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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ist sie dann dort hingekommen?« Er stellte ihre Getränke, seines, Charlys und Jurys, auf den Stehtisch.
    »In ihrem eigenen Auto«, beschied Jury ihm kurz und bündig. »Es war auch am anderen Ende der Einfahrt geparkt.«
    »Es gab aber nur ein Paar Reifenspuren.«
    »Dann folgen Sie mal derselben Logik wie bei Grace Owen: Sie könnte es in der Nähe von Fosdyke stehengelassen haben und den Rest des Weges gelaufen sein. So weit ist es nicht. Aber Price könnte ihr auch nur ein Alibi bis kurz nach elf gegeben haben, bis zu der Zeit, als sie wieder auftauchte.«
    »Trotzdem, warum hat er dann nicht von sich aus gesprochen?«
    »Ich schätze, sie wollte nicht, daß bekannt wurde, daß sie bei ihm war. Aber ich würde schon gern wissen, warum Pete Apted Jack Price nicht als Zeugen aufgerufen hat.« Jury wandte sich an Charly, die bisher geschwiegen hatte. Auch jetzt antwortete sie nicht sofort. Jury tippte sie an. »Charly?«
    Sie holte tief Luft. »Das wäre doch Wasser auf Oliver Stants Mühlen gewesen. Merken Sie denn nicht -« Sie brach ab.
    »Was?«
    »Was ich jetzt sage, entspricht nicht dem, was wir glauben.«
    Jury nickte. »Gut. Dann erzählen Sie uns, was Sie nicht glauben.«
    »Die Anklage hätte dann die Frage aufwerfen können, ob beide dahinterstecken.« Sie hob die Hände, als Melrose und Jury protestieren wollten. »Zwei Leute. Zwei Autos. Sie hätten beide ein Auto nach Fengate zurückfahren können.«
    »Und sein Motiv?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich bin aber sicher, daß Verna in der Vergangenheit eine Menge mit Jack Price zu tun hatte. Vielleicht sogar bis in die letzte Zeit. Pete will auf keinen Fall, daß Jenny in den Zeugenstand tritt. Das wäre unter Umständen verheerend. Sie ist mehrere Male beim Lügen ertappt worden; sie scheint völlig emotionslos; sie verschweigt Dinge - für Oliver Stant wäre sie ein gefundenes Fressen. Ist sie an dem Abend ins Studio gegangen? Das wissen wir immer noch nicht.«
    »Seit wann ist Sex ein Motiv für Mord?« fragte Melrose gesenkten Hauptes.
    Charly bückte sich, um ihn anschauen zu können. »Meinen Sie das ernst?«
31
    »Er ist nicht der coole Bulle, für den die Leute ihn halten.« Jury redete über DCI Bannen. Er und Plant aßen in einem Restaurant in Lincoln zu Abend. Zu Backkartoffeln, Roastbeef und Yorkshirepudding tranken sie einen kräftigen brasilianischen Wein. Melrose hatte zum Nachtisch Mincepie ins Auge gefaßt.
    Jury legte Messer und Gabel hin, an deren Zinken ein letztes Stückchen rohes Rindfleisch steckte. Er hatte gedacht, er könnte nichts essen. Aber dann hatte er wahnsinnigen Hunger bekommen. »Sowenig es uns auch behagt, alter Freund, wir müssen uns den Tatsachen stellen. Die Beweise deuten auf sie, und ihre Story hat viele Schwachpunkte.«
    »Aber für den Mord an Dorcas Reese ist die Beweislage noch schwächer. Stimmt, es ist denkbar, sie hätte nach Lincolnshire zurückfahren können, aber das ist doch an den Haaren herbeigezogen.« Melrose wollte ihnen gerade wieder einschenken, hielt aber inne. »Überzeugender wäre allerdings gewesen, wenn sie behauptet hätte, sie sei in Price' Studio gewesen, ganz egal, warum. Es wäre ohnehin kein Geheimnis geblieben, daß sie ihn kannte. Warum auch nicht? Die Frage ist doch nur, warum sie auch das geheimgehalten hat. Warum verschweigen diese Leute soviel? Jenny, Verna, Price?«
    »Sie haben alle zu viele Geheimnisse, das ist das Problem oder eines der Probleme.« Jury schob sich ein Stück vom Tisch ab, er lechzte nach einer Zigarette. »Was mir Sorgen macht, ist, daß sie nicht einmal Pete Apted alles erzählt.« Er schüttelte den Kopf, wieder überkam ihn Müdigkeit. »Wie zum Beispiel, worüber sie und Verna Dunn sich gestritten haben.«
    »Dann glauben Sie nicht wegen Max Owen?«
    Wieder schüttelte Jury den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Weil Max Owen nicht dumm ist. Er wäre in der Lage gewesen, Verna Dunns Machenschaften zu durchschauen. Sie wird ihn oft genug manipuliert haben.«
    Der alte Ober kam und erkundigte sich, ob sie fertig seien. Als sie bejahten, nahm er ihre Teller und schlurfte davon.
    Melrose dachte wieder nach. »Und was ist mit Parker?«
    »Wie, was ist mit ihm?«
    »Er hat Fengate um elf verlassen, stimmt's? Ich frage mich immer noch, warum er ihr nicht begegnet ist. Komisch, daß Oliver Stant ihn nicht vorgeladen hat.« Er wurde von einer jungen Frau mit schwarzen Haaren abgelenkt, die ihn an Miss Fludd erinnerte. »Sie hätten sich natürlich auch

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