuchtete mir weiß entgegen.
    Susan beruhigte mich sofort, als sie mein erschrockenes Gesicht sah. »Keine Sorge, wir waren gerade bei der Schulärztin! Alles halb so wild, nur Schürfwunden und eine starke Prellung!«
    Vicky lächelte tapfer, trotzdem war sie blass um die Nase.
    »Wie ist das denn passiert?«, rief ich aufgeregt.
    Susan nahm mich zur Seite. »Vicky und Margit Schmidts Tochter Helena mögen sich nicht besonders. Sie waren beide auf der Rutsche und haben sich gestritten, und zwar so heftig, dass Vicky von der Rutsche gefallen ist. Ich habe Helena schon ermahnt, doch ich wüsste zu gern, weshalb die beiden sich so hassen.«
    Weil das in ihrer DNA angelegt ist. Sie sollten mal sehen, wie sehr sich erst die Mütter der Mädchen hassen! Diese Bemerkung lag mir zwar auf der Zunge, doch selbstverständlich verkniff ich sie mir.
    Stattdessen wiegelte ich mit dem Hinweis auf »ein schwierigesAlter« und der Bemerkung »Mädchen sind manchmal eben so« ab, verabschiedete mich von Susan und nahm Vicky und Leo in Empfang.
    Sobald wir das Schulgelände verlassen hatten und um die Ecke gebogen waren, drückte ich die beiden ganz fest an mich.
    Zu Hause angekommen, stürmten die Kinder sofort in ihre Zimmer. Das gab mir Gelegenheit, Anne, die ihre Yogamatten im Wohnzimmer ausgelegt hatte, um ein paar Übungen zu

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