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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gärtners zu liegen, der ab und zu selbst gern einen süppelt.«
    »Womit seine Zeugenaussage von zweifelhaftem Wert ist«, sagte Parker.
    »Mr. Plant ist ein Freund von Lady Kennington«, sagte Max.
    »Na, eher ein Bekannter«, sagte Melrose.
    »Das sagen Sie.« Max schaute Melrose mit einem so bedeutungsvollen Blick an, daß diesem extrem unbehaglich wurde und er weiter den Stiel seines Weinglases in Händen drehte. »Jenny war mit Verna zusammen, sie scheint die letzte gewesen zu sein, die sie lebend gesehen hat. Zu dem Schluß ist offenbar die Kripo in Lincs gekommen.« Na, wie reagierte Melrose darauf?
    Gar nicht, er schwieg.
    »Verna hat ziemlich viel Geld mit einer Boutique in der Pont Street verdient. Aber nicht genug, um das Stück zu finanzieren, in dem sie die Starrolle spielen wollte. Sie hatte gehofft, ich würde ihr helfen.« Max zuckte die Schultern. »Ich fand schon, die Sache lohnte sich. Verna war keine schlechte Schauspielerin.«
    Über diesen Punkt folgte eine lebhafte Debatte.
    Melrose zog die Stirn in Falten. Nun redeten sie des langen und breiten über Verna Dunn, die Exfrau Max Owens, während sie kein Wort über das Dienstmädchen Dorcas verloren. »Was ist denn mit dem zweiten Mord? An Ihrem Hausmädchen?«
    Sowohl Grace als auch Max wirkten auf einmal traurig, ja sogar ein wenig beschämt. »Da haben Sie recht. Man sollte doch meinen, daß wir mehr an Dorcas denken. Es ist erst drei Tage her«, sagte Max.
    »Das liegt daran, daß Verna so glamourös war. Viele Leute fanden sie sogar schön. Und in gewisser Weise war sie ja auch berühmt«, meinte Price.
    »Ja, und Dorcas war so sehr das Gegenteil . ich meine, nichts von alledem.« Grace senkte den Blick auf ihren Dessertteller. »Die arme Dorcas.« Sie nahm ihre Gabel.
    Melrose aß ein Stück Kuchen, das reichlich in Cognac getränkt und mit Datteln und Nüssen garniert war. Einen Moment lang ließ er sich die leckere feuchte Masse auf der Zunge zergehen, dann sagte er: »Diese junge Frau, Dorcas, hatte doch sicher einen Freund?«
    »Dorcas?« Price klang überrascht. »Das bezweifle ich, sie sah nicht besonders gut aus.«
    »Meines Wissens war das noch nie ein Hindernis«, sagte Melrose. Price mochte ja viel über Schönheit wissen, aber mit seiner Menschenkenntnis schien es nicht so weit her zu sein.
    »Meinen Sie, sie ist von einem Liebhaber ermordet worden?« fragte Parker.
    Grace zuckte die Achseln. »Verdächtigt die Polizei nicht immer die unmittelbare Verwandtschaft und Bekanntschaft?«
    »Das stimmt«, sagte Max Owen und konzentrierte sich auf seinen Nachtisch.
    Parker leerte sein Whiskyglas, das er mit zu Tisch gebracht hatte, und schaute in die Runde. »Wie kann man denn Lady Kennington dieses Mordes verdächtigen?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich bin überrascht, daß Bannen sie zurück nach Stratford hat fahren lassen«, sagte Price.
    »Mußte er ja«, erwiderte Max. »Sie konnten sie nicht länger festhalten. Und sie hatte kein Motiv.«
    »Aber das«, sagte Grace, »trifft doch auf uns alle zu, oder?« Sie rückte mit ihrem Stuhl vom Tisch ab. »Von uns hat niemand ein erkennbares Motiv.«
    Melrose lag buchstäblich tief in den Federn und faltete die Hände ordentlich über dem Plumeau, wie er das gewiß auch als Kind getan hatte. In aller Muße betrachtete er die helle Zimmerdecke und beobachte-te, wie sich das blasse Licht und die feinziselierten Schatten bewegten, die von den Lampen draußen in der Einfahrt kamen. Dann ließ er seinen Blick über die buckligen Formen der Möbel schweifen und war erleichtert, daß er weder ihre Herkunft angeben noch ihren Wert feststellen mußte. Neben seinem Bett stand ein uraltes Schaukelpferd, sicher von einer Versteigerung hier irgendwo auf dem Land. Die Mähne war räudig und das Auge stumpf, weil die Farbe abgerubbelt war. So ein Pferd hatte er doch bestimmt als kleiner Junge besessen. Diesen nostalgischen Überlegungen hingegeben, wäre er beinahe sanft entschlummert, aber da fielen ihm Dorcas Reese, Jenny und Verna Dunn wieder ein, und er drehte sich auf die Seite und legte die Hand unter den Kopf. Jetzt würde er nicht mehr einschlafen. Jetzt war er mit jeder Faser seines Körpers hellwach.
    Er zog das Kissen weg, das er sich gerade erst unter dem Kopf zurechtgeschoben hatte, und warf es auf den Boden. Nun würde er wach liegen, wenn es ihm nicht schleunigst gelänge, an etwas anderes zu denken. Schäfchen zählen. Das hatte sogar ein-, zweimal gewirkt. Plötzlich erstand das Bild

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