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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die Wahrheit erzählt. Ich kann nur unmöglich eine Strategie zur Verteidigung entwickeln, wenn Jennifer Kennington mir etwas verschweigt. Darum geht's.« Dann wandte sie sich an Melrose. »Sie waren mit der Polizei in Stratford in ihrem Haus? Mit Detective Inspector -«, sie zog die Notizen zu Rate, »Lasko?«
    Schuldbewußt sagte Melrose: »Ich? Hm, ja, mit dem Beamten. Sonst war keiner dabei.« Als mache »sonst keiner« die ganze Aktion informell.
    Charly angelte sich den Block und schrieb etwas. »Mit einem Haussuchungsbefehl?«
    Melrose rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl. Warum fühlte er sich schuldig? Er war doch kein Polizeibeamter aus Stratford. (Daran hätte er natürlich auch denken können, als Lasko ihn mitgeschleift hatte.) »Hm ... äh ... ich weiß nicht genau.« Wußte er doch. Er erinnerte sich an Laskos Worte zu dem Kater. »Willst du den Durchsuchungsbefehl sehen? Hier.«
    Sie schaute ihn streng an. »Es war illegal, Mr. Plant. Das wissen Sie doch, oder nicht?«
    Abwehrend sagte er. »Meine Güte, es war doch nicht meine Idee.« Und fügte beleidigt hinzu: »Und ich bin auch nicht die Kripo in Stratford.«
    Sie schaute von Plant zu Jury und wieder zurück zu Plant, als steckten sie unter einer Decke. Dann fragte sie Plant: »Haben Sie etwas gefunden? Etwas mitgenommen?« Den Blick auf den Schreibblock geheftet, schrieb sie wie wild.
    »Also, ich habe nichts mitgenommen.«
    »Detective Inspector Lasko?«
    Melrose war so sehr beschäftigt gewesen, Hinweise darauf zu suchen, wo Jenny sein konnte, daß er nicht besonders auf Lasko geachtet hatte. Der war nach oben gestapft. Hatte er etwas mitgenommen? Blöde lächelnd zuckte Melrose die Achseln.
    »Weil alles, was aus dem Haus entfernt worden ist, nicht als Beweis zugelassen wird.«
    Herr im Himmel, sollte er hier nicht still sitzen und den Mund halten, bis Jury ihm grünes Licht gab? Aber nun saß Jury selbst mit hochgezogenen Brauen da und fragte sich offenbar, warum man ihm nichts über diesen Hausbesuch in der Ryland Street erzählt hatte. »Ich werde hier verhört«, sagte Melrose und hoffte, daß die Frau Anwältin nun erröten und sich entschuldigen würde.
    »Da gewöhnen Sie sich dran«, sagte sie. »Selbstverständlich muß ich mich mit diesem Chief Inspector Lasko in Verbindung setzen. Jetzt zu dieser anderen Frau, Dorcas Reese.« Sie schaute so lange über ihre Köpfe hinweg in die Luft oder an die Wand, daß Melrose sich umdrehte, um nachzuschauen, ob jemand heimlich ins Zimmer gekommen war und stumm über den Teppich schlich. Der war (schätzte Melrose) weder tibetanisch noch kabistanisch, vielleicht zwei-, höchstens dreihundert Pfund wert und das einzige in dem Büro, dem ein Hauch von Luxus anhaftete. Der Schreibtisch war amtlich grau, die Aktenschränke desgleichen. Alles war angeschlagen und abgenutzt. Die dunklen Flecken auf der Schreibtischkante stammten von brennenden Zigaretten.
    Das versöhnte ihn ein wenig. Auch sie war menschlich.
    Nein, war sie nicht. Sie nahm sie mit ihren kupfernglänzenden Augen scharf ins Visier. »Das Mädchen am Tresen, diese Julie Rough, hat Ihnen erzählt, daß die Reese schwanger war?«
    Jury schüttelte den Kopf. »Der Pathologe sagt, sie war es nicht.« Mit einem Kopfnicken zu Melrose fuhr er fort: »Mr. Plant war dabei, als DCI Bannen diese Neuigkeit kundtat.«
    Charly Moss bedachte Melrose mit einem strengen Blick.
    »Also, du liebe Güte. Ich bin nicht der mutmaßliche Vater. Diese kleine Information habe ich nur von den Owens. Mr. Bannen hat mich nicht verhört.« Im Gegensatz zu einigen anderen. Er hoffte, sie kapierte.
    Charly Moss beugte sich zu ihnen vor. »Wenn sie ehrlich geglaubt hat, sie sei schwanger, dann stellt sich dennoch die Frage nach ihrer Befindlichkeit, ihrer Haltung. Wie ging es ihr? Wie verhielt sie sich?« Charly nagte noch ein bißchen Lippenstift von ihrer Unterlippe.
    Jury schüttelte den Kopf. »Soweit ich gehört habe, normal. Froh oder aufgeregt, zumindest eine Weile lang. Ich glaube, für sie bedeutete es, daß sie nun definitiv einen Mann an der Angel hatte. Gleichzeitig hat sie aber wohl über eine Abtreibung nachgedacht, freiwillig.«
    Charly schaute auf ihren Block hinunter und schob sich eine vorwitzige Haarsträhne hinters Ohr. »Alles konzentriert sich auf Verna Dunn. Dorcas Reese tritt dahinter zurück, als spiele sie nur eine Nebenrolle. Es ist natürlich sehr gut möglich, daß sie von jemand anderem umgebracht worden ist, sagen wir, zum Beispiel vom

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