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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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übrigens«, sagt Tom. »Streckbank, Andreaskreuz und einen Pranger lasse ich bei einem Freund in Bremen machen. Der ist Schreiner. Da kriegen wir gute Prozente.«
     
    Zum Glück kaufen wir später auch noch normale Sachen. Also Vibratoren und so was. Und natürlich eine Liebesschaukel. Das ist wirklich eine nette Erfindung. Die Frau setzt sich in die Schaukel und lässt es sich besorgen, ohne dass sie sich groß bewegen muss. Eine herrliche Erfindung. So eine will ich auch haben.
    »Wie sieht es aus mit Dessous?«, fragt Ruth wichtig.
    »Jetzt reicht’s aber«, antworte ich. »Sollen wir den Leuten vielleicht auch noch ihre Miete bezahlen? Irgendwas zum Anziehen werden sie wohl haben.«
    Ruth verdreht die Augen und sagt: »Doch nicht die Gäste. Das Personal muss doch gut angezogen sein.«
    Da hat sie Recht. Nur – was soll man da kaufen? Aber Ruth läuft mit Tom schon ein Stockwerk höher in die Outfit-Abteilung, und kurze Zeit später stöbern wir alle in Lackkleidern, Stringtangas und Korsagen. Jetzt bin ich in meinem Element. Ich liebe schöne Wäsche und wir bestellen nette Sachen. Zwar wird mir Größe 36 nie passen, aber Strapse und Push-up-BHs mit Chiffonblüschen, die hinten bis zum Po offen sind, sehen in Größe 36 eben besser aus als in Größe 42 . Da beißt die Maus kein’ Faden ab!
     
    Alles in allem ist es ein sehr ergiebiger Tag und wir geben eine Menge Geld aus, treffen später die anderen wieder und machen dann zusammen noch eine richtig spießige Hafenrundfahrt. Der Kapitän ist sehr witzig und reißt einen Kalauer nach dem anderen: »Wir nehmen leider keine Schecks mehr an, denn wir sind eine Bar-kasse!« Hoho.
    Als es losgeht, schreit er: »Denn man to!«, und zum Schluss ruft er: »Hummel, hummel!«, und alles außer uns antwortet: »Mors, mors!« Scheint in Hamburg so üblich zu sein.
    Hamburg ist wirklich eine tolle Stadt. Ich liebe ja Wasser. Hier gibt es mehr als genug davon. Im Hafen liegen auch wunderschöne Segelboote. Tom entpuppt sich als Kenner. »Schau nur, diese Swan! 60 Fuß! Die werden in Finnland gebaut. Und da – eine Bavaria. Die sind sehr günstig im Verhältnis zu den anderen Yachtbauern. Und haben einen Super-Stauraum. Da kriegt man viel in der Bilge unter. Oh, da macht gerade ein Katamaran fest. Schaut, schaut, der Knoten beim Festmachen! Den nennt man Kopfschlag.« Ah ja.
    Abends gehen wir nett essen, dann kommt Pitbull mit einer Überraschung. Er hat Karten für das Musical »Der König der Löwen« gekauft, während wir im Kaufhaus waren, und ist sehr glücklich darüber, dass wir uns freuen. Richard verspricht sogar, sich nett anzuziehen, und schließlich gurken wir auf einer Fähre rüber ans andere Elbufer.
    So vergeht der Samstag relativ harmlos, davon abgesehen, dass Pitbull und Pinki sich später in einer Kneipe mit dem schönen Namen »Die Ritze« mit zwei Zuhältern prügeln. Wir anderen warten so lange draußen.
     
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück wollen wir heimfahren. Es entpuppt sich als schwierig. Stundenlang suchen wir Richards VW -Bus. Er ist weg. Ein Anruf beim Abschleppdienst ist auch nicht erfolgreich. Der Bus ist offenbar geklaut worden. Wir stehen mit unseren Reisetaschen da wie die letzten Deppen.
    Ein großes Gelaber beginnt. Eine Möglichkeit heimzukommen, ist, mit dem Zug zu fahren. Das kommt aber weder für Iris und Ruth noch für Gero und Tom infrage. Denn es gibt ja dauernd diese entsetzlichen Zugunglücke. Die Mehrheit beschließt zu fliegen. Von Flugzeugunglücken haben sie anscheinend noch nie was gehört.
    Mir sträuben sich die Nackenhaare. Ich habe entsetzliche Flugangst. Auf gar keinen Fall fliege ich. Ich behaupte, es wäre zu teuer, aber die anderen sagen, ich könne da bestimmt was mit Journalistenrabatt machen. Ich will aber gar nichts mit Journalistenrabatt machen und behaupte, meinen Presseausweis vergessen zu haben. Wir könnten ja auch einen Mietwagen nehmen. Kommt nicht infrage, aus welchen Gründen auch immer. Gero sagt böse, er hätte vorhin beim Bezahlen meinen Presseausweis in meinem Portemonnaie gesehen. Ich wäre eine Lügnerin. Ich kann mich nicht durchsetzen, und so fahren wir zum Flughafen.
    Unglücklicherweise sind keine Flüge ausgebucht, was meine letzte Hoffnung zunichte macht. Ich leide unter Atemnot, noch bevor ich die Boeing bestiegen habe. Was, bitte, ist am Fliegen toll? Man sitzt zusammengepfercht wie Vieh in viel zu kleinen Sitzen und kann die Haarschuppen seines Vordermanns zählen, so nah

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