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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wiedersehen gesagt.
    »- so daß die Zeit, die es dauerte, zum Pub hin-und wieder zurückzulaufen, nur ein wenig kürzer gewesen wäre als die Zeit, die man gebraucht hätte, zum Wash und nach Fengate zurückzufahren. Und zwischendurch das Opfer zu erschießen.«
    »Ja.«
    »Mr. Bannen, welche spezifischen Umstände haben Sie dazu veranlaßt, Jennifer Kennington dieses Verbrechens anzuklagen?« Hier drehte sich Oliver Stant ziemlich theatralisch zu Jenny um und schaute sie an.
    »Also, die Beweise sind natürlich nicht zwingend -«
    Apted erhob sich rasch. »Sind nicht rechtserheblich, meinen Sie wohl!«
    Der Einwurf fand vor dem Richter keine Gnade, und Oliver Stant feixte. Bannen jedoch lächelte und parierte. »Nicht zwingende Beweise sind per defini-tionem nicht rechtserheblich, sondern Indizien. Ich dachte, ich müßte nicht gesondert ausführen, daß Indizienbeweise nicht zwingend sind. Das erübrigt sich doch eigentlich.«
    Melrose wurde bange. Bannen war ein ebenso cooler Zeitgenosse wie Apted.
    »Bitte fahren Sie fort«, sagte Stant.
    »Jennifer Kennington hatte die Gelegenheit, sie hatte ein Motiv - als einzige, soweit wir wissen -, sie war unseres Wissens die letzte, die Verna Dunn lebendig gesehen hat, und die Zeugen können uns berichten, daß die beiden einen hitzigen Streit hatten. Meines Erachtens liefert das hinreichende Verdachtsmomente, um die Beklagte des Mordes an Verna Dunn anzuklagen.«
    »Gut, Chief Inspector, da Mr. Apted den Punkt schon angesprochen hat, können wir uns ihm vielleicht nun zuwenden: dem Problem von Indizienbeweisen und deren Zuverlässigkeit. Was liefert der Indizienbeweis nicht? Was bringt er nicht ans Tageslicht?«
    »Er liefert keine Augenzeugen.«
    »Bei wieviel Prozent Ihrer Mordfälle gibt es, grob geschätzt, einen Augenzeugen?«
    Bannen überlegte eine Weile und sagte dann: »Bei etwa siebzig.«
    Diese Antwort behagte Stant nicht. Er hatte sie auch nicht erwartet. Ein klassisches Beispiel, was passieren konnte, wenn man die Antwort zu der Frage, die man stellte, vorher nicht wußte. »Aber diese siebzig Prozent sind doch mit dem hier verhandelten Fall nicht vergleichbar?«
    »Das ist korrekt, weil die meisten Morde nicht geplant werden. Es gibt die typischen bewaffneten Raubüberfälle, bei denen die Täter den Raubüberfall, nicht aber den Mord an einem zufällig Beteiligten planen. Es gibt Affekthandlungen, es gibt Fälle häuslicher Gewalt. Der größte Teil der Morde, mit denen ich zu tun habe, fällt in die drei genannten Kategorien. Und da haben wir Augenzeugen, oder wenn nicht, dann ist der Täter noch am Tatort -zum Beispiel der Ehemann, der den Streit mit seiner Frau mit einer Kugel oder einem Messer been-det hat. Der vorsätzlich geplante Mord ist im Vergleich dazu relativ selten. Wobei ich natürlich Terrorismus und politischen Mord nicht berücksichtige.«
    »Lassen Sie mich das noch einmal in anderen Worten ausdrücken, wenn Sie gestatten, damit wir es alle verstehen: Dieser spezifische Mord ist nicht typisch für einen großen Prozentsatz an Mordfällen, mit denen Sie ansonsten beschäftigt sind.«
    »So ist es.«
    Stant stellte nun eine Anzahl nebensächlicher Fragen, um den Boden für die Tatsache vorzubereiten, daß Jenny ihre so schmerzliche Beziehung zu Verna Dunn verschwiegen hatte, was vielleicht genauso belastend war wie die Feststellung, sie habe Gelegenheit und Motiv gehabt (wenn auch beides nicht absolut gesichert war). Im Verlauf dieser Fragen kam die Sprache darauf, daß Jenny aber Jury von der Beziehung erzählt hatte. »Waren Sie nicht der Meinung, daß Superintendent Jury Beweismaterial unterdrückte?«
    »Nein. Mr. Jury war offiziell nicht mit dem Fall betraut. Er war nicht verpfli-«
    Hier unterbrach Stant Bannen sofort. Er wollte ja nicht, daß sich Bannens kollegiale Haltung (die ihm nicht paßte) günstig für Jury auswirkte. »Schon gut. Sie entdeckten aber noch rechtzeitig die Verwandtschaft zwischen der Beklagten und der verstorbenen Verna Dunn?«
    »Das war nicht allzuschwer. Eine schlichte Untersuchung der Herkunft Lady Kenningtons erbrachte die Tatsache, daß sie Cousinen waren.«
    Im Gerichtssaal wurde heftig getuschelt und geflüstert. Der Richter bat um Ruhe.
    »Hat diese Entdeckung Sie überrascht, Chief Inspector?«
    »Ja, natürlich. Sie hatte es ja nicht erwähnt. Niemandem gegenüber, außer offenbar später gegenüber Mr. Jury.«
    »Dann wußte Max Owen während seiner Ehe mit Verna Dunn auch nichts von der

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