Fremde
von den Kufen der Eisboote ab. Manchmal, wenn Feuerfrau besonders intensiv schien, schmolz der oberste Zentimeter des Eises, und die schnell dahingleitenden Eisboote spritzten zu beiden Seiten Wasser und Matsch hoch in die Luft.
Einmal sah Farber, wie ein Eisboot auf dem Eis auf eine Unregelmäßigkeit traf, einen zerklüfteten, hochgekippten Block, der drei Fuß hochragte. Der Stoß jagte zwei der Kufen hoch in die Luft – das Boot glitt gefährlich auf den beiden verbliebenen dahin, einen endlosen Augenblick lang, aber das war für die spiralförmigen Stabilisatoren zu viel, und es kippte über. Das Boot drehte sich zweimal sehr schnell, ließ die Kufen kreischen, machte ein Geräusch wie eine Million Blechbüchsen, die von einer Hundemeute gezogen werden, sprang in die Luft und kam hart auf, glitt und rollte weiter.
Dann explodierte es. Das brennende Wrack schmolz ein Loch ins Eis und bohrte sich sechs Fuß tief in den Harsch. Als das Feuer erstarb und das Eis wieder schmolz, blieb der Schiffsrumpf in einem Winkel von fünfundvierzig Grad aus der Eisoberfläche herausstehen. Flaggen und Fackeln markierten zwei Tage lang das Wrack, bis cianische Arbeitstruppen es beseitigen konnten.
Das war ein ungewöhnlicher Vorfall; häufiger wurden Unfälle nur um Zentimeter verhindert – wenn überhaupt –, und das tagtäglich. Bei den meisten waren Fußgänger beteiligt. Die Arbeiter am Fluß begannen ihre Arbeit mit der Morgendämmerung, doch um die Mittagszeit waren auch viele andere Bürger auf dem Eis, viele von ihnen auf dem Weg zu den großen Salzwassersümpfen auf der anderen Seite des Aome. Es waren Jäger auf der Suche nach Eidechsen, Schnäppern und Schlammteufeln, Töpfer in der Hoffnung, bestimmte seltene Tonsorten und Erden für bestimmte zeremonielle Keramiken zu finden, heilige Männer auf dem Schattenpfad, die die Einsamkeit suchten, um sich die Anstrengungen zu erleichtern, Sykopathie mit der Harmonie zu finden, Wahnsinnige, Gescheiterte auf dem Lichtlosen Pfad, die Degradierung und Schmerz suchten, Gruppen junger Frauen, unterwegs, um Eidechseneier und Winterpilze zu suchen, Spaziergänger und Touristen. Alle gingen über die Verkehrsstraßen auf dem Fluß, alle der Gefahr ausgesetzt, mit den Eisbooten zu kollidieren, die gelegentlich so nahe kamen, daß alle auseinander spritzten und sich über das ganze Eis verteilten.
Am meisten gefährdet – und am unaufmerksamsten – waren die Horden kleiner Kinder, die am späten Nachmittag erschienen, um auf dem zugefrorenen Fluß zu spielen. Sie liefen über die Eisfläche, rodelten auf ihren Bäuchen, liefen Schlittschuh, spielten Eisschießen mit langen Stöcken und flachen Keramikscheiben. Keine dieser Vergnügungen waren von Terra importiert worden, wie Farber zunächst vermutet hatte, sondern hatten sich unabhängig davon hier entwickelt, wie es fast unvermeidlich auf jeder Welt geschehen würde, wo es die Kombination verspielter, humanoider, zweifüßiger Kinder und Eis zum Spielen gab. Unvermeidlich oder nicht, die Kinder waren während der langen Dämmerstunden nahezu unsichtbar und bereiteten den Eisbootkapitänen erhebliche Kopfschmerzen. Es war ein sonderbarer Zug in der Rassenpsychologie der Cian, daß sie keinen Versuch unternahmen, Privatpersonen vom Eis fernzuhalten oder ihnen das Recht streitig zu machen, die lebhaftesten Verkehrsstraßen zu überqueren. Natürlich bedeutete dies auch, daß die eislaufenden Spaziergänger sich selbst überlassen wurden, aber wenn sie nichts dagegen hatten, eine Kollision mit einem Zehn-Tonnen-Eisboot zu riskieren, dann hatten die Kapitäne auch nichts dagegen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie gaben sich damit zufrieden, die Nebelhörner zu blasen, wenn Kinder zu dicht an die Hauptstraßen herankamen, und die Kinder riefen ungestört und unbeeindruckt zurück. Das dumpfe, trauernde Klagen der Nebelhörner und die fernen, schrillen Schreie der Kinder tönten ständig in Farbers Ohren, wenn er arbeitete.
Es war eine schwere, harte und unter Zeitdruck stehende Arbeit, die Eisboote zu be- und entladen und die Waren zu den Lagerhäusern und Stapelplätzen zu schaffen. Es war eine Art Arbeit, die auf Terra von Robotermaschinen verrichtet wurde, aber in Shasine lief nichts automatisch, es sei denn, es war absolut unvermeidlich. Farber war immer schon ein kräftiger Mann gewesen, aber diese Robustheit war das Ergebnis von Badekuren und Hallensport – er hatte niemals zuvor einen Job gehabt, bei dem es auf
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