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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Bademode«, hatte er Jury feixend informiert). Er war nicht unfreundlich, aber Scotland Yard haute ihn nicht vom Stuhl.
    Er hatte Jury gesagt, er solle in den Blöcken 35 und 36 nachschauen, direkt unter der Pressetribüne, aber Jury hätte Muldare trotzdem verpaßt, wenn der nicht aufgestanden wäre und wild mit den Armen gewedelt hätte. Da mußte Jury von ganz unten wieder hinaufklettern.
    Als er sich neben Muldare niederließ, sagte er ohne jede weitere Vorrede: »Ist es nicht toll? Ein tolles Stadion?«
    Der Meinung war Jury auch. Sie saßen nebeneinander und schauten einträchtig über das halbrunde Außenfeld, die gigantische Anzeigetafel und zur Skyline von Baltimore.
    »Kommen Sie oft hierher?« fragte Jury.
    »Wann immer ich die Gelegenheit habe. Es gab vehementen Widerstand dagegen, Steuergelder für den Bau dieses Stadions auszugeben. Schließlich haben wir ja das Memorial Stadium.
    Aber es hat sich gelohnt. Wenn die Leute es erst einmal sehen, wird manch einer seine Meinung ändern. Saisonkarten zu kriegen wird bestimmt genauso schwer wie zu den alten Colts-Spielen. Wissen Sie, es gab Zeiten, da konnte man nur beten, daß jemand stirbt, wenn man eine Sai-sonkarte für die Spiele drüben im Memorial haben wollte.« Er grinste. »Aber selbst wenn jemand starb, erbten die Verwandten sie. Das letzte Spiel, das ich von den Colts gesehen habe, war 1983, kurz bevor sie nach Indianapolis verschwanden. In der Zeit füllten sie nicht mal das halbe Stadion, es war ein einziges Trauerspiel. Ich will den Namen zurückkaufen. Das bringt vielleicht was bei den Anteilseignern. Im Moment ist die NFL offenbar der Meinung, daß Baltimore die Eagles auf der einen und die Skins auf der anderen Seite hat und wir deshalb kein eigenes Footballteam brauchen. Wenn man sich dagegen Charlotte anschaut - weit und breit kein Team in Sicht. Sie brauchen eines, und sie haben mehr Geld. Ein Stadion würden sie bestimmt auch bauen. Ich glaube, ihre Chancen stehen besser. Aber wir wiederum haben eine bessere Chance als St. Louis.«
    »Die anderen hatten keine Colts.«
    »Wenn mir nur etwas einfiele, was ich zu unseren Gunsten in die Waagschale werfen könnte.«
    Jury lächelte. »Was Hollywoodmäßiges.«
    »Das können Sie laut sagen, was verdammt Dramatisches.«
    »Lebt Johnny Unitas nicht in Baltimore?«
    »Ja. Woher wissen Sie denn das?«
    »Wozu bin ich Kriminalbeamter? Warum gewinnen Sie ihn nicht als Trainer?«
    Muldare lachte und freute sich, daß Jury langsam Blut leckte. »Ja, das wäre allemal dramatisch. Wohl wahr.« Mul-dare schaute über das Spielfeld, als sei das Stadion seine ureigene Schöpfung und lächelte dabei wie ein kleiner Junge.
    In Ermangelung seines Balls aus dem Büro grub er die Faust in die Handfläche der anderen Hand, als bereite er sich auf einen Wurf vor.
    Jury versuchte, sich Patrick Muldare an einem Ort vorzustellen, wo es ums Geschäft ging: draußen auf einer seiner Baustellen oder am Kopfende eines langen, glänzenden Tisches als Vorstandsvorsitzender oder wie er einen Multi-Millionen-Dollar-Deal mit den Japanern abschloß. Doch er schaffte es nicht; die Bilder lösten sich auf, bevor sie richtig Gestalt annahmen. Da draußen beim Wurfmal allerdings, da konnte Jury sich Patrick lebhaft vorstellen, oder wie er eine Base vorrückte oder den Handschuh des Fängers anzog. Er sah es richtig vor sich und mußte lächeln. Dieser Mann hier hatte seine Berufung gefunden, obwohl er ja nicht selbst aktiv war.
    Er saß bestenfalls hier in einem grünen Holzstuhl und schlug die Faust in die Hand, als trage er den Handschuh und hielte den Ball. Jetzt schaute er auf, blinzelte mit seinen blauen Augen in den blauen Himmel, als habe er den Ball gerade geschlagen und der beschriebe nun einen hohen, weiten Bogen.
    Fast wurde Jury neidisch. Er weckte Muldare nur sehr ungern aus seinem Traum, aber es mußte sein. »Ihr Stiefbruder hat Ihren familiären Hintergrund erwähnt. Er sagte, Ihr Ur-Urgroßvater habe sich mit anderen Mitgliedern der Familie überworfen und seinen Namen geändert.«
    »Das stimmt. Außer, daß ich glaube, es war der Ur-Ur-Ur.« Muldare hielt drei Finger hoch.
    »Wichtig ist nur, was passiert ist. Ob zwischen Ihnen und den anderen möglicherweise eine Verbindung besteht.«
    »Na ja, der Name wahrscheinlich. Früher war es Calvert.«
    »Was? Wie bitte?«
    »Muldare war der Mädchenname meiner Ur-Ur- - oder waren das auch drei Urs? - Großmutter. Ich weiß es nicht mehr genau. Ein irischer

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