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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Agathas vor ihm. Sie fuhr mit der Hand zum Kuchenteller, zum Mund, zum Kuchenteller. Ein Petits fours . zwei Petits fours .
    Er schnarchte, bevor er bei zehn angelangt war.
12
    Der Morgen begann um sieben. Glück für Robert Browning, Pech für Melrose. Plötzlich war er wach, jeder Muskel war verkrampft.
    Er wußte nicht, wovon. Einem strapaziösen Traum? Einer Erbse unter der Matratze? Triefäugig stand er auf, wusch sich, zog sich an und suchte das Eßzimmer auf. Es war niemand da, aber er hörte Geklapper und ein leises, halb gesungenes, halb gesprochenes Lied aus der Küche. Er steckte den Kopf durch die Tür.
    Mrs. Suggins, von der das Klappern und die holperige Melodie kamen, verstummte, hörte auf zu rühren und schaute ihn überrascht an. Schnell wischte sie sich die Hände an der Schürze ab und sagte: »Oh, Sir, ich rühre gerade das Porridge und habe noch nicht einmal mit den Eiern angefangen. Was möchten Sie denn gern?«
    »Nichts, nur eine Tasse Tee. Normalerweise bin ich nicht so früh auf.« Das war die Untertreibung des Jahres. Er war nie vor halb zehn unten. Er hielt seinen Schlaf so heilig wie Trueblood Dinge. Macbeth mit seinem »Schlaf, der wirre Sorgenknäu'l entwirrt«, sprach ihm voll aus der Seele.
    Natürlich hatte Mrs. Suggins eine Kanne Tee fertig. Sie goß ihm einen Becher voll ein und stellte Milch und Zucker in seine Reichweite. »So, bitte schön.« Sie lächelte zu ihm hoch. Sie war klein und eine Bilderbuchköchin. Rundes Gesicht, rundliche Figur, wie ein paar zusammengeklebte Klöße. Munter verkündete sie: »Sie können frühstücken, wann Sie möchten, Sir.«
    Melrose bedankte sich. »Um wieviel Uhr frühstücken die Owens?«
    »Meistens zwischen acht und neun. Manchmal zusammen, manchmal nicht. Das Frühstück ist schwierig, ich muß alles warm halten, und zudem essen sie gern verschiedene Dinge. Und dabei habe ich keine Hilfe.«
    Böse klang sie nicht, es waren die obligatorischen Klagen. (Martha, seine Köchin, beschwerte sich auch gelegentlich über mangelnde Hilfe.) Aber hier bot sich eine Gelegenheit, mit der Melrose nicht gerechnet hatte. »Soweit ich weiß, hat die junge Frau, die Ihnen geholfen hat, einen ... Unfall gehabt.«
    »Unfall? Heißt das plötzlich Unfall?« Annie Sug-gins musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle, als wolle sie sagen: »Ach, die Reichen, was sind sie immer so zimperlich.« Dann aber klopfte sie den Holzlöffel am Topfrand ab und entschied sich für ein paar offene Worte. »Mord, das war es. Schrecklich, so ein junges Mädchen!« Sie knallte den Deckel auf den Topf, bückte sich und öffnete die Tür des großen Herds.
    Ein Duft entströmte, bei dem Melrose es sich noch einmal überlegte, ob er nur Tee trinken wollte. »Ja, schrecklich«, sagte er. »Hat sie lange hier gearbeitet?«
    »Ungefähr zwei Jahre. Ordentlich zugepackt hat sie, die Dotcas. Sie hat das Gemüse geputzt. Alles geschrappt und geschält, aber jedesmal, wenn ich sie habe kochen lassen, kam nur Brei dabei heraus.« Annie schüttelte sich richtig, nicht, weil sie die ermordete Dorcas vor sich sah, sondern die verkochten Karotten. »Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so schlecht kochte.« Annie war offensichtlich eine vernünftige, praktisch denkende Frau. Die nackten Tatsachen sprach sie aus, auch wenn Dorcas tot war.
    Melrose trank seinen Tee und hoffte, sie würde weiterreden. Was sie auch tat, nachdem sie die heiße Pfanne vom Ofen auf den Tisch befördert hatte. Als sie den Deckel hob, um den Inhalt zu überprüfen, bekam er wieder einen Schwall des Duftes in die Nase. Himmlisch. Es sah aus wie Hähnchen oder Gans.
    Annie klärte ihn auf. »Das ist Fasan, schottischer, um die Wahrheit zu sagen.« (Als sei man in Gefahr, bei Fasanen die Unwahrheit zu sagen.) »Mit Aprikosen und Datteln.«
    Melrose schnupperte noch einmal. »Herrlich, da kann man die Morde ja glatt vergessen.«
    Annie lachte. »Das will ich nicht hoffen, Sir, wo das eine solche Tragödie ist. Obwohl ich manchmal den Eindruck habe, daß alle vergessen, daß auch Dorcas ermordet worden ist.«
    Der Meinung war Melrose ja auch. »War sie hier aus der Gegend?«
    Ein kurzes Nicken. »Aus Spalding, wenn Sie das noch als die Gegend hier bezeichnen wollen. Eine anständige, gutbürgerliche Familie, obwohl der Vater einen guten Whisky zu schätzen weiß.« Sie hörte auf, einen kleinen Berg Teig zu klopfen, und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich glaube nicht, daß das Mädchen im Leben sehr glücklich gewesen

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