Fremd flirten Roman
zischelnd zu unterhalten.
Alle anderen musterten Edward und mich, und Mrs Gendt bemerkte stellvertretend für die anderen: »Ihr kennt euch also schon länger? Das wusste ich gar nicht!« Sie sagte es sehr freundlich und ohne böse Absicht, war eher interessiert. Zum Glück antwortete Edward für uns beide.
»Eigentlich kennen wir uns erst einige Monate, aber wir hatten sofort eine besondere Verbindung und viele Gemeinsamkeiten.«
Ich war gerührt; er sprach so herzlich von uns und suchte erst gar keine Ausflüchte.
»Das spürt man!« Doris Gendt lächelte freundlich und nichts ahnend. Tante Diana hingegen atmete tief ein, wahrscheinlich schluckte sie den Kommentar herunter, was sie davon hielt, dass ein Mann von Edwards Rang und Namen sich mit einem deutschen Kindermädchen befasste. Aber es gab ja noch Zicky, und auf die war Verlass.
»Ja, Edward hat schon immer eine soziale Ader gehabt, das hat er von seinem Vater geerbt. Er ist mit den verschiedensten Leuten befreundet. Sogar mit einem Stadtstreicher aus Hampstead. Er hat eben ein großes Herz!«
Die entsetzte Stille, die ob dieser unfassbaren Beleidigung und deutlichen Klasseneinstellung eintrat, deutete Zicky offenbar als bewundernde Zustimmung für Edwards soziales Engagement, das mich einschloss.
Dr. Gendt, der kein Mann für die feinen Töne war, schien sich nicht wirklich an Zickys dünkelhaftem Benehmen zu stören, sondern fand Edwards soziales Engagement wahrscheinlich lobenswert. Vielleicht überlegte er sogar, ob er sich ein Vorbild an ihm nehmen und mir fünfzig Pfund zustecken sollte.
Doch da platzte Axel der Kragen, sein Beschützerinstinkt war geweckt, und er polterte los: »Ich möchte etwas klarstellen …« Sofort war mir klar, was er vorhatte. Er wollte der blasierten Zicky sowie Edwards feiner Verwandtschaft entgegenschleudern, dass ich kein Kindermädchen war, sondern eine promovierte Therapeutin mit Cambridge-Abschluss und einem IQ, den Zicky, Robert und Diana wohl nicht einmal gemeinsam erreichten.
Wenn ich etwas nicht wollte, dann war es, dass Axel mich outete. Und wenn es nun zu einem Eklat kam, würde der Abend mehr als unangenehm enden und Axel würde nie wieder zu Dr. Gendt eingeladen werden.
Schnell fiel ich ihm deshalb ins Wort: »Axel möchte klarstellen, dass er Edward schon immer für sein soziales Engagement und den Umgang mit der Umwelt bewundert hat und dass er sich als hoffentlich baldiger stiller Teilhaber in meinem Geschäft in Brighton schon auf die Zusammenarbeit mit Edward freut!«, rief ich freundlich und legte meine Hand beruhigend auf Axels Schulter.
Die Gendt-Frauen waren dankbar, dass die peinliche Situation entschärft war, und Beatrice Gendts Verlobter fragte interessiert nach, was das denn für ein Geschäft sei, das ich in Brighton eröffnen wolle. Bereitwillig erzählte ich von dem Plan, ein deutsches Delikatessenlädchen samt Bäckerei und Café aufzumachen mit ökologisch angebauten regionalen Produkten, wofür Rouseham die Zutaten liefern würde.
»Mach dir keine Sorgen, ich bin mir sicher, dass du die Bäckerei bekommst. Die Wilsons könnten keine bessere Nachfolgerin kriegen!«, sagte Edward zuversichtlich.
Zicky, die keine Lust hatte zuzuhören, rief eine Rauchpause aus und verzog sich gemeinsam mit Tante Diana nach draußen.
Dr. Gendt entschied, eine allgemeine Pause einzulegen. Ich nutzte sie und verdrückte mich sofort auf die Toilette. Edward sah mir nach, und mir war klar, was er mit seinem ungläubigen Kopfschütteln zum Ausdruck bringen wollte: dass er nicht fassen konnte, was Zicky gerade gesagt hatte.
Da ging es mir genauso, doch bei aller Fairness musste man sagen, dass ich mich, wäre ich an ihrer Stelle, auch vergessen hätte. Schließlich war für alle offensichtlich geworden, wie nahe ihrVerlobter mir stand, einer anderen Frau, die er erst seit Kurzem kannte und für die er auch noch warme Worte gefunden hatte.
Da waren sie wieder, die gelebte Heuchelei, die Realitätsdusche, unter denen wir alle zu leiden hatten …
Schulterzuckend verzog ich mich aufs stille Örtchen, um ein paar Minuten durchatmen zu können.
Ich setzte mich auf den Deckel der Toilette und öffnete das kleine Bullauge einen Spaltbreit, um frische Luft hereinzulassen.
Plötzlich hörte ich ein leise geführtes Gespräch zwischen Diana und Zicky. Die beiden hatten sich vom Bug an die Seite des Schiffes bewegt, wo sie sich unbeobachtet wähnten. Da dort, wo sie standen, keine Beleuchtung war, hatten sie
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