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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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dann Gedanken um das Personal. Ich kenne niemanden, der in einem Swingerclub arbeiten möchte. Die anderen auch nicht. Richard meint, er könnte gern ab und an mithelfen. In einer geblümten Kittelschürze … Trotzdem brauchen wir feste Leute, denn ich habe auch keine Lust, ständig selbst hinter dem Tresen zu stehen. Und eine Reinemachefrau brauchen wir auch. Da könnte ich Frau Eichner fragen.
    Ich hab’s! Ich könnte Zoe Hartenstein in ihrem Happy-Sun-Sonnenstudio-Hartenstein-schönen-guten-Tag anrufen und fragen, ob die einen Tipp hat. In ihr Sonnenstudio gehen eine Menge Menschen, und die überwiegende Klientel könnte als Bedienung bei uns passen. Ich rede jetzt von blonder Miniplidauerwelle und künstlichen Fingernägeln, auf denen sich Strasssteinchen in Herzchenform befinden. Enge Röhrenjeans, Nietengürtel und nachgemachte HCL -Taschen, auf denen dann TCM zu lesen ist. Frauen, die gern die »Neue Revue« lesen und Männer toll finden, die Aufkleber mit Sprüchen wie »Manta-Club Obbornhofen« auf ihren Autos anbringen. Frauen, die mit 35 noch aussehen wollen wie vierzehn und immer Kaugummi kauen. Frauen, die »Babsi« oder »Jennifer« heißen und ihren Traumjob in der Telefonzentrale des Finanzamts gefunden haben. Solche Frauen brauchen wir. Gleich morgen werde ich Zoe anrufen! Vielleicht hat sie ja selbst Lust, sich ein paar Mark dazuzuverdienen. Und einen Pressetext muss ich auch noch schreiben. Welchen Zeitungen bietet man so was an? Bestimmt nicht der »freundin«. Ich muss mich über die einschlägigen Zeitschriften informieren und was das kostet.
     
    Am nächsten Tag gehe ich in einen Kiosk und schaue nach den Zeitschriften. Gute Güte, was es alles gibt. »Dickerchen« und »Sexrevue« und »Heiße Miezen« und natürlich der Evergreen: »St. Pauli Nachrichten«. Fast überall kann man Anzeigen schalten. Ob ich es wage, einen Verkäufer zu fragen, was das beste Magazin zwecks Anzeige für einen Swingerclub ist? Er sieht schwul aus, also traue ich mich. Er nickt und winkt mich mit sich an die Ladentheke. »Hier!« Stolz hält er mir ein dickes Heft unter die Nase. »Das ist das ›Happy Weekend‹. Da sind nur Anzeigen sexueller Natur drin. Da passt ein neuer Swingerclub prima rein!« Ich blättere kurz durch das Exemplar. Viele Anzeigen von Privatpersonen, die Gruppensex wollen oder bisexuelle Kontakte suchen, aber auch viele Anzeigen von Clubs. Ich triumphiere, als ich sehe, dass es im Raum 6 nur drei Clubs zu geben scheint – und nicht einer ist in unserer Nähe!
     
    Am Freitag sitze ich in der Redaktion und warte auf Wolfgang, muss ja heute Abend » LUST voll« moderieren. Da ist er ja. Hilf Himmel, was sind denn das für Themen? Ein Interview mit einem Kondomhersteller, der Kondome für extra kleine Penisse auf den Markt gebracht hat mit anschließender Verlosung (bei der hundertprozentig niemand anrufen wird, weil keiner zugibt, ein so kleines Ding zu haben), Buchvorstellung des neuen Romans von irgendeiner Schnalle, die von sich selbst behauptet, 100 Männer in zwei Tagen vernascht zu haben (Neid!), und als Studiogast eine Transsexuelle, die mal ein Mann war, jetzt eine Frau ist, damit nicht umgehen konnte und deswegen jetzt lesbisch ist. Sie/er/es kommt mit Lebensgefährtin. Und ein Gewinnspiel, in dem zwei Leute für ein Blind Date verkuppelt werden sollen. Ich bin ja mal gespannt. Und dann das Highlight: Weena Geilt, Shooting-Hardcore-Pornostar.
     
    Die Sendung ist wider Erwarten ganz nett. Zwar lässt der Hauptpförtner Luise Riegel, die Transsexuelle, erst nicht rein, weil er stocksteif behauptet, sie wäre ein Mann. Luise hat kräftige, behaarte Unterarme, trägt einen Minirock und muss in ihrem früheren Leben Fußballspieler gewesen sein – solche Muskeln habe ich noch nie vorher gesehen – und hat eine blonde Zopfperücke auf, die auch noch schief sitzt. Hätte sie einen ganzen Gouda dabei, könnte sie als Frau Antje durchgehen. Ich erkläre die Situation und schließlich darf sie das Funkhaus betreten.
    Während des Interviews fängt sie zweimal an zu weinen, weil sie so unglücklich darüber ist, dass sie keinen vaginalen Orgasmus bekommt, egal, was die Ginger-Lou (die Freundin) macht. Ich frage sie, ob sie es schon einmal mit einem Vibrator versucht hat, woraufhin sie mich böse anstarrt und meint, ein Vibrator würde sie an Männer erinnern, und die hasst sie ja bekanntlich.
    Weena Geilt bringt einen Haufen ihrer Pornos mit, die wir verlosen können, woraufhin die

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