Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
Vom Netzwerk:
hat«, sagt Jo noch abschließend. »Und wenn du willst, können wir vor der Eröffnung in › LUST voll‹ darüber berichten. Dann bist du offiziell Studiogast. Mensch, das wird ein Hammer. Watzelborn wird zu einem Mekka werden.« Er grinst. »Das ist ein gefundenes Fressen für die Presse. Was glaubst du, was da los sein wird.«
     
    Ich bin so was von glücklich und verlasse strahlend sein Büro. Erst mal Kaffee. Ich gehe ins Großraumbüro, wo sich mittlerweile alle versammelt haben. Und als ich reinkomme, fangen alle an zu klatschen. Ist mir ein bisschen peinlich, aber die Freude überwiegt.
    Gute Güte, am Freitag ist ja schon der Partyzug. Es ist aber so weit alles vorgeplant. Ich checke mit Henning noch mal alles durch; es sieht sehr gut aus. Das kriegen wir schon hin. Man muss einfach optimistisch sein.
     
    Am Abend treffen wir uns in der Erichstraße und bestellen Pizza. Fast alles ist fertig. Pitbull hat das Clubschild schon anfertigen lassen. Er denkt ja wirklich an alles. Zwei Männer befestigen es gerade über dem Eingangsbereich. »Endstation« steht jetzt da. Also wirklich, ich könnte mich ohrfeigen dafür, dass ich das in der Anzeige nicht mehr geändert habe. Aber jetzt ist es zu spät. Ich hoffe nur, dass nicht regelmäßig Menschen hier aus fahrenden Bussen springen, weil sie denken, die Fahrt sei zu Ende. Obwohl – ist ja eh ’ne Sackgasse.
    Ich berichte allen freudestrahlend von meinem Tag und alle freuen sich mit mir. Pitbull hat auch mit Mausi und den anderen Strasssteinchenträgerinnen schon alles klar gemacht. Sie würden stundenweise für uns arbeiten und Mausi wäre ja wirklich total begeistert, für sie ist das natürlich eine schöne Abwechslung neben ihrem Job als geilcoole Gelbwurstverkäuferin.
    Habe im Übrigen den ganzen Tag nicht an Marius gedacht und werte dies als ein Zeichen der Trauerbewältigung. Wir setzen uns in den ehemaligen Schankraum und Tom zapft Bier. Heute war nämlich auch schon die Getränkefirma da und hat alles angeliefert. Und das muss natürlich gefeiert werden.
    Die Tür geht auf, hoffentlich ist es der Pizzaservice. An einem solchen Tag darf man nicht ans Kalorienzählen denken. Dass auch sonst kein Tag vergeht, an dem ich nicht ans Kalorienzählen denke, ignoriere ich.
    »Guten Tag«, sagt Iris. »Können wir Ihnen helfen?« »Wir möchten zu Frau Schatz«, sagt eine Stimme. Ich drehe mich um. Vor mir stehen Marius und Susanne.
    Susanne hat abgenommen, das sehe ich auf den ersten Blick. Sie sieht Scheiße aus in ihrem kurzen grauen Kleid (»Hach, das macht mich ganz verrückt, dass es von Chanel gar nichts mehr in dem Stil gab, da
musste
ich doch
tatsächlich
schooooon wieder auf Givenchy zurückgreifen. Ach, das Leben ist schon schrecklich.«) und ihrer neuen Frisur. Was wollen die beiden hier? Ihre Verlobung feiern und uns fragen, ob sie Prozente kriegen? Wollen sie mich fragen, ob ich die Patentante von Marius junior werden möchte, der in acht Monaten auf die Welt kommt? Oder dachten sie einfach mal: »Wir gehen zu Caro, die ärgert sich bestimmt.« Es fehlt nur noch, dass Herr Dunkel hinter ihnen auftaucht und mein dämlich schauendes Gesicht für seine Zeitschriftenrubrik »Aufgefischt« fotografiert, unter dem Motto: »Quallen – niemand will sie, aber es gibt sie nun mal.«
    »Raus!«, rufe ich drohend. Meine Stimme klingt fast so wie die von Bonnie aus »Bonnie und Clyde«, die in einer Bank gefährlich und wirkungsvoll ihr berühmtes »Hände hoch!« von sich gibt.
    Die anderen sagen gar nichts, bis auf Gero. Der sagt wie immer in solchen Situationen: »O Gott, o Gott, o Gott.«
    Ich möchte nichts, aber auch gar nichts hören. Weder ein »Es tut uns so Leid, aber du musst Verständnis haben« noch ein »Bitte lass uns doch alle trotzdem Freunde bleiben«.
    Ich möchte einfach, dass diese beiden Menschen von diesem Ort verschwinden. Ich stehe auf.
    »Caro!«, kreischt Susanne mit ihrer schrillen Stimme. »Wir müssen diese Situation unbedingt klären. Das geht so nicht mehr weiter!«
    Ich kreische zurück: »Geht weg. Das hier ist mein Lokal! Und ich möchte nicht, dass ihr hier seid! Und ich möchte auch überhaupt nichts hören. Ihr Verräter! Ihr gemeinen Verräter!«
    Ich wirble um den Tisch herum und würde Susanne am liebsten ihr geliftetes Gesicht zerkratzen. Marius kommt auf mich zu und packt mich an den Schultern, um mich daraufhin zu schütteln. Pitbull geht dazwischen und reißt ihn zurück, woraufhin Susanne an Pitbulls Lederjacke

Weitere Kostenlose Bücher