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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Knie.
    »Nein, das wußte ich nicht«, sagte Jury, als habe Annie ihn gefragt. Lediglich ihre Haltung hatte diese Frage ausgedrückt. Er sammelte sich, so rasch er konnte, fühlte sich aber grauenhaft verletzlich. Wie er das haßte!
    Suggins stand mit einer Kanne frischem Tee neben ihm. Jury schüttelte den Kopf. »Haben Sie das der Kripo in Lincolnshire erzählt?«
    Annie rümpfte die Nase. »Nein. Man hat mich recht scharf darauf verwiesen, daß nicht meine Meinung gefragt war, sondern das, was ich wirklich wußte.« Sie nickte kurz und knapp, als habe sie ihre Rolle der Polizei gegenüber so gespielt, wie es verlangt wurde. »Ich bin von Natur aus keine Klatschtante. Ich habe es Ihnen nur erzählt, weil Sie mich um Hilfe gebeten haben.«
    Vieles von dem, was sie gesagt hatte, war aber »wirklich«. Sie hatte Jenny Kennington schon vor Jahren hier gesehen, und zwar mit Jack Price. Jury stellte seine Tasse, ohne getrunken zu haben, auf dem Herd ab. Die ersehnte Geborgenheit hatte er hier nun doch nicht gefunden. »Danke schön, Annie. Es war sehr hilfreich.«
    Sie beugte sich vor und legte ihm in einer vertraulichen Geste die Hand auf den Arm. »Wie die Polizei mit Burt umgesprungen ist, das hat mir nicht gefallen.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung des Tisches, wo Wiggins, noch einen Keks in der Hand, seine Amtspflichten schmählich vernachlässigte. »Wegen dem Gewehr, das Burt seit Ewigkeiten für die Jagd auf Eichhörnchen und Kaninchen benutzt. Sie dachten doch wahrhaftig, Burt hätte sie erschossen. Das ist so dumm, daß man gar nicht darüber nachdenken sollte. Also, ich helfe denen nicht mehr, als ich unbedingt muß. Ihnen kann ich es ja erzählen, das hat mich verletzt, wirklich.« Sie lehnte sich zurück und schaukelte heftig. »Die Fragen, die sie mir gestellt haben, habe ich beantwortet. Sie haben gefragt, ich hab geantwortet. Das war's.«
    Gefragt und geantwortet.
    »Und - noch was rausgefunden zwischen Rinderbraten und Keksen, Wiggins?«
    »Leider nicht, Sir. Aber weil wir ja nicht offiziell an dem Fall arbeiten . da hab ich nicht so streng durchgegriffen.« Wiggins ließ den Motor warmlaufen und gähnte.
    Zum erstenmal seit langer Zeit war Jury zum Lachen zumute. »Was ist mit dem Kleinkalibergewehr? Wer hat es sonst noch benutzt?«
    »Über die Jahre so ungefähr alle.«
    »Ich rede über die letzte Zeit.«
    »Suggins mußte einräumen, daß er es nicht genau wußte. Ich habe mir verkniffen zu sagen: >Natürlich wissen Sie es nicht, Sie sind ja auch die ganze Zeit knülle.< Denn darauf läuft es ja hinaus. Das Gewehr ist immer in dem kleinen Abstellraum, und da kann jeder rein. Suggins kriegt gar nicht mit, wer da ein und aus geht. Und man kommt sowohl von draußen als auch von innen hinein. Jeder hätte es wegnehmen und wieder hinstellen können. Was ist denn mit den Fingerabdrücken?«
    »Bei einem Gewehrlauf schwer. Mit den verborgenen sind sie dann völlig aufgeschmissen. Vielleicht haben sie was gefunden, aber ich bezweifle, daß es eindeutig ist. Es sei denn . « Jury glitt tiefer in den Beifahrersitz. Gott, war er müde. »Bannen weiß etwas, erzählt es mir aber nicht.« Sie fuhren die Einfahrt hinunter. Jury schloß die Augen und hielt sie auch die nächsten Kilometer geschlossen.
    Plötzlich fuhr er hoch, als sei er aus dem Schlaf gerissen worden. Sie hatten den Case Has Altered schon hinter sich gelassen und fuhren auf das leuchtend orangefarbene Schild des Happy Eater zu. »Es kann natürlich sein, daß Chief Inspector Bannen mir vieles nicht erzählt, weil er will, daß ich ihm was erzähle. Ich weiß gar nicht, wieso ich nicht früher darauf gekommen bin, daß er mich benutzt.«
    »Ach, Sir, das glaube ich nicht.«
    »Sollen Sie ja auch nicht, Wiggins. Nein, wir halten nicht.«
    Das leuchtend orangefarbene Schild schwand aus ihrem Blick wie eine zweite Sonne.
23
    Richard Jury und Melrose Plant wurden von einem rundlichen kleinen Empfangsfräulein in das Büro des Anwalts geleitet und blieben wie angewurzelt stehen.
    Die Überraschung stand ihnen wohl ins Gesicht geschrieben, denn Charly Moss zischte einen unverständlichen Kraftausdruck zwischen den Zähnen hervor und sagte dann: »Warum erzählt er es den Leuten nie?«
    »Sie sind eine Frau«, sagte Jury.
    Sie erhob sich von ihrem Schreibtischstuhl und stellte sich mit ausgestreckten Armen hin, als sei sie zur Anprobe beim Schneider. »Allem Anschein nach, ja. Manchmal glaube ich, er macht es aus lauter Jux und Tollerei.«
    »Pete

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