Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Apted, meinen Sie?«
    Jury und Plant setzten sich auf die beiden harten Stühle, die sie ihnen mit einladender Geste anbot.
    »Ja, Pete Apted.« Rasch ergriff sie einen randvollen Glasaschenbecher und knallte ihn so heftig an den metallenen Papierkorb, als wolle er sich nicht freiwillig leeren lassen. Als sie ihn wieder auf den Schreibtisch stellte, sah Jury, daß in der Mitte noch verkrustete schwarze Asche klebte, von letzter Woche, vielleicht vom letzten Monat oder Jahr. (Um die abzukriegen, brauchte man schon einen Meißel.) Sie nahm die Silk Cuts und bedachte ihre Besucher mit einem vorsichtigen Blick. Dann bot sie ihnen verschämt eine an und sagte: »Wahrscheinlich rauchen Sie nicht . ?« Die Einladung, die Schachtel gemeinsam zu plündern, blieb in der Luft hängen. Eitel die Hoffnung, daß irgend jemand auf dieser Welt heutzutage noch rauchte.
    Melrose Plant half ihr aus der Verlegenheit und nahm eine. »O doch!« Er zückte sein Feuerzeug und hielt es ihr über den Schreibtisch hin. »Nur die Weicheier haben aufgehört.«
    »Er meint mich, Weichei Güteklasse eins«, sagte Jury.
    Plant lächelte - distinguiert. Anders konnte man es nicht nennen - es paßte zu Seidenkrawatten und Gamaschen. Und nun genoß er den Rauch, als gou-tiere er einen erlesenen Wein.
    »Heute sind Anwältinnen ja nicht mehr so ungewöhnlich«, sagte Jury.
    »Aber solche, die Charly heißen, durchaus. Wenn Sie sich also auf einen Mann eingestellt haben, müssen Sie Ihre Erwartungen - eventuell - korrigieren. Und manchmal glaube ich wirklich, daß die Leute mir nichts zutrauen, Klienten meine ich. Daß sie mir fachlich nichts zutrauen, weil ich eine Frau bin und -deswegen!« Sie wedelte mit der Zigarette. »Mittlerweile ist es so schlimm wie die Whiskypulle und das schmutzige Schnapsglas auf dem Schreibtisch.«
    »Ich traue jedem, den Pete Apted empfiehlt«, sagte Jury. Sie lächelte offen. Sie sah nicht so umwerfend aus, dachte Jury, daß man beim ersten Anblick sprachlos wurde. Das Haar hatte sie (bis auf ein paar widerspenstige Locken) zurückgekämmt und mit einer Schildpattspange befestigt. Ein wenig aufregendes Braun, bis es vom Licht getroffen wurde wie jetzt von der Morgensonne, die plötzlich durchs Fenster strömte. Da leuchteten auch ihre hellbraunen Augen auf und wurden kupferfarben wie Pennymünzen. Von ihrem Lippenstift war nicht mehr viel übrig, man sah nur noch die Konturen, doch die Farbe paßte zu der dunkelorangefarbenen Seidenbluse. Dazu trug sie ein jagdgrünes Kostüm. Herbstfarben. Eine Herbstfrau. Je länger man sie betrachtete, desto mehr kam man wahrscheinlich zu dem Schluß, daß sie extrem hübsch war.
    »Dann erzählen Sie mir doch mal«, begann sie, »um was es geht.«
    Vielleicht war er nur hergebeten worden, um Charly Moss Feuer für die Zigaretten zu geben, dachte Melrose, der nicht sonderlich aufmerksam verfolgte, wie Jury die Fakten darlegte. Er kannte sie ja. Jury hatte ihn angewiesen, still zu bleiben, bis er, Jury, ihm das Zeichen gab zu reden.
    »Wie Mindy, meine Hündin, meinen Sie? Und was belle ich, wenn Sie mir sagen, es ist soweit?«
    »Ach, das merken Sie dann schon.«
    Nun saß er also da und beobachtete, wie Charly Moss sich mit blitzartiger Geschwindigkeit Notizen
    machte und die Seiten des gelben Blocks so energisch zurückschlug, als gelte es, einen Rekord aufzustellen.
    Dann hörte Jury auf zu reden.
    Und sie hörte auf zu schreiben. »Uff«, sagte sie, stand auf und schaute aus dem Fenster hinter dem Schreibtisch. In einer sehr ähnlichen Haltung wie Apted. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ihnen den Rücken zugewandt. »Uff!« sagte sie noch einmal. Dann lehnte sie den Kopf stirnrunzelnd an die sonnenbeschienene Scheibe. Jury sah das Rot in ihrem braunen Haar aufblitzen.
    »Wie gut kennen Sie sie, Mr. Jury?«
    Die Frage behagte Jury nicht. Wieder durchfuhr ihn diese stechende Angst. Er wußte, daß er Jenny nicht so gut kannte, wie die Leute immer meinten. »Ganz gut.« Mehr fiel ihm nicht ein.
    Sie setzte sich wieder und beugte sich über den Schreibtisch. »So gut, daß sie sich Ihnen anvertrauen würde?«
    »Ja -«
    Nein, sagte ihr Blick. »Aber sie hat es nicht getan, Mr. Jury.«
    Jury errötete heftig.
    »Glauben Sie, sie würde mir die Wahrheit erzählen?«
    »Wenn Sie meinen, sie hat sie mir nicht erzählt, wie kann ich Ihnen die Frage beantworten?« Wie er es haßte, immer so in die Defensive zu geraten.
    »Vielleicht hat sie Ihnen ja, wenn auch verspätet,

Weitere Kostenlose Bücher