Fremd flirten Roman
plötzlich.
Diese Umarmung ließ mich fast erstarren, so sehr fühlte ich dieAnziehung zwischen uns. Ich wollte ihn einfach nur weiter berühren und spüren, und ihm schien es ebenso zu ergehen, denn keiner von uns war in der Lage, sich aus der Umarmung zu lösen. So standen wir einfach da, hielten einander fest und konnten kaum atmen, so sehr lähmte uns die Anwesenheit des anderen.
Keiner von uns wagte es, sich weiterzubewegen, denn wir beide wussten, dass nur die kleinste weitere Berührung der Funke sein würde, der uns die Beherrschung verlieren lassen würde. Doch auseinandergehen konnten wir auch nicht.
Da ich jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren hatte, konnte ich nicht sagen, wie lange wir so ineinander verschlungen dagestanden hatten, aber plötzlich hörten wir die Kombüsentür zuschlagen.
»Am liebsten würde ich einfach hierbleiben. Übrigens, ich bin sehr froh, dass du langfristig in England leben willst!« Mit diesen Worten riss er sich los und ging langsam in Richtung Salon davon.
Ich wartete noch einen Moment, um mich zu sammeln, und trat dann in den hell erleuchteten Schiffssalon, an dessen volle Beleuchtung ich mich nach dem Halbdunkel erst wieder gewöhnen musste.
Würde so mein künftiges Leben aussehen: als heimliche Liebe von Edward, die ihre Gefühle nicht leben durfte und die verzweifelt auf Gelegenheiten wie diese wartete, weil sie nie mehr in der Lage sein würde, sich in einen anderen zu verlieben?
Edward hatte sich für Zicky entschieden. Das bedeutete, dass er keine Affäre haben würde, auch nicht oder gerade nicht mit mir, denn sosehr ich seine anfängliche Leichtigkeit für Leichtfertigkeit gehalten hatte, so wusste ich inzwischen, dass er viel zu viel Verantwortungsgefühl besaß, um sich zu einer dauerhaften Affäre hinreißen zu lassen.
Ich gesellte mich wieder zu der Runde der Spieler und ließ mir meine Erregung, die von der Begegnung mit Edward herrührte, nicht anmerken. Dr. Gendt läutete die nächste Spielrunde ein:
»Edward und unsere reizende Hella sind unser nächstes Paar!«
Ja, schön wär’s, wenn wir ein Paar wären!
Edward stand auf und ging zu Dr. Gendt, um seine erste Karte in Empfang zu nehmen. Er lächelte mich so innig an, dass mir sofort warm ums Herz wurde.
Dr. Gendt drückte die Stoppuhr, und Edward begann: »Du spielst am liebsten Chopin.«
»Komponist«, rief ich, bevor er mir irgendeinen weiteren Hinweis geben musste.
»Richtig!«, meinte Dr. Gendt und notierte einen Punkt auf dem Flipchart.
Edward strahlte mich an und betrachtete die zweite Karte. »Okay, was machst du mit Liz, wenn du bei uns bist?«
»Reiten!«
»Genau, und worauf?«
»Auf einem Pferd!«
»Und das machen viele Leute jedes Jahr hier auf einer berühmten Veranstaltung, die auch in Deutschland bekannt ist, weil die Damen ein sehr auffälliges Kleidungsstück tragen.«
»Pferderennen in Ascot!«
Dr. Gendt, der von Zickys und Onkel Roberts Performance geradezu beleidigt gewesen war, blühte auf. »Richtig!«
Edward zog die nächste Karte. »Okay, die kleine Narbe an deiner rechten Hand …«
Er meinte die Narbe, die ich mir als kleines Mädchen zugezogen hatte, als ich von der Schaukel gesprungen war und mich beim Aufprall auf dem Boden in einer Scherbe abgestützt hatte.
»Glasscherbe?«
Er schüttelte den Kopf.
»Schaukel?«
»Richtig!« Dr. Gendt hüpfte vor Begeisterung auf der Stelle und notierte den dritten Punkt.
Die anderen musterten uns verwundert und beobachteten uns aufmerksam, doch das bemerkten weder Edward noch Dr. Gendt, noch ich, zu sehr waren wir im Spielrausch.
Edward zog die nächste Karte und lachte. »Was habe ich mit summa cum laude abgeschlossen?«
»Studium?«
»Fast, in welchem Fach?«
Das wusste ich genau. »Im Nebenfach Germanistik. Das Wort heißt Germanistik!«
»Richtig! Die Zeit ist um! Und wir haben eine neue Führung!«, rief Dr. Gendt enthusiastisch, dem es nicht ums Gewinnen, sondern um ein spannendes Spiel ging.
Edward klatschte mit mir begeistert ab und setzte sich dann wieder zu der gelangweilten Zicky, die inzwischen eine Nagelfeile in ihrer Handtasche gefunden hatte und sich die Nägel feilte.
Die zweite Runde bestand darin, dass wir pantomimisch Begriffe darstellen mussten, und als ich an der Reihe war, dauerte es auch hier nicht lange, bis Edward die Lösung erriet. Es war schon fast gespenstisch, wie wir uns ohne Worte an die Spitze spielten.
Diana und Zicky schauten demonstrativ weg und fingen an, sich
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