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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zu sehr daran, wie er sich als Kind, als Jugendlicher mit seinen Schulkameraden und anderen Jungs gekabbelt hatte: He! Ich hab sie zuerst gesehen!
    Patrick Muldare grinste, als erinnere auch er sich und höre in seinen Worten ein Echo aus seiner Jugend, die für ihn immer noch sehr lebendig war. Daß sie nun über ihn lachten, schien ihm nichts auszumachen. »Na ja, Sie wissen doch, was ich meine.«
    Jury nickte. »Gehe ich richtig in der Annahme, daß er ziemlich heftig eifersüchtig war?«
    »Nicht so heftig, Superintendent!« sagte Muldare jetzt sehr ernst. »Der Typ ist Alan nicht.«
    »Ich weiß nicht, ob es den Typ überhaupt gibt.«
    »Wissen Sie, er war ja nicht einfach nur wegen einer Frau oder eines Mädchens eifersüchtig. Er hatte einfach ein weiteres Mal gegen mich verloren, in einer langen Serie von Niederlagen. Selbst seine Mutter schien mich lieber zu mögen. Er ist kein glücklicher Mensch. Schade.«
    Ein weiteres langes Schweigen. Jury blickte sich im Zimmer um. »Mögen Sie Football?«
    Patrick Muldare warf den Kopf zurück und lachte lauthals los. »Wie haben Sie das erraten? Ich dachte, ich hätte meine Spuren gut verwischt.« Nun sah er völlig verändert aus.
    »Ellen Taylor hat von Ihnen erzählt. Und dann habe ich noch ein bißchen getüftelt. Schließlich bin ich Kriminalist.«
    »Na großartig.« Er warf Jury den Ball zu, der auch noch fast ein bißchen gefummelt hätte, bevor er ihn zurückwarf. Muldare grinste. »Ich mag Ellen. Sie quatscht nicht groß und spielt sich nicht auf, wie manch anderer. Haben Sie ihr Buch gelesen?« In einer geradezu akrobatischen Bewegung, als müsse er einen Paß fangen, zog er ein Buch von einem Regal hinter sich. »Es heißt Fenster.« Er zeigte Jury das Titelbild, öffnete das Buch, stöhnte, schlug es zu, hielt es sich zusammen mit dem Ball an die Brust wie ein Kind zwei Teddybären und betrachtete die Zimmerdecke. »Merkwürdig fesselnd.«
    »Ich glaube, so richtig verstanden habe ich es nicht.«
    »Ach, verstehen . Ich auch nicht, aber ich habe immer weitergelesen, und darum geht es doch, meinen Sie nicht?« Mit aufgerissenen unschuldigen Augen schaute er Jury an. »Hören Sie, erzählen Sie ihr aber bitte nicht, ich hätte es nicht verstanden.«
    Woher Jury Ellen kannte, fragte Muldare nicht. Er schien ohnehin kaum etwas zu hinterfragen, sondern die Dinge so zu akzeptieren, wie sie in sein Leben traten, als sei das Leben selbst ein einziger langer Paß nach vorn.
    »Um Gottes willen«, sagte Jury lächelnd. »Ich habe ihr ja nicht mal erzählt, daß ich es nicht verstanden habe. Im Falle eines Falles sage ich einfach, daß Sie immer weitergelesen haben.« Er zog das Vorlesungsverzeichnis aus der Tasche, öffnete es an der Stelle, die er gekennzeichnet hatte, und las: »>Die psychosoziale Bedeutung der NFL im späten zwanzigsten Jahrhundert.< Da wir schon vom Nichtverstehen reden
    - was soll denn das sein?«
    Patrick Muldare schaute zur Decke, und seine Lippen bewegten sich, als suche er nach Worten, um sich für einen Laien verständlich auszudrücken. »Nichts.« Wieder grinste er Jury an.
    »Nichts?«
    »Es soll akademisch klingen und gleichzeitig die Jungs abturnen, die meinen, ich rede nur über Football.«
    »Über was reden Sie denn dann?«
    »Über Football.« Jetzt ging das Grinsen von Ohr zu Ohr.
    »Wenn sich das aber erst einmal herumspricht, rennen sie Ihnen die Bude ein.«
    »Darauf können Sie wetten.« Fröhlich ließ er den Ball auf der Spitze seines Zeigefingers kreiseln und dann in die Hand fallen. »Wir hoffen, daß Baltimore die Lizenz bekommt.«
    »Das hat Ihr Stiefbruder auch erwähnt.«
    »Für eines der zusätzlichen Teams.«
    Jury nickte in Richtung des Bücherschranks. »Sie hatten eins-«
    Muldares Arm schoß in die Luft, die Hand zur Faust geballt, als stünde er auf den Zuschauerrängen. »Ja! Die Colts.«
    »Da muß die Stadt einen ganz schönen Papierkrieg führen, um wieder eine Lizenz zu bekommen.«
    »Mehr als bloß einen Papierkrieg. Die NFL vergibt nur eine bestimmte Anzahl von Lizenzen; wir müssen beweisen, daß wir sie verdienen. Daß wir die Colts hatten, nützt schon was. Aber St. Louis hatte die Patriots. Die NFL hat sich seit 76 nicht vergrößert. Jetzt scheint sie geneigt zu sein, zwei neue Lizenzen auszugeben. Nur zwei. Aber selbst das könnten sie jederzeit abblasen, wenn sie wollten, denn sie haben sich gesetzliche Hintertürchen offengelassen. Aber sagen wir, sie vergeben sie - in ein paar Monaten, im

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