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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nur Jenny - und zu einem bestimmten Zeitpunkt Jack Price - nicht ausreichend über ihren Verbleib Auskunft geben konnte. Das war jedoch nicht der Fall. Jetzt sah es aus, als habe als einziger Max Owen nicht zum Wash und wieder zurückfahren können. Parker war kurz nach elf gegangen, Grace ins Bett, Price in sein Studio. Und keiner der drei konnte es beweisen. »Wissen Sie, Annie, allem Anschein nach hat niemand ein verläßliches Alibi.« Er lachte.
    »Komisch war, daß Burt Miss Dunns Auto am Ende der Einfahrt gefunden hat, und zwar ein Stück vom Haus entfernt. Sie aber haben gehört, wie gegen zehn ein Auto angelassen wurde und wegfuhr. Und als Burt das Auto nach Mitternacht gesehen hat, hat er natürlich angenommen, daß Miss Dunn zurückgekommen ist.« Sie seufzte. »Alles sehr seltsam.« Als müßte sie ihre Fassungslosigkeit abreagieren, ver-setzte Annie dem Pudding mit einem silbernen Glücksbringer einen gemeinen kleinen Stich.
    Der Transport von der Küche zum Sideboard hatte dem Rührei mit Schinken nicht geschadet. Melrose häufte sich eine üppige Portion von beidem auf. Er hatte mittlerweile sein altes Harris-Tweed-Jackett angezogen (wie es sich für einen Landaufenthalt geziemte), und als er ins Eß zim mer gekommen war, saß Grace Owen schon mit einer Tasse Tee und einer dünnen Scheibe Toast am Tisch. Sie las die Lokalzeitung.
    Vom Sideboard, auf dem die Köstlichkeiten in silbernen Schüsseln in Reih und Glied standen, sagte Melrose: »Liebe Güte, wie können Sie diesen Champignons widerstehen? Und dem Rührei?«
    »Das könnten Sie auch, wenn Sie eine Frau im mittleren Alter wären und seit Jahren Annies Frühstück essen würden. Für mich gibt's immer nur eins: Frühstück, Lunch oder Abendessen. Alles drei kann ich mir nicht leisten.«
    Melrose warf einen Blick auf die Zeitung. »Aha, Sie sind ja immer noch in den Schlagzeilen.« Er sah ein Foto von Wyndham Fen und einem weißen Polizeibus.
    Grace verzehrte ihren Toast, tippte auf das Fahrzeug und sagte: »Peter hat erzählt, sie hätten dort einen Wagen hingestellt, die Polizei bezeichnet ihn als Tatortbus oder so was.«
    »Peter?«
    »Peter Emery. Ach so, den kennen Sie ja nicht. Peter ist der Verwalter von Linus Parker. Das heißt, er war es. Er wohnt in einem Cottage auf Linus' Grundstück. Linus besitzt hier große Ländereien. Das Cottage ist nicht weit entfernt von dem Weg in Richtung Case. Wo Sie gestern waren.«
    »Ja, da habe ich auch erfahren, daß das Mädchen, Dorcas, dort gearbeitet hat. Und heute morgen war ich so früh auf, daß ich mit Annie Suggins einen Tee getrunken habe.«
    »Ich weiß.« Grace lächelte ihn über den Rand ihrer Tasse hinweg an. »Annie ist ganz begeistert von Ihnen. >Das is ja mal 'n echter Gentleman. Überhaupt nicht hochnäsig, wenn er mit unsereinem redet.<«
    Melrose lachte. »Geredet hat eher Mrs. Suggins.«
    »Über was?«
    Melrose zuckte zusammen. Ihr Tonfall hatte sich geändert, war drängender geworden. »Über die Morde natürlich«, sagte er, als verstehe sich das doch für Annie ganz von selbst. »Finden Sie es denn nicht logisch, daß die Angestellten die Gelegenheit nutzen, einen Fremden mit der Geschichte zu unterhalten?«
    Seufzend stimmte sie ihm zu und blätterte die Zeitung um.
    »Und dieser Peter Emery war früher Parkers Verwalter?«
    Sie nickte. »Leider ist er blind. Vor etlichen Jahren hatte er einen schrecklichen Unfall. Und dabei ist er noch jung. Na ja, fünf- oder sechsundvierzig. Das nenne ich schon noch jung.«
    »Blind? Grauenhaft!«
    »Ja. Es tut einem richtig weh, wenn man sieht, wie ein Mann, der vorher praktisch im Freien gelebt hat, jetzt mehr oder weniger auf das Haus beschränkt ist.« Sie goß Melrose noch Kaffee und sich Tee ein. »Linus hat ihm ein sehr hübsches Cottage ein wenig vom Fußweg entfernt überlassen, unweit seines eigenen Hauses. Peter hat erzählt, daß Inspector Bannen auch bei ihm war. Viel konnte er ihm ja nicht berichten, das war ja klar.«
    Diese Information verdaute Melrose mit seinen Champignons und dachte über Dorcas Reese nach. Für ihn war nichts so klar.
13
    »Aus der Werkstatt von Muckross Abbey«, sagte Max Owen mit einem Kopfnicken Richtung des ausladenden Sekretärs in der Ecke. Das Frühstück war beendet, und Melrose und Max befanden sich in der Bibliothek. »Der Mann von Bonham's meint, es ist ein schönes, guterhaltenes Exemplar.«
    Der Mann von Bonham's? Gott, reichte es denn nicht, daß er sich mit den Herren von Christie's und

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