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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Melrose die Hände. »Tragen Sie solche Neonstreifen wie Jogger, und passen Sie gut auf! Ich habe einen Aufseher. So nennt Momaday sich jedenfalls. Er hält sich für einen geschickten Schützen. Läuft mit der abgeknickten Knarre überm Arm herum - will ich zumindest hoffen. Zuweilen höre ich Schüsse in der Ferne und mache mir große Sorgen.«
    Sie lachte. »Na, dann sehe ich mich besser vor. Gehen Sie auch viel spazieren?«
    »Aber ja.« Diese Lüge kam Melrose glatt über die Lippen. Er modifizierte sie mit einem Stückchen Wahrheit. »Zum Jack and Hammer. Das ist ein angenehmer Spaziergang.« War es nicht. Es war sturzlangweilig. »Für meine täglichen Orgien. Ansonsten führe ich ein verhältnismäßiges ruhiges und im großen und ganzen nutzloses Leben.«
    »Wie schön! Aber was ist mit den Ermittlungen, von denen Trevor Sly gesprochen hat? Sie sind doch nicht bei der Kripo?«
    »Schenken Sie Mr. Slys Worten nicht allzuviel Glauben. Nein, ich bin nicht bei der Kripo. Ein Freund von mir, er heißt Jury, der ist Kriminalbeamter. Superintendent bei New Scotland Yard.«
    »Wirklich? Und kommt er hierher, nach Northampton?«
    »Watermeadows liegt in Long Piddleton. Ja, manchmal ist er hier. Wie zum Beispiel bei der Si-mon-Lean-Sache. Und vor Jahren, als hier eine ganze Reihe Morde geschah. Das fing alles an mit einem Pub namens Man With a Load of Mischief.«
    »Den habe ich gesehen. Der steht oben auf dem Hügel und schaut aufs Dorf hinab. Aber er ist geschlossen.«
    Melrose erzählte ihr die Geschichte. Sie rührte sich nicht, ja, sie atmete kaum. Sie lauschte wie gebannt. Dann sagte sie: »Das klingt ja, als sei er sehr intelligent.«
    »Ja, er ist -« Melrose wollte gerade losschwärmen. Aber dann dachte er: Moment mal! Der Schuß könnte auch nach hinten losgehen. Er holte tief Luft, überlegte und sagte dann: »- zumindest war er das. Aber ein solches Leben verlangt seinen Tribut. Ich glaube, man altert dabei ziemlich früh.« Er nahm seine Zigaretten heraus. »Sie können Ihren Kopf nicht immer auf Hochtouren laufen lassen, ohne daß Sie den Preis dafür zahlen müssen. Und so intensiv, wie Jury arbeitet, hm, da sieht man bald auch ziemlich mitgenommen aus.«
    »Ich habe ein Foto von ihm gesehen.«
    Der Stuhl, mit dem Melrose gekippelt hatte, krachte mit den Beinen auf den Boden. »Wo? Wann?«
    »Im Telegraph. Gerade, als Sie erzählt haben, ist es mir wieder eingefallen. Er wirkte überhaupt nicht mitgenommen. Eher ziemlich hübsch.«
    »Jury ist sehr fotogen. Aber worum ging es denn?« Zum Teufel, Jury war weder der leitende noch offiziell überhaupt Ermittler bei dieser Sache in Lincolnshire.
    Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu erinnern. »Es ging um ... einen Restaurantbesitzer in Soho. Aber das wissen Sie ja sicher.«
    Melrose hatte keinen blassen Schimmer. Warum führte Jury dieses Doppelleben, während er, Melrose, in Pubs herumhockte und vergeblich Eindruck zu schinden versuchte? »Ja, teilweise. Nicht viel. Aber ich will Ihnen was erzählen.« Er beugte sich über den Tisch und schob den Streichholzhalter in Gestalt eines Kamels zur Seite. »Haben Sie von dem Doppelmord in Lincolnshire gelesen? In der Nähe von Spal-ding?«
    »O ja. Die Frau war Schauspielerin oder so was. Und die andere Hausangestellte, stimmt's? Hatten Sie damit etwas zu tun?«
    Alle Zeitungen hatten berichtet; er gab keine Information preis, die nicht veröffentlicht worden war, außer der über seine Rolle als »Gutachter«. Er erzählte ihr die Geschichte und malte dabei ein kleines Bild auf eine Seite seines Notizbuchs, einen Plan mit dem Haus und dem Pub. Auf einer weiteren Seite zeichnete er die Lage des Wash, während er versuchte, ihr die Ereignisse der Mordnacht zu schildern.
    Eine Weile lang schwieg sie, stützte den Kopf auf die Hand und betrachtete seine Gemälde.
    »Stimmt was nicht?« fragte Melrose, als das lange Schweigen an ihm nagte.
    »Nein, ich denke nur nach.« Dann setzte sie sich zurück und starrte an die Zimmerdecke. Starrte unverwandt nach oben.
    Die magnetische Anziehungskraft, die entsteht, wenn jemand auf etwas starrt, veranlaßte auch Melrose, hochzustieren, obwohl er wußte, daß dort nur der Deckenventilator war. »Haben Sie eine Idee?« Der große Ventilator drehte sich langsam und quietschte. Die weiße Kugel in der Mitte war von Falterleichen verschattet.
    »Diese Frau, die ermordet wurde, hat das Haus und das Grundstück verlassen und ist zum Wash gefahren.« Sie verzog das

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