Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Sekunden.
    »Das ist nur Zeugs von ihrer Arbeit für Owen Lamb. Ich habe es gar nicht weiter beachtet.«
    »Hätten Sie aber. Später. Hm, wie schön, zu einem Publikum zu reden, das so gefesselt ist -«
    Der Lärm war ohrenbetäubend.
    Das entsetzliche Rasseln des Weckers ließ ihn herumwirbeln. Er versuchte, sich zu erheben, fiel auf alle viere, sein Fuß schoß vor, die Pistole rutschte über den Boden, Ellen stürzte darauf, und er hockte da. Sie gestattete sich eine Sekunde ekstatischer Freude über dieses unverhoffte Glück, dann feuerte sie.
    Alan Loser schrie, faßte sich ans Knie und umklammerte es, das Blut schoß ihm zwischen den Fingern hindurch.
    »Sie miese Ratte!« kreischte sie, wobei die Spannung in ihr abrupt nachließ. Dann spannte sie die Pistole neu und zielte.
    Gleichzeitig hörte sie eilige Schritte, und ein paar Sekunden später kamen Richard Jury und Melrose Plant ins Zimmer gerannt.
    »Ellen!«
    Jury ging zu Loser; Plant zu Ellen.
    Seinen Arm auf ihrer Schulter schüttelte sie ab. »Schreiben ist das Hinterletzte.«

Kapitel 35
    Beim Abschiedstrunk im Horse sagte Ellen betont beiläufig: »Ich nehme doch nicht an, daß diese Reporter sich besonders für meine Schreibgewohnheiten interessiert haben, oder? Sie werden es doch wohl nicht der Mühe wert finden, sich in ihren Artikeln darüber auszulassen?«
    »Sie meinen, daß Sie sich an Ihren Schreibtisch ketten müssen, um schreiben zu können?«
    »Ich meine, daß ich immer versuche, die Erfahrungen meiner Figuren selbst nachzuvollziehen.« Sie schaute Melrose böse an.
    Er goß sich noch ein Bier ein und sagte: »Hm, ja, diese Szene muß Ihnen wohl ganz besondere Probleme bereiten, da Sie sich jeden Tag an den Schreibtisch ketten. Und jeden Abend.«
    »Sie müssen nicht zu allem und jedem Ihren Senf dazugeben - keiner hat Sie gefragt.«
    Aber er mußte doch. Als rätsele er wirklich daran herum, blätterte er durch sein Exemplar von Fenster. »Wissen Sie, ich erinnere mich überhaupt nicht daran, daß Sweetie - oder Maxim - in Ketten herumgelaufen sind.« Dann schnipste er mit den Fingern. »Ah! Ist das etwa der Titel?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Wie meinen?«
    »Ketten. Ist Ketten der Titel des letzten Teils der Trilogie?«
    »Jetzt sind Sie wohl völlig übergeschnappt!« Geräuschvoll stellte Ellen ihren Stuhl um, so daß sie mit dem Rücken zu Melrose saß.
    Wiggins kramte in seiner Reisetasche, um Platz für etliche Packungen Bromo-Seltzer zu schaffen. »Sie waren sehr tapfer, Miss. Was Sie da gemacht haben, das erfordert viel Mut.«
    Ellen lächelte. »Genau. Wissen Sie, ich wollte ja aus dem
    Fenster hechten, als der Wecker losging. Ich dachte, der Krach würde ihn so verwirren, daß er nicht losfeuern würde. Aber dann hat er die Pistole weggetreten. Wie geht’s dem Widerling?«
    »Pryce sagt, er überlebt’s«, sagte Jury.
    »Schade.«
    »Eine zerschmetterte Kniescheibe tut aber auch weh«, lächelte Jury.
    »Ich wünschte nur, ich hätte diesen Mistkerl umgebracht. Wie konnte er sich bloß einbilden, er würde ungeschoren davonkommen, wenn er mich ermordet?« Ihr Tonfall implizierte, daß sie mit Sicherheit zu jener raren Sorte Sterblicher gehörte, die nicht ermordet werden durfte.
    »Ich glaube, wenn die Polizei überhaupt ein Motiv gefunden hätte, dann hätten sie es entweder für die Wahnsinnstat eines eifersüchtigen Kollegen von Ihnen gehalten oder von jemandem, der hinter dem Manuskript her war. Schließlich und endlich hatten Sie es ja.«
    »Ja, aber es ist nicht echt, das wissen wir jetzt.«
    »Wir ja, aber wer noch? Ihr Freund Vlasic wußte es zum Beispiel nicht«, sagte Jury.
    »Vlasic«, sagte Melrose und verzog das Gesicht, »hätte das Manuskript liebend gern selbst entdeckt.«
    »Da sah er alt aus«, sagte Wiggins, »als eine seiner Studentinnen mit so einem Fund ankam.«
    »Warten Sie einen Moment«, sagte Ellen. »Wollen Sie damit andeuten, die Untersuchungsbeamten hätten Vlasic festgenommen?« Darüber dachte sie nach. »Da tut es mir ja nachgerade leid, daß ich dazwischen gefunkt habe.«
    Jury fuhr fort: »Und die Morde an Philip Calvert und
    John-Joy wären ungelöst geblieben. Pryce scheint ein guter Kriminalist zu sein, aber wie hätte er zwischen den beiden eine Verbindung herstellen können?«
    »Er ist aber nicht halb so gut wie Lord Ardry«, sagte Wiggins.
    Melrose seufzte. Er wünschte, Wiggins hätte sich diese neue Anrede für ihn nicht angewöhnt. Aber schließlich sprach hier Lord

Weitere Kostenlose Bücher