Fremd flirten Roman
nie gewesen.
Bevor die Freude zu groß wurde, bremste ich die Hoffnungen. »Leider bin ich nicht die Einzige, die das Lädchen haben möchte. Und wir sprechen von der stolzen Kaufsumme von 350.000 Pfund, die ich nicht habe und erst bei einer Bank mit vielen Zinsen aufnehmen muss. Wenn man mir überhaupt den Kredit gewährt!«
Die beiden sahen sich nur einen kurzen Augenblick an, bevor Axel fragte: »Was würdest du sagen, wenn ich dir das Geld leihe – ohne Zinsen – und als stiller Teilhaber einsteige?«
Sagen konnte ich dazu nichts. Sprachlos stand ich da, und vor lauter Rührung und Dankbarkeit schossen mir Tränen in die Augen.
Und das war alles am vergangenen Wochenende passiert!
Zurück in London, hatte ich die Wilsons angerufen und mein aufrichtiges, ernsthaftes Kaufinteresse bekundet und meine Solvenz bewiesen. Die beiden alten Leutchen hatten sich gefreut, zumindest war das mein Eindruck gewesen, und seither wartete ich jeden Tag mit Herzklopfen auf ihren Anruf, um zu erfahren, für welchen Interessenten sie sich entschieden hatten.
»Leo, geh bitte nicht zu nah ans Wasser! Das ist noch zu kalt!«, rief ich nun wieder.
Leo war manchmal noch sehr ungestüm und fiel wie ein jungerHund, der zu ausgelassen tollte, hin, was im Sand kein Problem war. Aber ein Sturz ins kalte Wasser musste ja wirklich nicht sein, fand ich.
Schmunzelnd beobachtete ich die Kinder, wie sie über den Strand tobten. Vicky und Leo sahen so was von gesund aus! Sie hatten sich in England erstaunlich schnell eingelebt. Inzwischen plapperten sie munter auf Englisch vor sich hin und wechselten von einer Sprache so schnell in die andere, dass uns Erwachsenen schwindlig werden konnte. Längst hatte Vicky sich wieder gefangen und machte einen großen Bogen um Margits Kinder. »Dann muss ich das doofe Zeugs, das die immer sagen, gar nicht hören«, hatte sie mir neulich grinsend erklärt.
Im Moment drehte sich bei ihnen alles um die kleine Schwester, die bald zur Welt kommen würde. Tagtäglich überlegte sich Vicky neue Namen für sie.
»Sie soll Lilly heißen, wie meine Prinzessin Lillifee!«
Leo, der nicht wirklich ahnen konnte, was mit einer zweiten Schwester auf ihn zukam, der Vicky aber eh immer recht gab, stimmte zu und wiederholte: »Lilly, unsere Schwester heißt Lilly!«
Ihre Begeisterung und Vorfreude waren ansteckend.
»Kommt, wir drehen um. Es gibt gleich Mittagessen, und ich muss mich noch fürs Reiten umziehen.«
Widerwillig gehorchen die Zwerge, und nur die Aussicht, dass Axel heute Wiener Schnitzel mit Pommes zubereitete, ließ sie einen Schritt schneller gehen und ihr Genörgel verstummen.
Nach dem Essen zog ich meine nigelnagelneuen Reithosen und -stiefel an und fuhr mit Annes Familienkutsche – sie war ihr von Axels Bank zur Verfügung gestellt worden – los in Richtung Rouseham, um, wie mit Liz verabredet, auszureiten. Ja, hier draußen auf den kleinen Landstraßen, auf denen nicht allzu viel Verkehr war, wagte ich mich inzwischen ans Steuer. Ich fuhr zwarnoch langsam und vorsichtig, aber mit jeder Fahrt wurde ich sicherer. Inzwischen zuckte ich auch nicht mehr zusammen, wenn ich an eine Kreuzung kam, an der ich abbiegen musste.
Wieder zog mich die englische Parklandschaft mit ihren sanften grünen Hügeln, den blühenden Hecken und kleinen Baumalleen in ihren Bann. Alles wirkte hier so friedlich und hübsch, wie gefegt und aufgeräumt.
Als ich in Rouseham ankam und ausstieg, atmete ich wieder die klare, gute Luft tief ein und war sofort im Bann dieses Fleckchens Erde, das so wunderschön gepflegt und gleichzeitig gekonnt verwildert aussah.
Liz, die an den Stallungen wartete, hatte mich offensichtlich beobachtet, wie ich selig lächelnd eingeatmet hatte, und winkte mir nun fröhlich zu. »Das mach ich auch immer, wenn ich aus London zurückkomme. Ein Atemzug, und ich bin wieder glücklich! Weißt du, das ist tatsächlich das Einzige, was ich wirklich als Privileg ansehe: hier leben zu dürfen. Adelstitel, Geld, Familiengeschichte und gesellschaftliche Stellung haben mich noch nie interessiert oder mir geschmeichelt. Das Einzige, wofür ich wirklich dankbar bin, ist Rouseham und dass wir die Chance haben, es wieder ökologisch und biologisch zu betreiben, und damit sogar so viel Geld verdienen, um alles halten und verwalten zu können.«
Rouseham war wirklich ein Traum, und falls es mit meinem Lädchen klappen sollte, würde ich alle Zutaten, die ich zur Herstellung von frischen Backwaren sowie anderen
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