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Fremde Blicke

Fremde Blicke

Titel: Fremde Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Holland.«
    »Annie Holland? Aber was ist mit dem Medaillon?«
    »Das stammt von ihrem Freund. Er heißt Halvor.«
    »Woher kommt sie?«
    »Aus Lundeby. Sie wohnen im Krystall Nummer zwanzig. In derselben Straße, in der Ragnhild Album gestern übernachtet hat, nur weiter von der Straße weg. Komischer Zufall!«
    »Und ihre Eltern, was sind das für Menschen?«
    »Außer sich vor Angst«, sagte Skarre leise. »Nette, ordentliche Leute. Sie hat ununterbrochen geredet, er war fast stumm. Sie sind zusammen mit Siven losgefahren. Du kannst dich doch setzen«, sagte er dann. »Ich bin ein bißchen zappelig.«
    Sejer steckte sich ein Fisherman’s Friend in den Mund.
    »Sie war erst fünfzehn«, fuhr Skarre fort. »Ging noch zur Schule.«
    »Was sagst du da? Fünfzehn?« Sejer schüttelte den Kopf. »Ich hätte sie für älter gehalten. Sind die Bilder fertig?«
    Er fuhr sich mit der Hand durch den kurzen Schopf und setzte sich.
    Skarre reichte ihm eine Archivmappe. Die Bilder waren auf das Format zwanzig mal fünfundzwanzig vergrößert worden, zwei waren noch größer.
    »Hast du schon einmal einen Sexualmord gesehen?«
    Skarre schüttelte den Kopf. »Das sieht nicht wie einer aus. Die sind anders.«
    Er blätterte sich durch den Fotostapel durch. »Sie liegt zu ordentlich da, sieht zu hübsch aus. Irgendwie zurechtgelegt und zugedeckt. Keine Kratzer oder Schrammen, keine Hinweise auf Widerstand. Sogar ihre Haare sehen gekämmt aus. Sexualverbrecher tun so was nicht, die wollen ihre Macht demonstrieren. Sie schleudern ihre Opfer einfach von sich.«
    »Aber sie ist doch nackt?«
    »Ja, das schon.«
    »Was sagen die Bilder dir denn? So ganz spontan?«
    »Ich weiß nicht so recht. Die Jacke ist so sorgfältig über ihre Schultern gelegt.«
    »Eine Art Fürsorge?«
    »Sieh dir doch die Bilder an. Was meinst du?«
    »Doch, du hast schon recht. Aber was ist es denn dann? Eine Art Mord aus Barmherzigkeit?«
    »Auf jeden Fall sind hier Gefühle im Spiel. Ich meine, neben diesem anderen hat er auch Gefühle für sie. Gute Gefühle. Deshalb hat sie ihn vielleicht gekannt. In der Regel kennen sie sich ja.«
    »Wie lange werden wir wohl auf den Bericht warten?«
    »Ich werde Snorrason nach besten Kräften in den Nacken pusten. Wirklich blöd, daß wir da oben nichts gefunden haben. Außer unbrauchbaren Fußspuren und einer Pille. Und ansonsten nicht mal eine Kippe, nicht einmal ein Eisstäbchen.«
    Er zerbiß den Fisherman, ging zum Waschbecken und füllte einen Pappbecher mit Wasser.
    »Morgen fahren wir in den Granittvei. Wir müssen mit den Leuten sprechen, die Ragnhild gesucht haben, mit Torbj0rn zum Beispiel. Wir müssen wissen, wann sie am Schlangenweiher waren.«
    »Was ist mit Raymond Lake?«
    »Den brauchen wir auch. Und Ragnhild. Kinder kriegen sehr viel mit, das kann ich dir sagen. Ich spreche aus Erfahrung«, fügte er hinzu. »Was ist mit Hollands, haben die noch andere Kinder?«
    »Noch eine Tochter. Älter.« »Gott sei Dank.«
    »Ist das ein Trost?« fragte Skarre skeptisch.
    »Für uns«, antwortete Sejer düster.
    Der Jüngere klopfte sich auf die Jackentasche. »Darf ich hier rauchen?«
    »Von mir aus.«
    »Du«, sagte Skarre dann und stieß den Rauch aus, »es gibt zwei Wege zum Schlangenweiher. Den markierten, den wir gegangen sind, und einen befahrbaren auf der Rückseite, den haben Ragnhild und Raymond genommen. Wenn an dieser Straße jemand wohnt, sollten wir da morgen doch mal anklopfen.«
    »Der Weg heißt Kollevei. Ich glaube, er ist ziemlich spärlich besiedelt, ich habe mir zu Hause die Karte angesehen. Nur ein paar Höfe. Aber natürlich, wenn sie im Auto zum Weiher gebracht worden ist, müssen sie diesen Weg gefahren sein.«
    »Ihr Freund tut mir leid, den mußt du doch auch vorladen.«
    »Wir werden ja sehen, was das für ein Typ ist.«
    »Wenn einer ein Mädchen umbringt«, sagte Skarre, »indem er ihren Kopf unter Wasser drückt, bis sie tot ist, und wenn er sie danach wieder an Land zieht und sie so hübsch arrangiert, dann stelle ich mir ungefähr diese Aussage vor: >Ich wollte dich ja gar nicht umbringen, aber mir blieb wirklich nichts anderes übrig.< Irgendwie als ob er um Entschuldigung bitten wollte, nicht wahr?«
    Sejer leerte seinen Pappbecher und drückte ihn zusammen. »Ich werde morgen mit Holthemann sprechen. Ich möchte dich bei diesem Fall dabeihaben.«
    Skarre zwinkerte überrascht.
    »Er hat mich auf die Sparkasse angesetzt«, stammelte er. »Zusammen mit G0ran.«
    »Hast du denn

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