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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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war stundenlang in der Bibliothek von Northampton untergetaucht und zweimal nach London ins Britische Museum und die London Library gereist. Er hatte sich sogar Melrose' Mordsdeal! ausgeliehen und so sehr darin verbissen, daß er es noch nicht zurückgegeben hatte.
    Bryce-Pink würde Agatha vor dem verschlafenen alten Friedensrichter, Colonel Euston-Hobbes, vertreten. (Pete Apteds für dörfliche Zivilstreitigkeiten gab es nicht.) Euston-Hobbes konnte auf eine gewisse Erfahrung zurückblicken, denn er war eben der Richter, der (in seinen wachen Momenten) auch den Gipsschweinprozeß - Lady Ardry gegen den Fleischer Jurvis - geleitet hatte.
    »Das Schwein«, sagte Marshall Trueblood, »kann ich nicht als Präzedenzfall benutzen. Den Prozeß hat Ihre Tante gewonnen. Unglaublich. Obwohl der Sachverhalt ja mehr oder weniger derselbe ist, finden Sie nicht auch? Damals hat sie das Schwein angeblich auf dem Bürgersteig angegriffen, diesmal der Nachttopf. Die Ähnlichkeit ist doch verblüffend.«
    Melrose war baff. Trueblood hatte sich dem Studium der Gesetze so intensiv gewidmet, daß er völlig ernsthaft darüber reden konnte. Aber genau das war ja schließlich die Krux mit der Juristerei. »Mir ist völlig schleierhaft«, sagte Melrose, »warum Pinkauge sich bereit erklärt hat, Agatha zu vertreten. Soviel Geld hat sie doch nun auch nicht.«
    »Nein, aber sie hat ihn vielleicht zu der Annahme verleitet, daß sie ein Vermögen erbt. Ihres.«
    »Pustekuchen. Dazu müßte ich zuerst sterben.«
    »Wahrscheinlich hat sie ihm auch das noch eingeredet.«
    Dieses Gespräch hatte heute früh stattgefunden, als Melrose und Trueblood einen Spaziergang unternommen hatten. Genauer gesagt, einen Spazierbummel. Trueblood behauptete, ein Bummel sei kontemplativer. »Sie hören nie so lange zu reden auf, daß Sie irgend etwas kontemplativ betrachten könnten«, hatte Melrose eingewandt, nachdem sie die kleine Post, den Ententeich und den Friedhof »betrachtet« und vor Betty Balls Bäckerei haltgemacht und die köstlichen Scones, Kuchen und Brötchen im Schaufenster begutachtet hatten.
    »Ich muß allerdings gestehen, daß ich es bewundernswert finde, wie Sie sich in die juristische Materie einlesen. Sogar ins Britische Museum sind Sie gegangen.«
    »Juristische Materie? Lieber Himmel, wie kommen
    Sie denn darauf, alter Kämpe? Man soll die Dinge nicht verwechseln. Agatha hat gesagt, sie hätte am Tage des angeblichen Unfalls ihre Einkäufe getätigt.« Trueblood klopfte ans Schaufenster. »Rosinenbrötchen.«
    »Was haben Sie denn studiert?«
    »Antiquitäten.«
    »Was? Bei Antiquitäten kennen Sie sich doch aus!«
    »Nicht bei allen, alter Knabe. Wenn es auch manchmal so scheint.«
    »Apropos, wann geben Sie mir Mordsdeal! zurück? Ich hätte es gern wieder. Es nützt Ihnen doch gar nichts. Die Nuttings treiben sich nur in Gesellschaft von Trickbetrügern herum.«
    »Das stimmt. Und deshalb paßt es zur Rechtswissenschaft wie der Deckel auf 'n Pott. Ich finde es hochvergnüglich, die Rolle des Verteidigers zu spielen, denn es bedeutet, daß Pinkauge mir alles erzählen muß, was er weiß, ich ihm aber nichts, kein Sterbenswörtchen. Das schreibt das Gesetz über die Auskunftspflicht vor. Ich hätte Appetit auf ein Rosinenbrötchen. Was ist mit Ihnen?«
    »Papperlapapp, Sie haben doch sowieso nichts, worüber Sie Auskunft geben könnten.«
    »Seien Sie sich da mal nicht so sicher. Trinken wir einen Kaffee?«
27
    »Rechnen Sie damit, als Zeuge für die Anklage aufgerufen zu werden«, sagte Pete Apted, langte in eine Papiertüte, förderte einen Apfel zutage und biß laut krachend hinein.
    »Als Belastungszeuge? Aber ich bin Ihr Zeuge, Entlastungszeuge!«
    »Offenbar glaubt die Staatsanwaltschaft, Sie sind ihr Zeuge. Zumindest insofern, als Jennifer Kenning-ton Ihnen ihre Geschichte und von ihrem Verhältnis zu Verna Dunn erzählt hat.«
    »Das weiß Bannen doch alles.«
    »Aber nicht die Einzelheiten. Außerdem geht es nicht nur darum, was sie erzählt hat, sondern ebensosehr um das Wie. Sie war höchst emotionsgeladen. Aus ihrer Schilderung konnten Sie schließen, daß sie das Opfer abgrundtief gehaßt hat.«
    »Wie kann das zulässig sein? Ich meine, da würde ich doch Schlußfolgerungen über ihren psychischen Zustand ziehen?«
    »Hmmm ... kann sein.«
    Eine Stimme hinter Jury sagte: »Deshalb wollten wir Sie ja sprechen.« Die Stimme gehörte Charly Moss, die sich beinahe außer Sichtweite in einen Ledersessel drapiert hatte. Bisher

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