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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Sotheby's auslassen sollte. Jetzt griente Melrose noch zufriedener als Max. Schon war Strangeways in seine Schranken verwiesen.
    Max lachte. »Gut.« Dann wandte er sich einem anderen kommodenähnlichen Teil zu und hielt Melrose einen Vortrag über Schloßmöbel.
    Melrose' Aufnahmefähigkeit verwandelte sich in die eines Vierjährigen. Länger als fünf Minuten hintereinander konnte er seine Gedanken nun nicht mehr bei diesem Kram halten. (Und einen Antiquitätenstand in der Campden Passage zu eröffnen konnte er sich ein für allemal abschminken.) Paß gefälligst auf, ermahnte er sich.
    »... ein besonders gelungenes Exemplar.«
    Eifrig studierte Melrose die Beine. Er bückte sich, fuhr mit der Hand an einem hinauf und hinunter, erhob sich, zog eine der Schubladen heraus, fuhr mit der Hand über die Verzahnungen, schloß die Schublade und seufzte. »Ich weiß nicht recht.« Irgendwann mußte er die Echtheit eines dieser Kunstwerke schließlich anzweifeln, da konnte er auch bei diesem anfangen. Es war ja nicht einmal auf der Liste gewesen.
    Nun bat Max ihn, einen anderen, viel kleineren Teppich vor den Fenstern zu prüfen. He, nicht noch einen Teppich! Melrose war mittlerweile in einem Stadium, in dem er nicht einmal mehr wußte, welcher Typ Perser in seinem eigenen Salon lag. True-blood war total vernarrt in ihn und behauptete, er sei ein unschätzbar wertvoller ... ein wertvoller was? Und da sollte er nun einen nach Owens Meinung antiken Fareghan inspizieren. Er war wunderschön, hellblauer Grund mit einem Muster aus ineinanderverschlungenen Medaillons.
    »Mein Freund Parker sagt, für einen echten Fareghan ist das Muster falsch.«
    Melrose schmunzelte. »Na, das Muster ist garantiert nicht falsch. Aber Ihr Freund Parker ...?«
    Max lachte lauthals los, und Melrose war nun klar, daß die beiden Kunstfreunde in heftiger Konkurrenz zueinander standen und Owen keinen Experten suchte, sondern jemanden, der ihn in seinen Einschätzungen bestärkte. Gern zu Diensten, dachte Melrose.
    Max ging zu der Whiskykaraffe, goß sich noch einen ein und hielt das Gefäß stumm fragend hoch. Melrose schüttelte den Kopf. Da setzte Max den Stöpsel wieder auf und fragte: »Kannten Sie sie gut?«
    Melrose war völlig überrumpelt. Er schützte Begriffsstutzigkeit vor. »Wen?«
    »Jennifer Kennington.«
    »Nein. Wie ich schon gesagt habe, ich habe sie nur einmal gesehen. In Stratford-upon-Avon. Ich glaube, sie wohnt dort.«
    Max nickte. Er blieb stehen, ließ den Whisky in seinem Glas kreisen und schaute unverwandt in den Nebel vor den Fenstern. »Sie brauchte Kapital für ein Pub oder Restaurant, das sie eröffnen wollte. Ich bin der Kapitalgeber.« Den Blick noch immer in die Dunkelheit draußen gerichtet, trank er einen Schluck. »Das Wochenende auf dem Land ist für sie wirklich sehr unglücklich verlaufen.«
    Seiner Miene nach zu schließen, für Max auch.
    Major Linus Parker, der Freund der Owens, kam in letzter Sekunde zum Abendessen. Ihm war lieber, wenn die Leute ihn einfach »Parker« nannten. Rang und Titel waren ihm lästig. Dafür hatte Melrose vollstes Verständnis. Parker war groß, über sechzig Jahre alt, und sein Haus (das er »Toad Hall« getauft hatte, weil er den Kröterich in Wind in den Weiden so mochte) lag unweit des öffentlichen Fußwegs, auf halber Strecke zwischen Fengate und dem Pub.
    »Es war beinahe schon komisch, als die Polizei hier war«, erzählte Parker. »>Und wo waren Sie zum Zeitpunkt des Mordes, Sir?<« imitierte er sie mit tiefer Stimme und übertriebenem Lincolnshire-Akzent. »Ich habe ja nicht geglaubt, daß sie wirklich solche Sätze sagen. Es klang fast wie eine Parodie.«
    »Aber so reden sie«, sagte Max Owen. »Und haben Sie über Ihren jeweiligen Aufenthaltsort genau Rechenschaft abgelegt?«
    »Ich war ja bis elf hier.«
    »Danach, meine ich.«
    »Ah, jetzt haben Sie mich aber erwischt. Ich bin nach Hause gelaufen.«
    Jack Price, der während des Essens meist geschwiegen hatte, sagte: »Und ich bin zurück ins Studio gegangen.«
    »Und Grace ins Bett und ich in mein Arbeitszimmer. Schade, keiner von uns hat ein Alibi.«
    »Ich bin sofort eingeschlafen«, sagte Grace.
    »Ho, ho, versuchen Sie das mal unserem Chief Inspector zu verklickern.«
    »Habe ich ja«, sagte Grace. »Aber Max, du hast doch ein Alibi. Du hast gesagt, daß Suggins dir zwischen halb zwölf und zwölf was zu trinken gebracht hat.«
    Max nickte. »Stimmt. Da scheint mein weiteres Schicksal also in den Händen unseres

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