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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und erntet Kumquats ...«
    »Keine Kumquats, Kuwaits, verdammt und zugenäht!«
Kapitel 8/V
    Als Richard Jury, den Ruthven zum Jack and Hammer geschickt hatte, an das Flügelfenster kam, sah er Ruthvens Herrn und Gebieter, den Kopf über ein Notizbuch gebeugt, mit Marshall Trueblood tête-à-tête und mit dem Rücken zum Fenster an dem Tisch sitzen, von dem aus man die High Street überblicken konnte. Truebloods Stimme wehte zu ihm hinaus: »>O Gott! Meine Leiden sind .<«
    Die Stimme erstarb. Das Fenster stand nur einen klitzekleinen Spalt offen. Jury zog es noch ein, zwei Zentimeter weiter auf. Und wieder Truebloods Stimme: »>Meine Leiden sind noch nicht vorüber. Ach, wenn sie es wüßte, mein
    Tod ist nichts -< nein, schreiben Sie: >Nichts ist mir der Tod.«<
    »>Ist mir    »Na gut. Dann eben >Meintodistnichts<«, sagte True-blood ungeduldig.
    Draußen war Jury von diesem schwülstigen Text unfreiwillig fasziniert. Was trieben sie da? Schrieben sie einen Roman zusammen? Ein Theaterstück? Das bezweifelte er. Damit wäre Marshall Truebloods Konzentrationsfähigkeit von maximal fünf Minuten arg überfordert. Jury blieb mit dem Rücken an der Außenmauer des Gasthofs stehen, das trockene Efeu, das die halbe Fassade überwucherte, kitzelte ihn im Gesicht. Die tief verwachsenen Ranken bedeckten auch die Fensterrahmen, was der Grund war, warum man ihn von innen nicht sehen konnte.
    »>... die dumpfige Gruft, das tröpfelnde, eisige Wasser, der Moder -<«
    »Klingt nach Ihrem Keller.«
    »>- das helle Geläut der Glocken -<«
    »Warten Sie, warten Sie eine Sekunde. Was hat er sie von seinem« - Melroses Stimme wurde leiser, dann wieder lauter - »zu der Krypta gebracht und trotzdem noch Zeit gehabt, um« - leise - »die Schlaftropfen in ihren Wein« - lauter, leiser - »und die Glocken -«
    »Es muß nicht logisch sein, Allmächtiger. Er ist wahnsinnig!«
    »Ja, aber -«
    Ein kleiner weißer Hund bellte Jury vom gegenüberliegenden Bürgersteig her an und lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Es war Miss Crisps Jack Russell, und schon tauchte sie auf, um das Tier zu schimpfen und Jury zuzuwinken.
    Wie er da so in dem Efeu hing, kam er sich ziemlich lächerlich vor.
    Der Hund scherte sich keinen Deut um das Geschimpfe. Er tanzte wie ein dressierter Zirkushund einher und sprang possierlich über die Straße, auf Jury zu. Dann legte er sich auf die Vorderpfoten, reckte das Hinterteil in die Luft und knurrte und bellte. Jury schob ihm den Fuß unter den Bauch und versuchte, ihn abzuschütteln, aber das Tier glaubte, er wolle Hundespielchen mit ihm spielen, verbiß sich in sein Hosenbein und zog daran.
    Plötzlich wurde drinnen eine Stimme lauter, das Fenster ging auf, und Jury drückte sich dichter an die Wand. Er sah ein wenig rotblondes Haar herausschauen (Melrose Plants Schopf), schnell wieder verschwinden und hörte, wie Melrose sagte: »Nur Adas Töle.«
    Gelangweilt erbarmte sich der Hund schließlich, ließ Jurys Hosenaufschläge los und trottete die Straße hoch, auf der Suche nach willigeren Spielgefährten. Das Fenster aber stand jetzt weiter offen, und Jury konnte deutlicher hören.
    Es herrschten immer noch rege Meinungsverschiedenheiten darüber, ob der Text logisch war oder nicht. »Vielleicht ist er ja wahnsinnig, aber das heißt nicht, daß« -Melroses Stimme wurde leiser, und so sehr Jury auch die Ohren spitzte, den Namen konnte er nicht verstehen - »es auch ist, oder? Sie ist zu vernünftig.«
    »Nein, ist sie nicht. Aber jetzt mal ein bißchen dalli. Wir wollen doch vorankommen. Also: >Aus dem Keller ertönten die Schreie, die mir das Herz zerrissen und die Seele zerfetzten.<«
    »Immer mit der Ruhe, Sie sind zu schnell. Ich habe >mir das Herz zerrissen und< - wie weiter?«
    »Und die Seele zerfetzten.«
    Stille. »Alles klar. Weiter.«
    Aus dem Schatten des Efeus warf Jury einen Blick auf die andere Straßenseite und erblickte noch jemanden. Jur-vis, der Fleischer, stand da, beobachtete ihn und wärmte sich die Hände unter seiner großen weißen Schürze. Als Jury zu ihm hinsah, zog er eine Hand hervor und winkte.
    Jury winkte zurück.
    Jurvis wiegte sich auf den Absätzen. Er mochte Jury; der Polizist hatte sein Bestes getan, um ihm in seinem Streit mit Lady Ardry zu helfen. Das Gipsschwein tat immer noch treue Dienste, es hielt das kleine Schild hoch, das die Sonderangebote der Woche anpries. Das

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