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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Onions auf. Es ging um einen Laden, der Jungvögel verkaufte. Das verhieß nichts Gutes, dachte er und blätterte weiter, um zu sehen, ob der Schauplatz noch einmal wechselte. Ja, in die Karibik. Dort trug jemand einen Vogel im Käfig in ein Hotel. Beim Zurückblättern fragte Melrose sich, wie lange er in dem Vo-gelgeschäft in London, ECi, würde ausharren müssen, bevor es nach Antigua ging. Auf Seite fünfzehn angelangt, war er sich hundertprozentig sicher, daß Der Papagei und die Pepperoni eines der Bücher war, das die Affen auf dem Wege, den Hamlet zu schreiben, weggeworfen hatten. Gott, warum waren Krimischreiber so grauenhaft? Selbst Polly Praed, die diese Onions allemal in die Tasche steckte, konnte wirklich grauenhaft sein.
    Er steckte die Onions in seine Bordtasche, nahm Ellens Buch heraus und setzte sich wieder bequem hin. Zum Glück war Ellen nicht Onions. Natürlich war Fenster verwirrend, aber seine Qualitäten waren offenkundig. Trotz oder vielleicht gerade wegen des Stils, der die Einfachheit selbst war, fand er es so unglaublich rätselhaft. Das Wort »einfach« war indes nicht das passende Attribut, um weitere Stärken des Romans zu beschreiben: den Namen der Protagonistin, die merkwürdigen Zeitverschiebungen, die Beziehung - wenn man es denn so nennen konnte - zwischen den beiden Figuren (es schien nur zwei zu geben). Er seufzte, legte das Buch wieder weg und schaute sich noch einmal die Onions an. Entsetzlicher Umschlag. Machten sich Verleger eigentlich je Gedanken über etwas? Wenn die Onions veröffentlicht wurde, dann hatte Joanna recht, dann konnte jeder veröffentlicht werden, einschließlich ihm. Er nahm ein Schreibheft aus seiner kleinen Tasche. Er hatte niemandem erzählt, daß er mit dem Krimischreiben angefangen hatte, und hielt das Heft so, daß seine Reisegefährten nicht sehen konnten, was er schrieb. Zum dritten oder vierten Mal kroch Wiggins mit einer neuen Pillentasche über ihn hinweg und besorgte sich Wasser.
    Melrose schlug den letzten Eintrag auf, wo Smithson und Nora auf dem Weg nach Bury St. Edmunds durch eine enge Straße rannten. Warum? Er zog die Stirn in Falten. Er konnte sich nicht erinnern, daß er eine Szene in Bury St. Edmunds geplant hatte.
    »Was schreiben Sie?« fragte Jury.
    Melrose seufzte. War es nicht immer dasselbe? Ein Mensch konnte SOS-Rufe aussenden oder ein riesiges Schild hochhalten, das verzweifelt »Rettet mich vor dem Meuchelmörder« forderte, und kein Schwein guckte; aber erlaubte sich ein Mensch ein paar Schreibübungen im geheimen, schon waren alle Blicke auf ihn gerichtet. »Nichts Besonderes.«
    Jury zog das Taschenbuch aus dem Netz vor Melrose. »Der Papagei und die Pepperoni? Was für ein komischer Titel.«
    »Ich kann es auch nicht empfehlen.« Melrose kaute an seinem Stift, konnte sich aber ums Verrecken nicht erinnern, was in Bury St. Edmunds passieren sollte. »Eine Figur darin wird vergiftet, weil sie eine mit Zyankali versetzte Pepperoni ißt. Wie Miss Onions es hinbekommen will, daß ausgerechnet diese Pepperoni im Mund der Figur landet, ist mir schleierhaft.«
    »Scheußlicher Umschlag.« Ein farbenprächtig gefiedeter Vogel hockte auf einem Glas Pepperoni. »Ist es ein Kneipenname oder so was? Klingt wie eine Kneipe der Brauerei Bruce.«
    »Nein. Das ergäbe ja wenigstens noch irgendeinen schrägen Sinn. Nein, es geht wirklich um einen Papagei und wirklich um eine Pepperoni. Und was das Marketing betrifft, muß ich auch sagen, der Umschlag ist nicht der verführerischste. Hier, lesen Sie Ellens Buch.«
    Wiggins kam zurück und kroch auf seinen Sitz. Er sah weißer aus als sonst. »Mit Ihnen alles in Ordnung?« fragte Jury.
    »Ein bißchen unwohl ist mir, Sir.«
    »Was Falsches gegessen?«
    »Angesichts des Wagens mit dem Essen, der gerade vorbeigerollt ist, würde ich sagen, er wird sehr bald was Falsches essen«, brummte Melrose.
    Wiggins kramte in seiner Schultertasche. »Es sollte mich gar nicht wundern, wenn ich Flugangst hätte. Oder klau-strophobisch wäre.« Er schaute Jury an. »Haben Sie das je bei mir erlebt?«
    Er betrachtete Jury als Hüter seiner Leidensgeschichte: Bin ich allergisch gegen Auberginen? Kriege ich von Gartenraute Ausschlag? »Nein«, sagte Jury und schlug Ellens Buch auf. »Und in Ihrer Tasche finden Sie sowieso kein Heilmittel gegen Klaustrophobie.«
    »Das beste Mittel dagegen ist im Flugzeug herumzulaufen, Sergeant«, sagte Melrose. »Aber Sie müssen es ... hm, rituell machen.« Wiggins liebte

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