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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich voller Neid auf True-bloods Nonchalance und dessen teure Klamotten mit dem Finger über den hohen gestärkten Kragen.
    »Jetzt aber mal halblang, alter Kämpe«, sagte Trueblood. »Adas Laden hat sich seit vierzig Jahren nicht verändert, und bis jetzt ist noch niemand in die Nachttöpfe gefallen.«
    Sie wurden durch das Erscheinen von Vivian Rivington unterbrochen, die ihr Rosawollenes und ihren grämlichen Gesichtsausdruck trug. Sie pflanzte sich und ihren Sherry hin, seufzte und sagte, sie sei beim Packen. Vivian packte immer, entweder in England oder in Italien. Seit genau drei Monaten war sie zurück und wurde durch Marshall True-bloods Listen, Melrose Plants Tücken und weil sie es selbst unbewußt - womöglich sogar bewußt - wollte, auch hier gehalten. Melrose und Trueblood waren felsenfest überzeugt, daß sie den abscheulichen italienischen Grafen gar nicht heiraten wollte. Aber nach der langen Verlobungszeit fiel ihr wahrscheinlich nicht mehr ein, wie sie die Sache mit Anstand und Würde beenden könnte.
    »Vivian«, sagte Diane, und ihr Lächeln war so trocken wie ihr Martini, »Sie müßten doch über die ganze Kunst, vor der man tot umfallen muß, Bescheid wissen, nachdem Sie so viel Zeit in Venedig und Florenz verbracht haben.«
    Melrose und Trueblood wechselten einen Blick. Diane verpaßte keine Gelegenheit, Vivian an den in Venedig lauernden Verlobten zu erinnern, der immer noch nicht bei acqua alta ausgerutscht und ertrunken war. Planmäßig sollte Vivian im nächsten Monat nach Venedig zurückkehren.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Und ich verbringe auch nicht so viel Zeit - nicht so viel ...« sagte Vivian, als spiegele die Dauer der Zeit auf wundersame Weise die Stärke der Zuneigung wider.
    Diane war stinksauer. Sie war stinksauer, weil Vivian Gräfin werden würde, und ließ nie die Gelegenheit aus, an so einem AIlerweltstitel herumzukritteln. »Gibt’s in Italien Grafen nicht wie Sand am Meer?« fragte sie zum x-ten Mal.
    Woraufhin Marshall Trueblood versetzte: »Und unter der Erde noch dazu. Die mag Vivian besonders.«
    »Ach, Ruhe!« Vivians perlmuttfarbenes Gesicht wurde so rosa wie ihr Kleid.
    »Adlig sein - was bedeutet das schon?« ließ Agatha sich vernehmen. Melrose schaute verblüfft auf.
    Als Theo Wrenn Browne feststellen mußte, daß er mit seinem Vorschlag, gegen die arme Ada Crisp Anzeige zu erstatten, nicht weit kam, wiederholte er, daß es Ellen Taylors Buch nach seinem Dafürhalten an jeglichem literarischen Wert mangele, während Diane verlauten ließ, nach ihrem
    Dafürhalten mangele es Ellen Taylors Gesicht an Jeglichem. Das Gesicht prangte auf dem Rücktitel des Schutzumschlags, und Diane inspizierte es so gewissenhaft, als hätte die Polizei sie gebeten, es bei einer Gegenüberstellung zu identifizieren.
    »Sie sieht aus«, sagte Diane, »als wäre sie gerade von einer Drehtür eingequetscht worden.«
    Melrose betrachtete das Bild. Wohl wahr, mit den weit aufgerissenen, erstaunten Augen sah Ellen aus wie eine Quietschepuppe aus Gummi. »Hm, da ähnelt sie sich gar nicht. Sie ist ziemlich hübsch.«
    »Stimmt; daran erinnere ich mich«, sagte Trueblood.
    Diane klopfte auf den kurzen biographischen Abriß. »Sie ist aus Baltimore.« Dramatische Pause. »E. A. Poe und Johnny U.«
    Alle drehten sich um und starrten sie an, worauf sie auch ausgewesen war. Über dieses Wortpärchen freute sie sich, als ginge es um sie und einen ihrer Liebhaber.
    »Wovon reden Sie eigentlich?«
    Sie hob eine fedrige, schwarze Augenbraue. Diane war ziemlich schön, perfekte alabasterfarbene Haut, seidig fallendes schwarzes Haar. Aber obwohl es heißt, die Natur verabscheue das Vakuum und tendiere dazu, es zu füllen, war Dianes Kopf leer, geradezu hermetisch abgeriegelt. Deshalb herrschte immer gelindes Erstaunen, wenn sie mit ihrem Eingeweihtenwissen ankam, das sonst niemand hatte. Und genau darum ging es ihr. Sie sammelte Insiderkenntnisse. Trivial Pursuit war für Leute wie Diane De-morney erfunden worden. »Ich nehme an, von Edgar Allan Poe haben Sie schon einmal gehört.«
    »Ach, jetzt seien Sie nicht albern, Diane«, sagte True-blood gereizt. »Wir reden über Johnny Was-weiß-ich.«
    »Herr im Himmel.« Sie stöhnte auf und hob ihr gigantisches Martiniglas. »Johnny Unitas. Haben Sie noch nie was von den Baltimore Colts gehört? Meine Güte! Ich hatte angenommen, die kennte wirklich jeder.«
    »Melrose quatscht in einem fort davon, nach Baltimore zu fliegen«, sagte

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