Fremd flirten Roman
die Serviette vors Gesicht und versuchte, mein Lachen als Hustenanfall zu überspielen. So schlecht konntemeine Vorstellung nicht sein, denn Frau Gendt eilte sofort besorgt zu ihrem Medizinkoffer und reichte mir Tabletten gegen Heuschnupfen, den ich spontan vorgeschützt hatte. Wohl oder übel musste ich vor aller Augen zwei Pillen für akute Notfälle schlucken, ohne zu wissen, was das für Tabletten waren und wie sie bei jemandem wirkten, der keinen Heuschnupfen, dafür aber schon drei Gläser Wein intus hatte.
Zumindest tat ich so, als schluckte ich die Pillen. In Wirklichkeit lagerte ich sie unter meiner Zunge und beförderte sie im nächsten unbemerkten Moment in meine Serviette. Fehlte noch, dass ich bei Tisch einschlief und Axel die Tour voll und ganz vermasselte!
Der Hauptgang wurde mit viel Tellerklappern und großem Personaleinsatz serviert, und dabei merkte niemand, wie Edward mir zuraunte: »Entschuldigung, das wollte ich nicht!« Plötzlich nahm er unter dem Tisch meine Hand in seine und streichelte sie zärtlich, was bei mir eine unfreiwillige Gänsehaut auslöste.
Was, bitte schön, hatte er nicht gewollt? Dass ich einen Lachanfall bekam oder dass ich mit seiner Künftigen in spe samt Verwandtschaft einen Abend verbringen musste?
Edward war verrückt oder lebensmüde, aber er ließ meine Hand einfach nicht los. Um Axel jegliche Blamage zu ersparen, zog ich sie zurück, auch wenn ich so für immer hätte sitzen bleiben können: meine Hand in seiner starken.
»So, meine Lieben, wenn ich bitten darf? Jetzt geht es in den Spielsalon, das Dessert nehmen wir dort«, rief Dr. Gendt, dessen Augen vor Vorfreude leuchteten. Er ging mit stolzgeschwellter Brust in den Spielsalon voran, der mit zwei großen bequemen Sofas und mehreren Sesseln ausgestattet war. »Wir spielen in Zweiergruppen. Die Einteilung ist ganz einfach. Jede Dame bekommt ihren linken Tischpartner als Spielpartner. So sind die Teams ein wenig aufgelockert.«
Na super, das hieß, Edward und ich bildeten ein Team, und Zicky durfte mit Onkel Robert spielen, Diana mit dem Verlobten von Dr. Gendts Tochter. Sie hingegen bildete ein Team mit ihrem Vater, und Axel spielte mit Frau Gendt.
Zicky, der die Situation zu Recht suspekt war, wurde immer nervöser, weil sie im Inneren des Bootes nicht rauchen durfte. Stattdessen kippte sie sich einen Cognac nach dem anderen hinter die Binde und bekam langsam wieder Unterhaltungswert. Sie fragte, ob wir nicht lieber Singstar spielen wollten, statt uns in alberne Gruppen aufzuteilen.
Doch der Gastgeber war von diesem Vorschlag gar nicht begeistert. Leicht säuerlich fragte er, was denn Singstar sei.
Edward versuchte nicht zu vermitteln. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass er recht kühl mit Zicky umging. Ein verliebtes Brautpaar stellte ich mir zumindest anders vor.
Aber vielleicht diente ihnen ja auch die Ehe von Tante Diana und Onkel Robert als Vorbild, die sich ganz offensichtlich nichts zu sagen hatten und nur darauf bedacht waren, ihre repräsentativen gesellschaftlichen Aufgaben gemeinsam wahrzunehmen. Sobald sie sich unbeobachtet wähnten, meckerte Diana an ihrem Schwerenöter herum.
Nachdem sich alle auf den Sofas und Sesseln verteilt und die Bediensteten auf den Beistelltischen Kaffee, Tee und verschiedene Kekse und Törtchen arrangiert hatten, holte Dr. Gendt seine vorbereiteten Karten hervor und sagte:
»Auf diesen Karten steht jeweils ein Begriff, der erklärt werden muss. Darunter sind die Worte verzeichnet, die man nicht verwenden darf, um den gesuchten Begriff zu beschreiben. Ich werde als Spielleiter mit darauf achten, dass diese Worte nicht fallen. In der zweiten Runde müsst ihr die Begriffe pantomimisch darstellen. Verstanden?«
Ja, das war ja nicht schwer. Das letzte Mal hatte ich dieses Spiel im Schullandheim gespielt. Vielleicht würden wir später zu »Stadt, Land, Fluss« übergehen?
Die erste Runde spielte Dr. Gendt mit seiner Tochter. Sie waren ein eingeschworenes Team und legten stark vor. Axel, der zum stellvertretenden Spielleiter ernannt wurde, wenn Dr. Gendt selbst an der Reihe war, notierte die Punkte auf dem eigens aufgestellten Flipchart.
Dann waren Zicky und Onkel Robert an der Reihe. Man sollte meinen, sie hätten einen Vorteil, weil Englisch ihre Muttersprache war, doch weit gefehlt. Zicky lallte fast schon die Begriffe, war fahrig, desinteressiert und benutzte immer wieder die verbotenen Worte. Entweder kicherte sie dann dümmlich oder warf unhöfliche
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