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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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geht mehr. Das längste Sendeloch der Welt, und das muss mir passieren. In diesem Moment gehen meine Nerven mit mir durch und ich fange an zu heulen. Die geladenen Bettnässer sind plötzlich brave Jungs, die Mitleid haben und mich trösten wollen. Einer will mich in den Arm nehmen, zieht mich an sich, aber er stinkt so sehr, dass ich kotzen muss. Drei Minuten später geht im Funkhaus das Gerücht rum, ich sei schwanger.
    Nie wieder werde ich moderieren. Nie wieder. Das tut sich doch kein normaler Mensch an. Nein, nein, nein. Das war’s.
     
    Am nächsten Tag treffe ich mich um vier mit Pitbull. Diesmal ohne Gero und Anhang. Wir tapern mit Dead or alive zur Bank. Dead or alive ist gar nicht gut drauf. Das läge an der Wurmkur, die er bekommen hat, meint Pitbull. Die mache schläfrig. Gleich kotze ich wieder. Der Herr Kamlade wie Schublade erwartet uns schon. Freudig erregt rückt er uns die Stühle zurecht, dann nimmt er uns gegenüber Platz und strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Wir schauen ihn an wie Fragezeichen.
    Herr Kamlade trommelt mit seinen Fingerspitzen auf den Schreibtisch. »Gratulation«, jubiliert er. »Die SPARbank freut sich, Ihnen den gewünschten Kredit zur Verfügung stellen zu können!!!«
    O Gott. Damit hätte ich nie gerechnet. Jetzt bin ich bald eine Puffmutter. Eine Bordellbesitzerin? Eine Hure? Eine was weiß ich, was … Ich kann gar nichts sagen, ich kann nur starren.
    Pitbull ist außer sich. Er schüttelt Herrn Kamlade so fest die Hand, dass dessen Fingerkuppen blau anlaufen. Mir tätschelt er vor Begeisterung die Wange (das heißt, er gibt mir Ohrfeigen). Wir machen mit Herrn Kamlade aus, dass wir in der nächsten Woche den Vertrag unterschreiben, er wird dann alles Nötige vorbereiten. Wir bedanken uns und gehen.
    »Jaaaaaaaaaa!«, schreit Pitbull auf der Straße. »Wir haben es geschaaaaaaaafft! Das war die geilste Idee unseres Lebens!«
    Ich selbst kann es noch gar nicht fassen. Wir werden einen Swingerclub eröffnen. O je. Was werden bloß die Leute dazu sagen? Die Kollegen? Susanne! MEINE ELTERN !!! Frau Eichner! Obwohl – die würde nur fragen, ob es was zum Saubermachen gäbe.
    Ich bleibe stehen. »Wir müssen ja auch erst mal ein geeignetes Gebäude finden und einen Vermieter, der uns das als Swingerclub vermietet!«, sage ich zu Pitbull. Er winkt ab. »Mach dir darüber keine Gedanken … da hab ich schon mit dem Pinki geredet. Der sucht schon was.« Wer Pinki ist, will ich wissen. Na, der Pinki vom »Schorsch«, der mit den vielen Tätowierungen. Entschuldigung, aber beim Schorsch haben alle Tätowierungen. Na, der mit den Schlangentätowierungen. Keine Ahnung. Ich frage mich nur, welcher Hausbesitzer diesem Pinki mit seinen Schlangentätowierungen Räume für ein verruchtes Etablissement vermieten wird. »Jetzt geht’s los, jetzt geht’s los!!!«, singt Pitbull. Wir müssten uns sofort an die Planung setzen. Einrichtung der Räume, was muss gekauft werden, mit welchem Bierhersteller arbeiten wir zusammen und so weiter.
    »Aber erst mal brauchen wir doch ’ne Location!«, wende ich ein.
    »Lass den Pinki nur machen, der ist clever, der findet was!«
    Pitbull ist ganz zuversichtlich. »Jetzt gehen wir erst mal zu mir, ich hab schon mit ’ner To-do-Liste angefangen.«
     
    Da bin ich aber mal gespannt, ich war noch nie bei Pitbull. Er winkt ein Taxi heran und sagt dem Fahrer, dass es in die Schmidtstraße gehen soll. O Gott. Das ist ja übelstes Puffviertel.
    Diese Ecke ist vom Blut unschuldiger Menschen getränkt, die sich beim Einkaufen verlaufen haben, in der Schmidtstraße gelandet sind und dort mit einer Pumpgun niedergemäht wurden. Bestimmt trifft uns gleich ein Kugelhagel, wenn wir aus dem Taxi steigen.
    Aber so schlimm ist es gar nicht. Wen sehe ich bei der Ankunft vor Pitbulls Haus? Iris, die eine Nutte, mit der ich beim »Schorsch« so nett tanzte. Sie freut sich sichtlich, mich wiederzusehen. Ihre Begeisterung ist so groß, dass sie fast mit ihren hüfthohen roten Lackstiefeln umknickt, als sie auf mich zuläuft. Ich frage, wie die Geschäfte so gehen. Verschmitzt zieht sie einen Fünfhunderteuroschein aus ihrem BH . »Der Lehrerinnenfreier war wieder da«, gickelt sie.
    Alles klar. In solchen Momenten frage ich mich wirklich, warum ich … Aber das hatten wir ja schon. Von Pitbull bekommt sie zur Begrüßung einen Klaps auf den Hintern. »Na, schon was Warmes im Bauch gehabt heute?«, grölt er. Ich werde noch nicht mal mehr rot, so sehr hab ich mich schon an

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