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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zurückgefahren.
    Die Abweisung der Klage gegen Jenny Kenning-ton bedeutete nicht, daß Chief Inspector Bannen unrecht hatte; es bedeutete lediglich, daß die Strafverfolgungsbehörden nicht genug Beweise hatten, um den Prozeß zu eröffnen. Der Richter hatte nun doch erhebliche Bedenken hinsichtlich des Motivs - besser, des Mangels an einem Motiv - seitens der Beklagten. Oliver Stant hatte vorgebracht, daß die Gelegenheit in beiden Fällen dennoch überaus eindeutig gegeben sei und der heftige Streit der beiden Frauen immer noch genug Motive liefere. Woraufhin Pete Apted eingewendet hatte, man könne den Streit nicht als »heftig« bezeichnen, und Oliver Stant versucht hatte, es zu widerlegen.
    Da hatte sich der Richter eingeschaltet. »Ich schlage vor, Mr. Stant, daß Sie herausfinden, welcher Art dieser Streit war. Wir wissen es nicht. Und in Ermangelung dieses Wissens und angesichts der nicht ordnungsgemäßen Durchführung der Haussuchung bei der Beklagten, bin ich der Auffassung, daß die Klage abgewiesen werden sollte.« Charly jubilierte.
    Der Richter hatte allerdings nachdrücklich darauf verwiesen, daß die Akte nicht geschlossen sei. Der Fall werde in dem Moment wieder aufgerollt, wenn Anhaltspunkte bestünden, daß ein erneutes Verfahren gerechtfertigt sei.
    »Was bedeutet«, sagte Jury, »daß es noch nicht vorbei ist. Es ist kein Freispruch.«
    Charly nahm die Zigarette, die Melrose ihr anbot, und sagte: »Ich glaube doch, daß es für Jenny vorbei ist, Richard. >Ne bis in idem.< Der Grundsatz, daß ein Beklagter nicht zweimal wegen derselben Sache verfolgt werden kann, gilt sicher auch hier. Theoretisch könnte der Fall wieder aufgerollt werden, ja. Aber praktisch geschieht das selten.« Sie beugte sich über Melrose' Feuerzeug. Das Licht der Flamme ließ ihr Haar aufleuchten, das sie sich aus dem Gesicht hielt.
    Melrose sagte: »Wenigstens ist eins sicher: Sie wandert nicht für den Rest ihres Lebens ins Gefängnis. Los, Richard, das ist doch ein Grund zur Freude.«
    Jury errötete. »Ja, natürlich.«
    Obwohl das Pub schon zum Bersten voll war, quetschten sich immer noch Leute durch die Tür. Plant hatte für Charly einen Barhocker ergattert, aber es gab nicht einmal soviel Platz, daß sie sich darauf setzen konnte.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie kann es nicht gewesen sein. Selbst wenn sie gelogen hat und doch einen Tag länger geblieben ist -« Er hielt inne.
    »Länger geblieben? Habe ich gestern was verpaßt?« Jury schaute sie abwechselnd an.
    »Verpaßt?« sagte Charly und spielte das Unschuldslamm.
    »Eine Zeugenaussage. Ich habe das Gefühl, daß ich was verpaßt habe, als ich in Fengate war.«
    Schweigen im Walde.
    »Ja, bitte?« ermutigte Jury sie.
    Charly malte angelegentlich Kreise mit ihrem nassen Glas. »Hm ...«
    Melrose sah aus, als sei ihm gerade etwas - natürlich total Unwichtiges - eingefallen. Er schnipste mit den Fingern. »Ach, Sie meinen den Straßenbauarbeiter?« Den wischte er mit einer Handbewegung vom Tisch.
    »Was für einen Straßenbauarbeiter?«
    Melrose steckte sich eine Zigarette an und betrachtete sie höchst interessiert. »Es ging darum, daß Jenny gesagt hat, sie wäre eine Umleitung gefahren . Wir mußten uns einen Haufen langweiliger Zeugenaussagen anhören.«
    Jury schaute Charly an. »Fanden Sie sie auch langweilig?«
    Charly schüttelte den Kopf. Dann erzählte sie es ihm.
    Nach einer ganzen Weile sagte Jury: »Da war Pete Apted doch bestimmt stinksauer.«
    »Worauf Sie sich verlassen können.«
    Warum, überlegte er, war er eigentlich nicht überrascht? Weil er es nach seinem Gespräch mit Jack Price schon vermutet hatte. Charly und Melrose schienen beide darauf zu warten, daß er explodierte, daß er irgend etwas tat. Aber er fragte nur: »Wann lassen sie sie raus?«
    »Haben sie schon.« Charly war verblüfft, daß sie es nicht wußten. »Sie hat gesagt, sie möchte zurück nach Stratford. Ich habe angenommen -«
    Jury verzog das Gesicht, seine Stimme war heiserer, als ihm lieb war. »Nein. Wir haben sie nicht gesehen.«
    »Ich dachte ...« Charly schlug die Augen nieder, blickte wieder auf und schaute Melrose an. Er bezahlte doch hier die Rechnungen!.
    »Wie will sie denn nach Stratford kommen?« fragte Melrose. »Ich dachte, sie fährt mit mir. Wie doch peinlichst deutlich geworden ist, haben wir denselben Weg.«
    »Ich glaube, sie wollte mit dem Zug fahren.«
    »Um wieviel Uhr? Mehr als ein oder zwei kann es nicht geben, mit denen sie irgendwohin

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