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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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lachte er und richtete die Pistole nach unten. »Nein, das glaube ich auch nicht. Aber darauf kommt es letztendlich auch gar nicht an.«
    Die momentane Erleichterung verflüchtigte sich. Letztendlich? Was für ein Ende? Wessen? Sie schluckte und fragte, wobei sie so aggressiv wie möglich zu klingen versuchte: »Verdammte Scheiße, was wollen Sie denn?«
    »Als Appetitanreger möchte ich zuerst einmal alles, was Beverly Brown Ihnen gegeben hat.«
    »Das Poe-Manuskript? Aber es ist eine -« Sollte sie ihm erzählen, daß es eine Fälschung war? »Es ist ein sehr zweifelhaftes Manuskript. Bis jetzt weiß noch niemand, ob es überhaupt echt ist.« Sie wich langsam zum Fenster zurück und schaute auf die Uhr. Jesus.
    »Das Manuskript. Natürlich ist es nicht echt. Einer von Beverlys kleinen Scherzen.«
    Ein Scherz! »Wußten Sie, daß es gefälscht war?«
    »Natürlich wußte ich es. Beverly und ich waren - hm, zumindest, bis Patrick auftauchte. Ich will alles, was sie Ihnen gegeben hat.«
    Noch drei Minuten.
    Ellens Blick huschte von der Uhr zur untersten Schublade des Aktenschranks. »Da unten drin.«
    »In der untersten Schublade?«
    »Sie ist verschlossen.« Sie zog den kleinen Schlüssel aus ihrer Jeans und warf ihn ihm zu.
    Alan nickte in Richtung der Kette. »Die reicht nicht bis dahin, was?« Er hielt die Pistole mit dem Lauf zur Decke und kam zu ihr herüber. Er zerrte an der Kette, schätzte die Länge ab und lächelte. »Sehr kooperativ von Ihnen, sich schon mal selbst an den Schreibtisch zu ketten.« Dann ging er zum Aktenschrank, kniete sich hin und legte die Pistole auf den Boden, während er den Schlüssel ins Schlüsselloch fummelte.
    Zwei Minuten zehn Sekunden.
    Ellen starrte zur Uhr.
    Sie war fast bis zum Fenster zurückgewichen. Sie räusperte sich, um die Worte überhaupt herauszubringen, und fragte in diesem idiotischen Plauderton: »Was suchen Sie denn?« Ihr Blick war auf die Waffe direkt neben seinem Fuß gerichtet. In seiner Reichweite, nicht in ihrer.
    »Beverlys Notizen.« Er schaute auf und lächelte breit. »Und eine Geburtsurkunde.«
    Eine Minute fünfzig Sekunden.
    »Der Beweis, daß Sie geboren worden sind?«
    Er starrte sie an. »Galgenhumor? Ich muß sagen, Sie haben stärkere Nerven als Beverly.«
    Als Beverly? O Gott .
    Er saß im Schneidersitz auf dem Boden und beugte sich über einen dicken Aktenordner wie ein dämlicher Student, der seine eigene Seminararbeit liest. »Sie meinte nämlich, sie könnte mich erpressen. Sie hatte zwei und zwei zusammengezählt. Sehr viel Grips brauchte man allerdings auch nicht, um zu kapieren, was Philip Calvert passiert war.«
    »Calvert?«
    Eine Minute dreißig Sekunden.
    Alan schaute sie skeptisch an. »Sie sind noch nicht darauf gekommen?« Er ging wieder an den Ordner. »Keine Bange - Sie wären schon. Es war übrigens Beverlys Idee; ihre Art, es Patrick heimzuzahlen, weil er sie abserviert hat.« Er schaute zur Zimmerdecke und schüttelte den Kopf. »Manchmal wundere ich mich über ihn; er ist hoffnungslos kindisch. Und trotzdem bin ich derjenige, dem immer vorgeworfen wurde, verantwortungslos und was weiß ich sonst noch alles zu sein.« Er blätterte ein paar Seiten um, scheinbar vertieft in das, was er las. »Beverly wußte, daß er ein Calvert ist. Ich habe es ihr erzählt. Als sie zufällig diesen Philip Calvert kennenlernte, kam sie auf die Idee. Eine Wahnsinnsidee, wirklich! Aber wer eine fast vollständige Geschichte von Poe fabriziert, der schüttelt auch die eine oder andere fingierte Urkunde aus dem Ärmel. Kritzelt ein paar Zeilen in ein Buch ...« Er schrieb mit der Hand in die Luft.
    »Was reden Sie da? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden !«
    Alan schaute auf. Er bewegte die Waffe ein wenig, als richte er ein Tischgedeck. Sie lag immer noch neben seinem Schuh. »Ellen, ich bitte Sie! So dumm können Sie doch gar nicht sein!«
    »O doch! Kann ich!« In den letzten eineinhalb Minuten war sie nur Zentimeter zurück zum Fenster gewichen. Vierzig Sekunden. O Gott - geh los geh los geh los - »Na gut«, sagte er, als gebe er ihr recht. Sie war dumm. »Vielleicht haben Sie es bis jetzt noch nicht begriffen. Aber sobald die Gerüchteküche gekocht hätte, daß Patrick der jetzige Lord Baltimore ist, wären Sie darauf gekommen, da bin ich sicher.« Er hielt eine Seite hoch und wedelte herausfordernd damit.
    Wovon in Gottes Namen sprach dieser Wahnsinnige?
    »Bevs Notizen. Diese Ahnentafel.«
    Sie folgte der Bewegung des Papiers. Zehn

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