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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zusammen. Sie wußte schon, was jetzt kam.
    »Der Tod Ihres Sohnes. Würden Sie so freundlich sein und dem Gericht erzählen, was an dem Tag in Fengate geschehen ist?«
    »Einspruch! Ich sehe die Relevanz -« Oliver Stant sprang auf.
    »Es ist hinsichtlich des Motivs relevant, Euer Ehren.« Mit Zustimmung des Richters wandte sich Ap-ted nun wieder an Grace.
    Sie wollte offensichtlich nicht über Toby reden. Melrose empfand großes Mitgefühl für sie, als sie stockend den Unfall schilderte.
    »Toby - das ist mein Sohn - ritt gern, und er ritt auf einem Reitweg nicht weit von unserem Haus. Er hatte mir versprochen, nichts Unvernünftiges zu tun -etwas Riskantes meine ich, wie zum Beispiel über unsicheren Boden zu galoppieren. Denn Toby war Bluter, er mußte sehr vorsichtig sein. An dem Tag war er nicht vorsichtig, das Pferd stolperte und warf ihn ab. Für andere hätte ein solcher Unfall keine ernsten Folgen gehabt, aber für Toby -« Sie schaute auf ihre Hände, mit denen sie die Kante des Zeugenstands noch immer umklammerte, und beendete den Satz nicht.
    »Wie alt war er zur Zeit des Unfalls?«
    »Zwanzig«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Es tut mir aufrichtig leid.« Apted klang, als meine er es ehrlich. »Könnten Sie uns erzählen, wer außer Ihnen sonst noch im Haus war, als es passierte?«
    »Mein Mann und Jack Price und . ich meine, sie haben nicht gesehen, was passierte - und Mr. Parker und -«
    »Ja, fahren Sie fort.«
    »Verna Dunn.« Als sie den Namen sagte, zuckte sie nur ein ganz kleines bißchen, ihre Lider flatterten, ihr Mund bebte - winzige Spuren ihres Schmerzes, der in all den Jahren nicht schwächer geworden war.
    »Danke schön, Mrs. Owen.« Pete Apted drehte sich um und ließ sie hilflos im Zeugenstand stehen. Als müsse sie das ganze schreckliche Geschehen noch einmal durchleben, blieb Grace Owen wie angewurzelt stehen. Die Tränen strömten ihr übers Gesicht. Als sie immer noch keine Anstalten machte zu gehen, bat der Richter den Protokollführer, ihr zu helfen.
    Es war ein bewegender Abschluß der Sitzung.
30
    Am nächsten Morgen verbrachte Jury knappe fünfzehn Minuten im Zeugenstand und gab wieder, was Jenny Kennington ihm in Stratford-upon-Avon erzählt hatte. Für ihn waren es fünfzehn Minuten zuviel.
    Oliver Stant faßte zusammen: »Die Beklagte hat betreffs ihrer Verwandtschaft mit Verna Dunn gelogen.«
    »Das würde ich nicht unbedingt so sagen. Vielleicht war es mehr eine Unterlassungssünde.« Das klang schwach.
    Stants Lächeln verriet, daß er der gleichen Meinung war. Er griff es nicht einmal auf. »Aber daß die Beklagte ihre Cousine haßte, war durchaus klar?«
    Jury zögerte einen Herzschlag lang. »Ja, aber -«
    Oliver Stant wollte keine nähere Erläuterung, er unterbrach Jurys Gegenrede. »Danke schön, Superintendent Jury. Ich habe keine weiteren Fragen.«
    Jury und Charly saßen in einer dunklen Nische in einem Pub, den die Touristenmassen aus der nahen Burg bevölkerten. Wie ein Rudel Wölfe hatten sie sich offenbar alle in stillschweigender Übereinkunft in den Lion and Snake begeben. Die Luft war dick verqualmt von Zigaretten, Pfeifen, Zigarren - der
    Nichtraucherbereich war ein Witz -, und Jury fragte sich, wann er endlich nicht mehr den Wunsch verspüren würde, den Leuten die Marlboros und Silk Cuts aus dem Mund zu reißen.
    »Ich wußte nicht, daß Jennifer Kennington Pete damals mit Ihrer Verteidigung beauftragt hat«, sagte Charly. Sie rauchte, anstatt den Ploughman's Lunch zu essen, den sie bestellt hatte. Oliver Stant hatte den Punkt ausgegraben, um zu demonstrieren, daß Jurys Aussage für Jennifer Kennington entweder von Liebe, Sex oder Verpflichtung beeinflußt war.
    »Da war nicht viel dran, an meinem sogenannten Fall, meine ich. Und Jenny zeigte sich für einen Gefallen erkenntlich, den ich ihr vor Jahren getan hatte, als ich etwas wiederfand, das man ihr gestohlen hatte. Und jetzt zeige ich mich wieder erkenntlich.« Er lächelte. »Ob wir beide uns unser Leben lang gegenseitig Gefallen tun?«
    Charly sah ihn lange an. »Vielleicht schon. Scheint mir schade um eine gute Beziehung zu sein.« Sie schaute auf die Uhr. »Bald zwei. Wir gehen mal besser zurück.«
    »Sie haben nichts gegessen, keinen Bissen.«
    »Prozesse schlagen mir immer auf den Appetit.«
    Da kam Pete Apted ins Pub, und Charly winkte ihn wütend herbei. »Mein Gott, Pete! Hatters Aussage hat fast den ganzen Morgen gedauert und eine Menge Schaden angerichtet.«
    »Nein, das stimmt

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