Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
war, als hätte ich Sie mit einem Notizbuch gesehen.«
    »Geschrieben? Ach, das ist bloß Truebloods Kontenbuch -, nein, sein Inventarbuch.« Melrose schaute reichlich selbstzufrieden drein. »Ja, ich helfe ihm, seine verborgenen Schätze zu inventarisieren.«
    »Trueblood? Macht Inventur? Ich dachte, das macht er immer nur bei seiner Garderobe. Seit ich ihn kenne, ist sein Laden jedesmal voller gestopft. Sie brauchen Jahre, um das Gelumpe zu inventarisieren.«
    »Wahrscheinlich. Aber ich habe es ihm versprochen.«
    Sie schwiegen, dösten ein, und dann murmelte Melrose wieder etwas über Lady Cray. »Ich kann mich des unangenehmen Eindrucks nicht erwehren, daß sich der Kreis schließt. Wußten Sie, daß gemunkelt wird, der Man with a Load of Mischief sei verkauft worden? Oder verpachtet? An Leute aus London.«
    Jury goß sich noch einen Whisky aus der Karaffe ein. Tief in Gedanken verloren, sagte er: »Das ist lange her, was?«
    Melrose seufzte und nickte und fuhr sich mit seinen langen Fingern durchs Haar, das im Schein des Feuers wie ein goldenes Gespinst aussah. »Vielleicht sollte ich wirklich mal von hier verschwinden. Allmählich beschleicht mich das Gefühl, als finge alles noch mal von vorn an.«
Kapitel 8/VIII
    Voll Essen, Trinken und Freundschaft lag Jury glücklich und zufrieden im Bett und las.
    Er ließ sich das schwarzlederne Buch aufgeschlagen auf die Brust fallen und starrte an die Zimmerdecke. Wußte der Henker, was sie da zusammenschrieben! Er gähnte. Sonntag. Das war übermorgen. Der Besuch bei Pratt in Northampton konnte bis nach seiner Rückkehr warten. Dann konnten sie morgen abend nach London fahren.
    Er schaute wieder in das Buch. Was führten die beiden im Schilde?
    Bevor ihm eine Antwort auf diese Frage einfiel, schlief er ein.
ZWISCHENSPIEL
    Mit schwarzem Hut, schwarzem Mantel und bleicher Miene sah Wiggins aus, als lungere er am Check-in in Heathrow einfach nur so herum. Er preßte seine Reisetasche an die Brust wie ein Brevier.
    »Was schleppen Sie da mit an Bord?« Die Frage war zwar überflüssig, aber Jury wollte die Antwort trotzdem hören.
    Wiggins zog den Reißverschluß der kleinen schwarzen Tasche auf. Der ehemalige Beutel für Rasierzeug tat jetzt Dienst als portables Medizinschränkchen: Die Utensilien zum Rasieren hatte der Sergeant ausgeräumt, und die Plastikbehälter (wie zum Beispiel die Seifenschale) mußten jetzt als Magazin für Halspastillen, Kohletabletten und eine grüne Flüssigkeit herhalten, die Jury unbekannt war. Zusätzlich hatte Wiggins einen Haftstreifen eingenäht, ein passendes Stück in Schlaufen gelegt, wie bei einem Klettverschluß dagegengepreßt und ein halbes Dutzend brauner Fläschchen darin verstaut: Medikamente, die er verschrieben bekommen hatte (die schwere Artillerie) oder solche, die seinem eigenen pharmazeutischen Arsenal entstammten. Jury identifizierte das tabakähnliche Kraut als Gartenraute. Wenigstens hatte Wiggins es sich diesmal nicht in die Nase gestopft.
    »Was ist das für ein Zeug, Wiggins?« Obwohl Jury seit Jahren mitansehen mußte, wie Wiggins auf seinem Schreibtisch in Röhrchen und Teetassen einen Absud nach dem anderen braute, deutete er neugierig auf eine Plastikflasche, die mit etwas gefüllt war, das wie Matsch aussah.
    War es offenbar auch. »Das? Ach, das ist nur zur äußerlichen Anwendung, Sir. Ich habe so einen lästigen Ausschlag an den Ellenbogen. Es ist eine Schlammpackung, mit Kräutern gemischt. Wirkt hervorragend.«
    Ausschlag auf den Ellenbogen konnte sich auch nur Wiggins einfangen, dachte Jury. »Haben Sie Dramamine? Ich sehe keine.«
    »Gegen Reisebeschwerden, meinen Sie? Nein. Das Beste dagegen ist sich vornüberzubeugen und die Fersen mit der jeweils gegenüberliegenden Hand fest zu umfassen. Ich finde, man sollte nicht mehr Medikamente nehmen als unbedingt nötig.«
    Das hätte Jury gern ausführlich kommentiert, aber er hielt lieber den Mund. Wiggins war es peinlich ernst. »Da ist Plant«, sagte Jury und hob den Arm, damit Melrose Plant, der sich durch das Gewimmel der Fluggäste einen Weg bahnte, sie fand.
    Melrose verteilte Lesestoff: »Punch, Private Eye und ein paar Taschenbücher - für den Fall, daß Sie das Neueste von Polly Pread lesen wollen.« Er hielt ein Buch mit einem knalligen Umschlag in die Höhe. Die Goldfolie glitzerte.
    »Ausgezeichnet«, sagte Jury. »Ich habe seit Jahren kein Buch von Polly gelesen. Was noch?«
    »Erinnern Sie sich an Heather Quick?«
    »Joanna Lewes’ Heroine? Die

Weitere Kostenlose Bücher