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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Lincolnshire abzuschütteln, wurde er jetzt von der düsteren Stimmung der Victoria Street eingeholt. Das Frühstück mit Plant hatte ein bißchen geholfen, ihn in bessere Laune zu versetzen. Aber die hielt nicht vor.
    Jedenfalls war sie ihm vergangen, nachdem er mit Sam Lasko telefoniert hatte, der so anständig gewesen war, ihm Bescheid zu sagen. Vor kaum fünf Minuten hatte man Jenny Kennington in die Zentrale gebracht.
    »Ich warte, daß Bannen zurückkommt und mir sagt, wann seine Leute sie abholen, um sie nach Lincoln zu bringen«, hatte Lasko gesagt.
    »Von wo zurück?«
    »Aus Schottland.« Er versuchte Jury ein bißchen aufzumuntern und erzählte ihm, er glaube nicht, daß Bannen genügend Beweise zusammenhabe. »Sonst würde er nicht am Loch Ness rumdödeln, oder?«
    Jury konnte nicht anders, bei der Vorstellung mußte er lächeln. Nicht lange. »Genügend oder nicht, jedenfalls genug, um sie in Gewahrsam zu nehmen.« Jury erzählte Lasko von Charly Moss, während er winzige Kätzchen malte. »Diese Haussuchung bei ihr
    wirft auf die Polizei in Stratford natürlich kein gutes Licht.« Er zog sich einen Schreibblock heran und begann Laskos Brille zu zeichnen.
    »Was für eine Haussuchung?«
    »Sie wissen genau, was ich meine. Diese Haussuchung ohne Durchsuchungsbefehl, die Sie und Plant durchgeführt haben.«
    Lasko schwieg und dachte nach. Dann sagte er: »Ich habe nicht ihr Haus durchsucht, Jury. Ich habe sie gesucht. Es wurde nichts aus den Räumlichkeiten entfernt.«
    Jury lächelte. »So? Plant hat gesagt, Sie hätten oben rumgewühlt. Dachten Sie, Sie finden sie unterm Bett?«
    »Sehr witzig. Ich habe nach Hinweisen auf ihren Aufenthaltsort gesucht.«
    »Ihr gutes Recht. Wiederhörn, Sammy.« Jury legte auf, lächelte über seine Kritzeleien und beschloß, doch nicht zur Kunstakademie zu gehen, sondern bei der Kripo zu bleiben. Dann seufzte er, zerriß das Blatt Papier und schlug eine alte Akte auf.
    »Gott sei Dank haben Sie ihr einen guten Anwalt besorgt. Alle Achtung«, meldete sich Wiggins zu Wort.
    »Was?«
    »Mit Pete Apted ist sie gut bedient.«
    »Und ich bin gut bedient mit Racer. Soho ist wieder angesagt.«
    »Hat er Ihnen das etwa schon wieder angehängt? Die Dan-Wu-Chose?« empörte sich Wiggins. »Sie wissen, das ist ein Fall fürs Rauschgiftdezernat, nicht für uns.«
    »Na ja, aber Mr. Wu hat seine Geschäftstätigkeiten neuerdings auf die Entsorgung von Leichen in der Themse verlegt. Verzeihung, mutmaßlicher Leichen.« Jury schlug den Aktenordner zu, sortierte ein paar Fotos und stopfte sie in einen anderen. Dann starrte er auf die regenüberströmte, graue Fensterscheibe. Wo war die Sonne? Blöde Frage. Wo die Sonne immer war.
    Da sagte Wiggins: »Sie haben getan, was Sie konnten, Sir.«
    »Nein. Irgend etwas sehe ich nicht. Und Bannen weiß, was das ist.«
25
    »Ich habe Theo Wrenn Browne gesagt, wenn er weiter an diesem hirnverbrannten Plan festhält, Adas Laden zu ruinieren, kann er sich auf ein Leben unter Verfolgung freuen, gegen das sich die spanische Inquisition ausnimmt wie ein Wochenende in Brighton.« Marshall Trueblood schürzte die Lippen und malte die Schrecken weiter aus: »Ich werde ihm sagen, daß er in einem feuchten kleinen Kellerloch am Meer landet, alte Playboy-Hefte und französische Pornopostkarten verscherbelt und Unterhemden mit Löchern und braune Strickjacken tragen wird.«
    »Aha, alles klar«, sagte Melrose. Sie saßen in der Fensternische im Jack and Hammer. »Aber ist es nicht in Wirklichkeit Agathas Plan? Sie klagt vor dem Bezirksgericht.«
    »Browne steckt dahinter. Sie ist nur seine Marionette. Er will die Räume in die Pfoten kriegen, damit er seinen Buchladen erweitern kann. Trinken wir noch einen.« Trueblood erhob sich und nahm ihre Gläser.
    Über den Tisch fiel ein Schatten, und als Melrose sich umdrehte, sah er seine Tante draußen vor dem Bleiglasfenster. Unablässig klopfte sie nun mit ihrem beringten Finger dagegen. Dank der massiven Scheiben und eines barmherzigen Gottes drang ihr Gezeter nicht durch. Und das Getöse der Figur des Jack am Ende des Balkens über ihr, der die Stunde anschlug (oder jedenfalls so tat), tat ein übriges. Melrose machte sich einen Spaß aus ihrem fruchtlosen Ge-laber und begann seinerseits, ein paar Worte mit dem Mund zu formen. Sehr erholsam, die Lippen bewegten sich ohne die dazugehörigen Laute. Zu reden, ohne die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen, das war ja das ureigene Metier seiner Tante. Es war,

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