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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Name.«
    »Eigentlich hätten Sie Calvert geheißen?«
    »Hören Sie, es tut mir leid, daß ich das nicht vorher gesagt habe, aber warum, verflixt, hätte mir das einfallen sollen?«
    »Weil der ermordete Mann in Philadelphia Philip Calvert hieß. Das war doch wohl klar, oder?«
    »Ja, aber in diesem Teil des Landes gibt es zigmillionen Calverts. Es gibt sogar Calvert County. Der Name ist so verbreitet wie Howard. Und Ihr Bursche war aus Pennsylvania, weder aus Maryland noch aus Baltimore. Vergessen Sie nicht, daß Muldare seit Generationen der Familienname ist. Seit Anfang/Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, vielleicht sogar noch länger. Schauen Sie, es tut mir wirklich leid, aber mit dieser anstehenden NFL-Entscheidung, hm, da habe ich den Kopf gerappelt voll.«
    »Du liebe Güte«, flüsterte Jury reichlich entnervt. »Etwas zu voll, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Ja, wird wohl so sein.«
    »Und, weckt diese Verbindung jetzt irgendwelche Assoziationen?« Jury erzählte ihm alles, was er von Philip Calvert und seiner Tante Frances Hamilton wußte.
    Peinlich berührt, daß er Jurys Fragen am Anfang nicht ernst genug genommen hatte, setzte Patrick Muldare eine ernste Miene auf und hörte ihm so aufmerksam zu, als sei er wirklich an dem Gesagten interessiert. Gleichzeitig jedoch wirkte seine Miene so aufgesetzt, als nehme er kein Sterbenswörtchen auf. Wahrscheinlich rannte er in Gedanken da draußen von Base zu Base. Jury stöhnte.
    »Pat, hören Sie, was ich sage?«
    »Natürlich. Sie haben gesagt, dieser Philip Calvert wäre beim Tod der Tante ein reicher Mann geworden, aber er ist selbst gestorben, und die Tante hat niemand anderem etwas hinterlassen, es gab ja auch niemand anderen, außer dem einen oder anderen entfernten Cousin. Und jetzt denken Sie, das wäre ich, ich wäre der entfernte Cousin und da hingefahren und hätte ihm einen reingeballert.«
    Natürlich hatte er einen Sportausdruck hineinschmuggeln müssen. »Herzlichen Glückwunsch. Sie haben zugehört. Nein, das glaube ich nicht. Was, zum Teufel, sollte jemand mit dem Geld von Frances Hamilton wollen, der genug Geld hat, eine Football-Lizenz zu kaufen?«
    »Vielleicht hatte ich ja noch andere Gründe, Inspector.« Spöttisch wackelte er mit den Augenbrauen.
    »Superintendent. Stimmt, kann sein. Dann packen Sie mal aus.«
    »Ich hab nur Spaß gemacht.«
    »Dann hören Sie auf, Spaß zu machen, und erzählen Sie mir etwas über Ihre Familie.«
    Pat gebärdete sich wieder wie ein Pitcher, rieb die Faust in der Hand und sagte: »An meinen Vater denke ich selten. Ich erinnere mich nur daran, daß er immer wütend war. An meine Mutter, ja, an die denke ich oft.«
    Zum ersten Mal war Jury sich sicher, daß Muldares Gedanken seinem Blick folgten; er schaute vom Spielfeld auf die Planken unter seinen Füßen. »Sie war eine Howard. Es gibt auch ein Howard County, müssen Sie wissen. Vielleicht war sie sogar eine Nachfahrin von John Eager Howard - das war der Philanthrop, der der Stadt so viel von seinem Land geschenkt hat. Sie war viel jünger als mein Vater - zwanzig, vielleicht zweiundzwanzig Jahre. Und trotzdem hat er sie überlebt.« Sein Tonfall war ungehalten, als ärgere er sich darüber. »Meine Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wir waren auf dem Weg nach Cape May, in New Jersey -«
    »Sie waren dabei?«
    »Ja. Nur wir beide, wir wollten nach Cape May. Mit den Bremsen war etwas nicht in Ordnung, wir kamen von der Straße ab und fuhren in einen Graben. Bis auf ein paar Schnittwunden bin ich unverletzt geblieben.« Er schwieg und schaute wieder zum Himmel. »Ich war bewußtlos. Als ich wieder zu mir kam, ja, da lag dann meine Mutter.«
    Stille. Jury sagte: »Es tut mir leid.«
    »Vielleicht hat mich das Erlebnis nie losgelassen. Ich sollte heiraten, Kinder haben. Herzlich gern, aber -« Er zuckte mit den Schultern. Schaute Jury an. »Ich sage Ihnen eines: Ich bin nie erwachsen geworden.«
    In all den Jahren, in denen Jury Leute verhört hatte -Verdächtige, Zeugen, Unschuldige, Schuldige -, hatte er nie erlebt, daß ein Mann etwas Derartiges offen eingestand und sich wie selbstverständlich in einer Weise beschrieb, die viele Männer als unmännlich betrachtet hätten.
    »Das ist vielleicht Ihr Glück, Pat«, sagte Jury lächelnd.
    »Aber ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß diese Namen nur Zufall sind?«
    »Ich würde das bereitwilliger zugeben, wenn Beverly Brown sie nicht ausdrücklich miteinander in Verbindung gebracht

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