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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wochen nach dem Mord an einer bekannten, schillernden Frau, geschieden, zeitweise Schauspielerin, deren Name sogar manchmal in der Regenbogenpresse auftaucht. Das zweite Opfer Dorcas Reese hatte drei Tage lang die Aufgabe, den Leuten im Haus morgens Tee oder Kaffee zu servieren, den Owens, Lady Ken-nington, Verna Dunn. Bringen wir das jetzt in Zusammenhang mit Dorcas' seltsamen Worten, die sie in Gegenwart der Köchin Annie Suggins geäußert hat: >Ich hätte es nicht tun sollen, ich hätte nicht hören sollen. < Und damit, daß Annie Suggins Dorcas als eine allzu neugierige junge Frau beschrieben hat, die ihre Nase überall hineinsteckte. Was schließen Sie aus all dem?«
    »Ich schließe daraus, daß Dorcas im Verlaufe der Zeit, die sie Verna Dunn bedient hat, etwas zu Ohren kam, das extrem gefährlich war. Und daß eine dritte Person sie dabei erwischt oder sonstwie herausgefunden hat, daß Dorcas sie belauscht hatte. Verstehen Sie aber bitte, daß das nur ein Szenario ist. Es sind auch andere denkbar, wie zum Beispiel Erpressung.«
    »Ja, aber ein Mensch, der erpressen will, macht sich selbst keine Vorwürfe. Ein Erpresser sagt wohl schwerlich: >Ich hätte es nicht tun sollen.< Wenn wir das jedoch einen Moment beiseite lassen, so würden Sie doch sicher auch sagen, daß, unabhängig vom konkreten Szenario, zwei Dinge möglich wären: erstens, daß Dorcas etwas gehört hat, und zweitens, daß sie ermordet wurde, weil sie etwas wußte.«
    Bannen nickte. »Diese Schlußfolgerungen erscheinen mir plausibel.«
    »Nehmen Sie die erste, Mr. Bannen. Sie interpretieren >Ich hätte nicht hören sollen< so, daß Dorcas auf irgendeine Weise - vielleicht, als sie mit dem Teetablett vor Verna Dunns Tür stand - ein Gespräch mitgekriegt hat.«
    Bannen nickte, schien aber nicht zu begreifen.
    »Warum?«
    »Warum? Ich fürchte, da -«
    »Hm, ich überlege nur, warum Sie >Ich hätte nicht hören sollen< nicht so interpretieren, daß Dorcas meinte, sie hätte nicht auf eine Person, die mit ihr sprach, die ihr zum Beispiel einen Rat gab, hören sollen. Daß sie Probleme kriegte, weil sie den Rat annahm.«
    Bannen räusperte sich. »Ich verstehe, was Sie meinen. Ja, natürlich ist das genausogut möglich.«
    »Dorcas hätte also mitnichten etwas belauscht haben müssen, das mit Verna Dunn zu tun hatte?«
    »Das ist richtig. Ja.«
    »Um zu der zweiten Schlußfolgerung zu kommen, muß man nicht einmal voraussetzen, daß Dorcas Verna Dunn oder überhaupt jemanden belauscht hat. Dorcas kann ermordet worden sein, weil sie etwas wußte. Sie kam jemandem in die Quere und mußte beiseite geschafft werden.«
    »Ich bin wirklich aufrichtig davon überzeugt, daß das das brauchbarste Motiv ist, ja.«
    »Wieder: warum?«
    Diesmal schwieg Bannen. Und dann sagte er mit kaltem Lächeln: »Erzählen Sie es mir, Mr. Apted.«
    Der lächelte ebenfalls. »Ist Ihnen das kleine Dorf Cowbit bekannt?«
    Bannen runzelte die Stirn, schaute vom Richter zu Stant, der ebenfalls die Stirn runzelte und, erwartete Melrose, jeden Moment aufspringen wollte. »Ja, aber ich weiß nicht, was -«
    »Dort befindet sich ein Cottage namens >The Red Last<. Es war einmal ein Pub mit ebendem Namen.
    Jetzt ist es ein Privathaus. Was meinen Sie, was >The Red Last< bedeutet?«
    Oliver Stant schoß blitzschnell hoch. »Euer Ehren, ich sehe nicht, wo das hinführen soll.«
    Der Richter auch nicht. »Mr. Apted, verbirgt sich in Ihrem Ausflug ins Pub eine relevante Frage?«
    »Ja, Euer Ehren. Ich habe sie ja gerade gestellt. Sie ist sehr relevant. Wenn Euer Ehren sich noch einen Moment gedulden würden?« Ohne abzuwarten, ob der Richter wollte oder nicht, wandte er sich wieder an Bannen. »Was bedeutet es?«
    Bannen fuhr sich mit dem Daumen über die Stirn und lächelte ein wenig. »Hm, es wird etwas mit Schuhen zu tun haben, Mr. Apted. Mit dem >Leisten< eines Schusters. Warum einem roten, weiß ich nicht.«
    »Wenn man die Worte außerhalb des Kontextes sieht, ist die Interpretation verständlich. Ich habe es auch so verstanden, als ich es zum erstenmal gehört habe. Aber wenn das Wort >last< hier >zuletzt< bedeutet oder >der letzteDer Schwarze zuerst, der Rote zuletzt -<«
    »Mister Apted, wenn Sie fertig sind -«
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung, Euer Ehren, aber die Frage der Interpretation finde ich in diesem Fall überaus wichtig. Ich wollte nur demonstrieren, wie sich die Dinge verkehren können. Ich fahre mit meiner Frage

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