Fremd flirten Roman
selbst gemachten Spezialitäten benötigte, von diesem Gut beziehen.
Liz hatte unsere beiden Pferde schon satteln lassen, und während ich auf Sammy, eine schwarze Stute, aufsaß, erzählte ich Liz von dem Lädchen, in das ich mich verliebt hatte, und meiner Geschäftsidee.
Sie war begeistert. »Ich kenne Bäcker Wilson, seit ich einKind bin! Wir sind immer bei den Wilsons eingefallen, wenn wir in Brighton waren, und auch heute kaufe ich stets dort meine Scones und Bagels. An Weihnachten gab es da immer frische Butterplätzchen, die noch warm in den Fingern lagen. Edward und ich haben uns so sehr den Bauch damit vollgeschlagen, dass wir meistens hinterher Magenschmerzen hatten. Das ging jedes Jahr von Neuem los, denn die Magenschmerzen waren schnell wieder vergessen, der Geschmack der frischen Plätzchen hingegen nicht! Edward wird begeistert sein, wenn er erfährt, dass du den Laden vielleicht übernimmst.«
Und ich würde begeistert sein, wenn er regelmäßig vorbeikäme und ich ihn still bewundern dürfte in seiner ganzen Pracht. Wie gesagt, inzwischen erlaubte ich mir, in Edward verliebt zu sein. Ich durfte also heimlich für ihn schwärmen, aber das hieß nicht, dass ich mein Verhalten ihm gegenüber ändern würde.
Überhaupt spürte ich einen dicken Kloß im Magen, denn Edward war hier überall so sehr zugegen, dass es fast wehtat. Was aber noch viel mehr schmerzte, war die Tatsache, dass er eine Frau heiraten würde, die dieses Paradies hier überhaupt nicht zu schätzen und zu würdigen wusste. Weder die weitläufigen Felder, über die Liz und ich gerade trabten, noch den kleinen Mischwald, der nach Tannen und frischem Laub roch, geschweige denn die kleinen Seen, die zum Baden einluden und teilweise für eine artgerechte Fischzucht benutzt wurden.
Für Zicky war dieses Stück unberührter Natur einfach nur eine brachliegende Einöde, die Stille und Ruhe, die hier herrschten, die konzentrierte Langeweile und die Menschen, die im Einklang mit der Natur auf dem Gut arbeiteten und lebten, Landeier und Bauerntölpel. Zicky und Edward verband meiner Meinung nach nur eines: ihre Herkunft und die gemeinsame Internatszeit und Pubertät.
»Wo hast du eigentlich reiten gelernt? Hattest du auch ein eigenes Pferd?«, rief Liz gegen den Wind an, der nach salziger Meeresbrise schmeckte.
Ich ein eigenes Pferd? Guter Witz! Meine Eltern hätten mir nicht mal die Steiff-Stoffvariante kaufen können, so sehr hatten wir aufs Geld achten müssen.
»Nein, ich hab neben der Schule auf einem Reiterhof gejobbt und die Pferde versorgt«, antwortete ich. »Als Bezahlung habe ich Reitstunden bekommen. Vom eigenen Pferd konnte ich nur träumen. Aber geschadet hat es mir nicht. Wenigstens bin ich dadurch auf dem Boden der Tatsachen geblieben.«
Liz lachte und ging in den Galopp über. Es war einfach herrlich auszureiten; ein Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit machte sich in mir breit.
Nach einer guten Stunde kehrten wir mit roten Wangen und albern kichernd auf das Gut zurück. Der Sauerstoffüberschuss tat sein Übriges, und so lachten wir beim Absatteln in einem fort.
Mein Blick fiel auf eine Sammlung von Postkarten, die an die Stallwand gepinnt waren und von Urlauben der Angestellten zeugten. Eine nette Geste, fand ich. Eine der Karten stach jedoch deutlich hervor. Während die meisten von Zielen in England oder dem näheren Ausland stammten, war eine Karte von den Bermudas gekommen. Welcher der Stalljungen konnte sich denn einen solchen Urlaub leisten?
Neugierig drehte ich die Karte um … und fiel fast in Ohnmacht. Die Karte stammte von niemand anderem als Zicky, die Liz eine einschmeichelnde Postkarte geschickt hatte. Wahrscheinlich ein Versuch, gut Wetter zu machen. Was mich so aufbrachte, war nicht die Tatsache, dass sie versucht hatte, sich einzuschleimen, oder der Inhalt der Karte. Nein, was mich in die Kniezwang, war die Schrift! Diese schnörkelige, auffällig nach links gerichtete Schrift mit extrem großen Anfangsbuchstaben und Unterlängen. Nie im Leben würde ich diese Schrift vergessen, denn es war genau die Schrift, in der Edwards Hochzeitsrede verfasst worden war, die ich in besagter Nacht auf seinem Sekretär entdeckt hatte.
Mir kam ein Verdacht.
»Sag mal, ist das Chloes oder Edwards Schrift?«, fragte ich Liz und hielt ihr die Karte hin.
Verwundert sah sie mich an. »Wieso? Natürlich ist das Chloes Schrift; Edwards sieht völlig anders aus. Kleiner, nach rechts gerichtet, sehr gerade und ohne
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