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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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ich am Wochenende doch gar nicht so furchtbar viel gegessen. Doch. Wenn ich ehrlich bin, schon. Pasta mit Sahnesoße, Schweinemedaillons in Rahm und dazu Butterspätzle und nicht zu vergessen die zwei Tafeln Ritter Sport Vollnuss und die Chips und Erdnüsse von gestern Abend. Und natürlich Rotwein. Wenn ich so weitermache, passe ich auch nicht mehr in die Strapsgürtel in Größe 42 . Und jeder wird mich in unserem Swingerclub für die Klofrau halten.
    Vielleicht hat aber auch die Depression wegen Marius dazu geführt, dass ich Wasser speichere. Bestimmt speichert mein Körper Wasser, weil er etwas festhalten will. Und da das Marius nicht sein kann, hält er eben Wasser fest. Trotzdem werde ich heute überhaupt nichts essen.
     
    Auf dem Weg zur Redaktion überlege ich mir, wie ich die Swingerclubgeschichte den Kollegen beibringen werde. Irgendwann muss ich es ja mal erzählen. Aber ich traue mich nicht. Noch ist ja Zeit. Und Frankfurt und Watzelborn liegen einige Kilometer auseinander. Henning, die alte Tratschbase, hat bestimmt schon überall rumerzählt, dass bei uns im Kaff so was aufgemacht wird.
    Andererseits kann es mir auch scheißegal sein. Ich kann machen, was ich will, und was, bitte, ist so schlimm daran, einen Laden zu haben, in dem Leute sich zum Vögeln treffen. Ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht, dass es wirklich dazu kommt. Aber jetzt stehen wir schon mitten in den Startlöchern, ich kann sowieso nicht mehr zurück. Außerdem kann ich dann mal sagen, dass ich zusammen mit einem Freund eine eigene Idee verwirklicht habe. Ich überlege kurz, ob Pitbull wirklich ein Freund ist. Ich glaube, ja. Er hat mich noch nicht enttäuscht. Susanne schon.
    Da fällt mir ein, dass ich Michael anrufen wollte. Mache ich sofort, wenn ich in der Redaktion bin.
     
    Zladko stürmt auf mich zu und will Infos über den Partyzug haben, mit dem wir in vier Wochen losfahren wollen. Henning behauptet, die Frau seines Lebens gefunden zu haben, was nichts Neues ist, aber gern wieder von allen gehört und breitgetreten wird, und Jo, unser Chef, stößt zum tausendsten Mal mit dem Fuß den Heißwasserbereiter um, mit dem er sich immer seinen komischen grünen Tee macht, den wir alle trinken sollen, weil wir dann viel gelassener würden, und Wolfgang fragt mich, ob ich am kommenden Freitag » LUST voll« moderieren kann. » LUST voll« ist ein Erotikmagazin, das eigentlich von Nina moderiert wird, aber die ist im Urlaub, was zwar alle schon vor sechs Monaten wussten, keiner aber im Dienstplan vermerkt hat. Ich werde nie wieder moderieren. »Von mir aus moderiere ich auch › LUST voll‹«, höre ich mich sagen. Das wäre aber nett von mir, meint Wolfgang und trägt mich ein. Er würde mich dann am Freitagmittag mit den Themen briefen. Soll mir recht sein.
    Jedenfalls komme ich erst mittags dazu, Michael anzurufen. In der Pathologie geht stundenlang niemand dran, und dann ist irgendein Student am Apparat, der ihn holen will, aber nicht findet. Im Hintergrund hört man die Geräusche von Sägen, mit denen Schädel aufgeschnitten werden, und schmatzende Geräusche, die bestimmt daher rühren, dass jemand eine Bauchspeicheldrüse in einem Mann sucht, der tot unter einer Brücke gefunden wurde. Irgendjemand singt: »Warte, warte nur ein Weilchen, gleich kommt Haarmann auch zu dir … «, und ein Chor von Haarmann-Fans lacht leise.
    Nach einer Stunde kommt dann Michael endlich an den Apparat. Er ist total verzweifelt und fragt, ob wir uns am späten Nachmittag in einem Café treffen können. Jetzt bin ich aber neugierig. Um halb sechs dann im Café »Alt-Neuhaus«. Geht in Ordnung.
     
    Ich bin pünktlich im Café »Alt-Neuhaus«. Michael wartet schon. Er hat es gleich gefunden. Wahnsinn. Schlecht sieht er aus. Er fackelt auch nicht lange, sondern legt los, nachdem wir uns einen Cappuccino bestellt haben. Michael legt die Hände an den Kopf und flüstert: »Meine Ehe ist am Ende. Caro, sag mir, was ich tun soll.«
    O Gott. Was soll ich jetzt sagen? »Äh, ja, Michael, du hast Recht, Susanne betrügt dich, aber du bist ja auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit, wie man letztens auf Burg Schreckenstein sehen konnte.« Das kann ich ja nicht machen. Also frage ich: »Warum, was meinst du, wieso zu Ende?«
    Michael richtet sich auf. »Susanne macht mich fix und fertig. Sie gibt zu viel Geld aus, ist ständig unzufrieden und ich glaube, dass sie mich betrügt.«
    »Wieso, welche Anzeichen gibt es denn dafür?«, frage ich und komme

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