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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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zerrt, was wiederum Iris und Ruth dazu animiert, Susanne an den Haaren zurückzureißen. Richard springt auf und ruft: »Nicht! Das gibt Kratzer auf dem Boden, der muss noch versiegelt werden!« und kniet zwischen uns, um mit einem Lappen Möbelpolitur auf dem Holz zu verteilen. Die Gläser kippen um und ein Stuhl und wir alle schreien durcheinander. Die Tür geht noch mal auf und Mausi kommt mit Zoe herein. »Was issen hier los?«, schreit Mausi. »Eh, Mann, eh, lass Caro los, sonst lernst du mich ääääääääächt kennen!«, fährt sie Marius an. Sie wirft sich auf ihn und trommelt mit den Fäusten auf Marius’ Rücken herum. Marius strauchelt nach hinten und stolpert über den umgekippten Stuhl, was zur Folge hat, dass wir alle schreiend auf den Dielenboden knallen.
     
    »Scusi, signore, signorina, hat ier jemand besdellt Pizza?« Ein glücklich aussehender Italiener steht mit mehreren Kartons im Schankraum und blickt uns mit großen dunkelbraunen Augen an.
    Richard drückt ihm Geld in die Hand und meint »Stimmt so.«
    »Kann ich Moment nog bleiben und schauen zu?«, fragt der Pizzabote. »Isse wie bei uns in Sizilien. Fühle ich mich in Moment wie in Heimat.«
     
    Zwanzig Minuten später haben wir es geschafft, Marius und Susanne rauszuschmeißen, ohne dass sie uns irgendwas erklären konnten. Susannes Kleid hat einen Riss und das Letzte, was ich von ihr höre, ist: »Das wirst du bezahlen, Caro! Das ist ein Versicherungsfall. So nicht.
    So nicht.« Mir doch egal. Habe ja den Bündelbonus bei der Allianz. Marius sieht mich nicht mehr an. Hat wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen. Recht so.
    Mausi ist arg lädiert. An ihrer rechten Hand fehlen drei künstliche Nägel, die im Boden stecken. Wenn man sie aneinander binden würde, könnte eine Hausfrau daran die Wäsche ihrer achtköpfigen Familie aufhängen.
    Mir zittern die Knie.
    »Hier, erst mal ein Bier«, sagt Gero. Und Richard sagt: »Ich weiß ja nicht, ob das alles so richtig ist, was du da tust, Caro. Immer diese Handgemenge. Und der neue Fußboden. Und überhaupt, kannst du ihm nicht wenigstens mal zuhören? Vielleicht kann er ja wirklich alles erklären!«
    Nein. Das Thema ist für mich gegessen.
    Mausi erzählt stolz, dass sie einen Selbstverteidigungskurs in der Volkshochschule gemacht hat. »Bei Chantal Döppler!«, ruft sie euphorisch. Ich kann mir allerdings schwer vorstellen, dass Chantal Döppler von irgendeinem Mann auf dieser Welt sexuell belästigt werden könnte. Sie sollte vielleicht besser einen Kursus im Ausdauertraining belegen, damit sie den Männern, die schreiend vor ihr davonlaufen, schneller folgen kann. Aber das ist nicht mein Bier.
    Ich bin immer noch so fertig mit den Nerven, dass ich ans Pizzaessen gar nicht denken kann. Erst als Pitbull mich fragt, ob er meine kriegt, werde ich futterneidisch und schlinge das nährwertlose Zeug hastig in mich hinein. Worauf kommt es denn jetzt noch an? Wenn Marius und ich zusammen wären, ja, das wäre was anderes. Ich würde gern auf meine Figur achten und joggen und Rad fahren und skaten, auch wenn ich dabei anfangs hinfliegen würde. Ich wäre eine attraktive, sonnengebräunte, natürlich frisch aussehende Frau mit einem sportgestählten Körper wie die Frau in der Wrigley’s-Spearmint-Werbung aus den späten siebziger Jahren.
    Wie gesagt, wenn.

27

    Bringe die Woche mehr schlecht als recht hinter mich. Außer dass Gero mich ins Kino einlädt, passiert nichts Weltbewegendes. Meine Wohnung ist so gut wie leer, ich halte mich kaum noch darin auf. Wenigstens war der Vermieter so kulant, mir nach einer Wohnungsbesichtigung vorzeitig anstandslos meine Kaution zurückzuzahlen. Mit Zinsen. Damit habe ich meinen überzogenen Dispokredit ausgeglichen. Ich werde dann bald zu Pitbull ziehen.
     
    Endlich ist Freitag. Gute Güte, nur noch diesen Tag rumkriegen und dann ist Wochenende. Ich beschließe auf dem Weg zum Sender, heute mal früher Schluss zu machen, die Sonne scheint, es ist so schön draußen und vielleicht haben die anderen ja Lust, an den Main zu fahren und mit einem Tretboot herumzupaddeln.
    Als ich gegen 9 die Redaktion betrete, wartet Henning schon giftig auf mich. Wir müssen sofort, sofort los, die Getränkemänner warten und die Chips werden angeliefert und was weiß ich noch alles. Wieso Getränke und Chips?
    »Falls dein Hirn es verdrängt hat, ICH habe nicht vergessen, dass heute unser Partyzug fährt«, ranzt Henning mich an.
    Ach, das hat mir gerade noch

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