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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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diese Sprüche gewöhnt. Iris streckt Pitbull die Zunge raus und meint, dass ihm was Warmes im Bauch auch mal gut tun würde. »Bin ich schwul?«, ruft Pitbull. Alle lachen.
    Pitbulls Wohnung ist gar nicht so schlimm. Zugegebenermaßen ist sie nicht ganz so sauber wie meine, aber völlig okay. Wir setzen uns in die Küche und Pitbull holt einen Schnellhefter, in dem alles Mögliche an Kalkulationen und so abgeheftet ist. Sein Handy klingelt. Es scheint dieser Pinki zu sein, denn Pitbull brüllt »Warum fragst du so blöd? Mach ’nen Termin aus und dann komm vorbei und bring was zum Saufen mit! Wir haben den Kredit!!!« Er wirft das Handy auf den Tisch. »Das war Pinki«, sagt er, »er hat wohl jemanden getroffen, der jemanden kennt, dessen Tante eine Nachbarin hat und von der der Sohn kennt jemanden, der ursprünglich nicht vermieten wollte, aber jetzt wohl doch vermieten will, weil seine Freundin nach Hamburg gehen will und er mit, das war wohl eine Art Kneipe mit Hotel und die wollen in Hamburg einen Feinkostladen aufmachen, weil die Freundin von der Freundin gemeint hat, sie bräuchte einen Partner, und deswegen hat Pinki jetzt mit denen so halb was ausgemacht, also eigentlich mit dem Bruder von dem einen Bekannten der Freundin. Er versucht jetzt, den tatsächlichen Vermieter ausfindig zu machen oder zumindest jemanden, der den dann kennt, dann holt er Wein und kommt her. Gut, was?« Super.
     
    Etwas kriecht um meine Füße. Ich denke erst, dass es Dead or alive ist, aber der liegt friedlich in der Ecke und schlummert (das ist die Wurmkur). Entsetzt schaue ich nach unten. Eine ungefähr 8 Meter lange Riesenschlange kringelt sich gerade um mein Bein. Ich erstarre, hoffe aber gleichzeitig, dass es eine Würgeschlange und keine Giftschlange ist, ein Bein kann man notfalls amputieren, Gegengift allerdings in diesem Viertel bestimmt nicht so schnell bekommen. Zumal die Apotheken auch schon alle zuhaben und ich nicht weiß, welche Notdienst hat. Ich kann nicht sprechen. Pitbull beachtet mich nicht, er hantiert mit einem Taschenrechner herum und murmelt vor sich hin.
    »Aaaargh«, ist schließlich alles, was ich rausbringe. Pitbull schaut mich an. Ich schaue nach unten. Die Schlange hat sich mittlerweile bis zu meinem Oberschenkel vorgearbeitet.
    »Ach, Lola«, sagt Pitbull. »Na, hast du Hunger?« Er streichelt die Schlange. Sofort wird der Druck an meinen Schenkeln stärker. »Das ist Lola. Eine Boa constrictor. Habe ich bekommen, da war sie gerade mal drei Wochen alt. Lola ist ’ne ganz Brave, gell, Lola! Sie wird nur ein bisschen aggressiv, wenn sie Hunger hat, da ist mit ihr nicht gut Kirschen essen, gell, Lola? Ja, du hast Hunger, Lola, Papa weiß. Gleich gibt’s Happi-Happi. Ich muss das nur noch eben zu Ende rechnen!«, sagt er zu mir. »Bleib einfach still sitzen und zeig keine Angst, dann macht sie auch nichts. Gell, Lola?« Drohend hebt er den Zeigefinger vor Lolas Kopf. Pfeilschnell schießt eine Zunge hervor, dabei gibt Lola zischende Laute von sich.
    Mein Bein stirbt langsam ab. So fühlen sich bestimmt Bergsteiger, die in eine Gletscherspalte gefallen sind und nichts gegen die Kälte machen können, die langsam, aber sicher in ihnen hochkriecht. Irgendwann dann hat man kein Gefühl mehr in den Beinen, es ist der schleichende Kältetod, der einen dann heimsucht. Ich wollte nie wegen eines abgestorbenen Beines sterben. Man stelle sich das einfach mal vor, was die Leute auf meiner Beerdigung sagen: Wie ist sie denn gestorben? Ach, eine Boa constrictor war um ihr Bein gewickelt und hat so fest zugedrückt, dass das Bein abstarb. Und dann war nichts mehr zu machen? Ach, in der Schmidtstraße war das, da. Na, kein Wunder.
     
    Es klingelt an der Tür. Lola erschrickt sich so, dass sie ruckartig zudrückt. Ich schreie auf. »Jetzt is aber gut, Lola!« Pitbull wird sauer. »Gleich gibt’s Happi-Happi, Lola, gleich, gleich.«
    Es ist Pinki. Jetzt erinnere ich mich auch wieder an ihn. Er hat mir ungefähr hundert Schnäpse beim Schorsch ausgegeben und behauptet, er würde mich so lange bumsen, bis ich wund wäre. Ah ja. Ich möchte der Höflichkeit halber aufstehen, um ihm die Hand zu schütteln, traue mich aber wegen der Schlange nicht vor und nicht zurück. Wenigstens kümmert sich Pitbull jetzt um ihr Fressen. Er kommt zu mir und wickelt sie von meinem Bein, was ein recht schwieriges Unterfangen ist, da Lola mich so lieb hat, dass sie gar nicht mehr wegwill von mir. Ich will zu meiner Mama.
    Endlich hat

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