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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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März gibt es eine Bewerberliste. Und die umfaßt dann«, diesmal schossen drei Finger in die Luft, »drei mögliche Kandidaten. Im Oktober geben sie bekannt, wer die zwei von den dreien sind.« Er kniff die Augen zusammen und schaute so verzweifelt, als sehe er Baltimore schon auf dem dritten Platz. »Die Sache mit den zusätzlichen Mannschaften läuft jetzt schon seit sieben, acht Jahren, seit Isray - der Besitzer der Colts - 1984 die Helme und Trikots in ein paar Umzugswagen geworfen hat und, wie die Jungs sich ausdrücken würden, in einer Nacht- und Nebelaktion verschwunden ist. Er hatte Angst, die Stadt würde eine gerichtliche Verfügung erwirken, um die Mannschaft hierzubehalten. Arschloch.«
    »Wie gut stehen Baltimores Chancen?«
    »Sehr gut. So gut, wie einige Leute glauben wollen, allerdings auch wieder nicht. Es ist wirklich kompliziert. Da steckt viel Geld drin, und die Stadt muß natürlich ein Stadion vorweisen.«
    »Sie haben doch ein neues.«
    »Camden Yards ist für die Orioles. Nur für Baseball. Was für ein Stadion! Manchmal setze ich mich einfach nur dorthin und schaue es mir an. Außerdem haben wir noch das Memorial Stadium, da gibt es also keine Probleme. Baltimore wird schon eine von den dreien sein, aber nur die ersten beiden zählen, und ich gehe jede Wette ein, daß Charlotte an erster Stelle kommt. Das ist in North Carolina«, fügte er zu Jurys Information hinzu. »Und dann die verzwickten Beziehungen: die verschiedensten Leute und Gruppen, die ein Team kaufen und managen wollen und die NFL überzeugen müssen, daß sie das auch können. Seit Jahren tauchen hier welche mit Geld und durchaus der nö-tigen Schlagkraft auf, verschwinden in der Versenkung und bilden sich wieder neu. Finanziers, Hoteliers - sogar Schriftsteller. Wie zum Beispiel Tom Clancy.«
    »Der Romanautor?« Als Muldare nickte, sagte Jury: »Aber Sie reden doch gewiß von Millionen.«
    »Mehreren Millionen. Clancy hat Geld, aber nicht so viel. Er ist als Aushängeschild gut. Wie Barry Levinson. Sie wissen schon, der Filmer. Der Regisseur. Da besteht das Problem darin, daß Levinson in seiner Gruppe nicht das Sagen hat. Dann ich«, Muldare tat so, als beglückwünsche er sich selbst, und verneigte sich lächelnd, »der ich auch einhunderttausend hingeblättert habe, um den Fuß in die Tür zu kriegen.«
    Ellen hatte gesagt, Muldare sei reich. So reich? Jury stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben.
    »Hm, ich habe auch Hintermänner. Ja, ich könnte schon ein- oder zweihundert Millionen zusammenbringen, man braucht Geld, um die Spieler und so weiter zu kaufen. Im Moment versuche ich gerade, den Namen zurückzukaufen. Den Namen der Colts. Wenn Isray ihn verkauft. Ich muß was, hm«, er verdrehte die Augen und trillerte den Football unablässig in Händen, »etwas Spektakuläres machen, eine dramatische Geste - was Hollywoodmäßiges. Kapiert?« Er ließ den Football sanft in den Schoß gleiten und bewegte die Arme, als schwenke er ein Spruchband.
    Jury lächelte. »Da brauchen Sie Aushängeschilder.«
    »Worauf Sie Gift nehmen können«, sagte Muldare. »Die Sache ist doch die, wenn Sie sich an einem Team beteiligen würden und mit den anderen Anteilseignern am Tisch säßen, mit wem würden Sie dann ein gepflegtes Plauder-stündchen halten wollen? Mit Clancy, Hollywood oder ir-gendso einem grundsoliden Lehrertyp - einem Typ, der alles für die Colts tut, klar, aber .?« Er zuckte mit den Achseln, warf den Ball hoch, fing ihn auf.
    Darüber zerbrach er sich die ganze Zeit den Kopf, dachte Jury. Über Aushängeschilder. Nachdenklich betrachtete Jury die Regale, die überquollen von Andenken an alte Spiele, Miniaturhelmen, ein paar gammeligen Lederbällen - richtigen Pillen -, Kugelschreibern, Kartenabrissen, Fotos.
    Und er fragte sich, ob Edgar Allan Poe als Aushängeschild wohl tauglich wäre. Da traf ihn Muldares Football genau im Magen. »Au!«
    »Die Reflexe - die Reflexe, Superintendent.« Patrick Muldare grinste.

Kapitel 25
    Es bedurfte schon einiger Überzeugungskraft, bis Hughie Melrose in der Cider Alley aussteigen ließ, nicht weil sich ihnen ein trüber und mehr als schmuddeliger Anblick bot, sondern weil sie so nah am neuen Baseballstadion lag. Camden Yard, die Spielstätte der Baltimore Orioles, war ein Muß auf Hughies Liste der Sehenswürdigkeiten, gleich an zweiter Stelle nach dem Aquarium. Daß Melrose nur einen Katzensprung von dem funkelnagelneuen Stadion entfernt den Fuß zwar aus dem Taxi,

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