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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihnen, um beharrlicher nachbohren zu können.
    Max fuhr fort: »Die Stelle, wo Dorcas gefunden worden ist, liegt im Wyndham Fen. So wie dort war es früher einmal überall in Südlincolnshire. Das ist echtes Fenland.«
    »Max, du klingst ja, als betrauertest du den Verlust der Fens mehr als den Verlust von Dorcas.«
    »Ich habe sie nicht gut genug gekannt, um sie zu betrauern, Liebste.« Er hielt ihr die leere Tasse entgegen.
    Dieses ungeschminkte Eingeständnis war wohltuend. Warum sollte er auch um eine Angestellte trauern, mit der er kaum Kontakt gehabt hatte? »Das haben sie auch im Pub gesagt. Einer der alten Stammgäste meinte sogar, man solle es gar nicht mehr >Fens< nennen. >Das sind keine Fens mehr.<«
    Max lachte. »Das kann ich mir denken. Manchmal glaube ich, wir sind genauso gefährdet wie die Landschaft.«
    »Für Sie ist das doch bestimmt schrecklich«, sagte Melrose. »Die ganze Zeit die Polizei im Haus, die Ihnen Löcher in den Bauch fragt.«
    »Mir ist die ganze Sache völlig unbegreiflich«, sagte Grace. »Was um alles in der Welt will Verna spätabends am Wash? Schließlich gehen die Leute nicht zum Joggen ins Watt.« Nachdenklich ergänzte sie: »Zwei Morde in zwei Wochen.«
    Max stellte seine Tasse ab. »>Mutmaßliche< Morde solltest du sagen.«
    »Na, der mutmaßliche Schuß aus dem mutmaßlichen Gewehr hat aber ganz schön mutmaßliches Blutvergießen verursacht.«
    Melrose lachte. Witzig fand er es aber nicht. Er sammelte eifrig Eindrücke. Grace zum Beispiel schien nichts gegen die Anwesenheit der Exfrau in Fengate gehabt zu haben. Lebendig oder tot.
    »Jennifer Kennington war die letzte, die Verna lebend gesehen hat.« Ruhig trank sie ihren Kaffee.
    Nein, der letzte, der sie lebend gesehen hat, war ihr Mörder, dachte Melrose. »Ich kann gar nicht glauben, daß Lady Kennington verdächtig ist. Ich fand sie so ... sanft.« Von Regency-Sekretären und Turkestanteppichen waren sie meilenweit entfernt. Den Owens schien es nicht aufzufallen, so sehr waren sie mit den seltsamen Morden in Fengate beschäftigt.
    Grace nickte. »Sie haben recht. Andererseits finde ich, daß es zutrifft: Man weiß nie, wozu Menschen unter bestimmten Bedingungen fähig sind. Aber was könnte sie für ein Motiv haben? Sie kannten sich ja nicht einmal.«
    »Du meinst, soweit wir wissen, kannten sie sich nicht.«
    Melrose spürte eine kalte, stechende Furcht. Sie zogen allen Ernstes in Betracht, daß Jenny es getan haben könnte.
    »Max wäre ein besserer Kandidat als Hauptverdächtiger«, lachte Grace. »Oder ich . ja, sogar Jack. Das heißt, bei allen könnte man es sich besser vorstellen als bei Jennifer Kennington.« Sie seufzte.
    Er hätte sich gern erkundigt, an was für Motive sie dabei dachte, aber die Frage mußte warten.
    »Grace! Du weißt nicht, was du da redest!« sagte Max mit liebevollem Unterton. Dann wandte er sich an Melrose. »Dieser Beamte von New Scotland Yard, er ist ein Freund von Mr. Trueblood.« Er schwieg und suchte etwas in seiner Tasche. Dann zog er eine Karte heraus. »Superintendent Richard Jury, alle
    Achtung. Ganz schön hoch oben, ein Superintendent.« Er schaute Melrose fragend an. »Aber Sie kennen ihn doch auch, nicht wahr? Hat er Sie nicht empfohlen? Grace? War's nicht so?«
    Als Grace nickte, sagte Melrose: »Ich kenne ihn flüchtig, ja.« Ihm wurde immer blümeranter. Er wurde aus Max Owen nicht schlau. Er kam nicht dahinter, ob er ihm Fangfragen stellte oder nur ganz harmlos mit ihm plauderte, und beschloß, nun doch lieber das Gespräch auf Owens Sammlung zu bringen. »Wo sind denn die Stücke, die ich mir ansehen sollte?«
    Grace kam ihrem Mann zuvor und klopfte mit dem Fuß auf den Teppich. »Hier, der Teppich. Mr. Plant sagt, er ist echt.«
    »Nur meiner Meinung nach«, beeilte sich Melrose zu sagen. Er schenkte Max Owen ein bescheidenes Lächeln. Aber der glaubte gern, daß die Meinung seines Gastes auch »echt« sei.
    »Also hatten Christie's und der alte Parker unrecht.«
    »Wenn sie Ihnen etwas anderes erzählt haben, ja.«
    »Parker ist ein Freund von Max«, sagte Grace, »der mit Vorliebe alles, was Max kauft, anzweifelt. Er weiß viel, ja, aber ich habe den Verdacht, daß er in Wirklichkeit neidisch ist.«
    Mit einem Blick zu dem anderen Zimmer sagte Max Owen: »Kommen Sie mit hier hinein, Mr. Plant. Da ist noch ein Teppich, zu dem ich gern ein Urteil hören würde.« Während er auf die Tür zuging, sagte er zu Grace, die zurückblieb: »Bring uns den Schnaps, Liebes,

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