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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Vater des Babys, der nicht soviel Wert auf die Angel legte. Oder das Kind nicht wollte oder was dagegen hatte, daß seine Vaterschaft bekannt wurde. Ein Mann, der schon verheiratet oder prominent oder beides war. Oder jemand ganz anderes, in dessen Interesse es lag, dieses Kind zu beseitigen. Eine rachsüchtige Frau vielleicht? Trotzdem finde ich es merkwürdig, daß der Mord an Dorcas Reese immer soviel weniger beachtet wird. Wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung? Wen interessiert schon ein Hausmädchen? Oder liegt es an etwas anderem?«
    Jury öffnete den Mund, um zu antworten, doch sie hatte die Frage nur rhetorisch gemeint.
    »Grace Owen sagt, sie ist um elf zu Bett gegangen. Wir können nicht herausfinden, ob das stimmt. Trotzdem, sie hätte das Auto nehmen müssen, um zum Wash zu fahren, und ihr Mann oder sonst jemand hätte das Auto wegfahren gehört. Und es war nur ein Auto dort. Es gab nur ein Paar Reifenspuren.«
    »Man hätte zum Beispiel auch im Dorf Fosdyke ein Auto stehenlassen und den Rest des Weges zu Fuß gehen können.«
    Charly Moss runzelte die Stirn. »Wenn sie nicht ganz woanders erschossen und die Leiche dorthin transportiert worden ist - nein, das hätte die Kripo in Lincs, der Pathologe, am Zustand der Leiche ge-merkt.« Charly schüttelte den Kopf. »Wo ist Jennifer Kennington jetzt? In Stratford? Ist sie schon verhaftet worden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Charly schaute auf ihre Uhr, als könne die ihr Auskunft geben. »Aber sonst wäre sie in Stratford?«
    »Ja.« Jury glitt auf die Stuhlkante. »Auf der Basis dessen, was wir Ihnen erzählt haben - was halten Sie von der Sache?«
    Es gefiel ihm, daß Charly Moss Fragen nicht sofort beantwortete, sondern erst über die Dinge nachdenken mußte. Nun sagte sie: »Meines Erachtens beruhen die Vorwürfe gegen sie auf ziemlich spekulativen Indizien. Harte Beweise gibt es nicht. Die Waffe ist sehr problematisch. Jeder hätte sie wegnehmen und wieder hinstellen können - dennoch. Der Verantwortliche, dieser Chief Inspector aus Lincoln -«
    »Bannen.«
    Sie nickte. »Mr. Bannen hat vielleicht noch eine Menge Karten, die er bisher nicht ausgespielt hat. Er ist nicht verpflichtet, sie Ihnen zu zeigen, er muß nicht einmal mit Ihnen reden. Aber das wissen Sie ja. Geben Sie mir seine Nummer und Jennifer Kenning-tons. Weiß sie, daß Sie mich beauftragt haben?«
    »Sie weiß von Pete Apted, ja. Ich meine, sie weiß, daß ich mit ihm, aber nicht, daß ich mit Ihnen geredet habe.«
    Charly klopfte sich mit dem Bleistift an die Zähne. »Sollte sie da nicht ein Wort mitzureden haben? Vielleicht will sie nicht, daß Apted mich hinzuzieht.«
    »Ich glaube, doch.«
    »Sie hat außerordentliches Glück - mit einem Detective Superintendent an der Seite!« Charly schaute Melrose an. »Und einem Antiquitätengutachter natürlich.«
    Mit Bleistift und Kugelschreiber legte sie einen kleinen Trommelwirbel hin.
    Melrose lächelte gekünstelt. Dann verneigte er sich ein wenig und nickte.
    »Apropos beauftragen - das kostet Sie eine Stange Geld. Ich hoffe, einer von Ihnen hat genug.«
    Bei diesen Worten vollführte Jury eine schwungvolle Geste in Richtung Melrose. Er hatte ja gesagt, er werde es schon merken.
    »Ja, ich.«
    »Darum ging's also. Sie wollten mich nur dabeihaben, um sicherzugehen, daß ich eine Hypothek auf Ardry End aufnehme.« Sie durchquerten die Inns of Court, und der feuchte Februarwind wehte ihnen eine beißende Kälte ins Gesicht.
    »Nichts da«, lächelte Jury. »Ich wollte nur sicherstellen, daß Sie wissen, wofür Sie bezahlen.«
    »Und Sie haben nie bezweifelt, daß ich zahle?«
    »Natürlich nicht. Meinen Sie, ich würde je an Ihrer Großzügigkeit zweifeln?« Er grinste.
    Seufzend stellte Melrose den Samtkragen seines eleganten einreihigen Mantels hoch. »Ich fahre zum Brown's zurück. Was ist mit Ihnen? Haben Sie schon gefrühstückt?« Er schaute auf die Uhr. »Es ist erst elf.«
    »Warum nicht? Ich meine, wenn Sie genug Geld haben.«
    »Ha, ha.«
    Melrose rief ein Taxi.
    Brown's war eins der feineren Londoner Hotels, erkennbar an der diskreten Bronzeplakette an der Backsteinfassade. Innen bewahrte es ebenfalls eine Atmosphäre von gelassenem, ja, fast würdevollem Understatement. Es stellte sich nicht offen zur Schau, aber die Velourstapete, die üppigen Samtbezüge des Mobiliars, die schwer verhangenen hohen Fenster in dem Raum, in dem das Hotel seine beliebten Nachmittagstees servierte, sprachen für sich.
    Im Speisezimmer, das um diese

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