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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Diskussion bereit. Aber so eilig hatte sie es dann doch nicht, ihn loszuwerden. Sie gingen langsam über den gepflasterten Weg, von dem aus man nun den Rand des Wäldchens in Fengate sehen konnte. »Man weiß ja nie, was da draußen ist.« Sie kratzte sich am Ellenbogen. Bob starrte Melrose wieder mit diesem stumm knurrenden Gesicht an. »Der Weg geht dort hinten bei den Owens vorbei und quer über das Windy Fen.« Sie schwieg. Dann sagte sie betont gleichgültig: »Da ist Dorcas umgebracht worden.«
    »Hast du sie gekannt?«
    Zel holte eine von den winzigen Zeitungspapierkugeln aus der Tasche, inspizierte sie, steckte sie in den Mund und tat die Frage mit einem Achselzucken ab. »Ich hab sie häufiger gesehen. Haben Sie denn überhaupt schon mal von Black Shuck gehört?« Sie spuckte das Papierbällchen auf Bob, der gähnte und sein komisches graues Fell schüttelte.
    »Black Shuck? Leider nicht. Wer ist denn das?«
    »Black Shuck ist ein Geisterhund. Er schleicht sich an Menschen ran und bringt sie um. Vielleicht frißt er sie auch.« Noch ein Spuckeball flog in Bobs Richtung, der Melrose mit einem weiteren stummen Knurren bedachte, als sei er selbst der Geisterhund.
    Melrose ahnte, daß er etwas sagen mußte. Zel wartete darauf, daß er sie von der greulichen Phantasie von Black Shuck befreite. Aber wie alle Erwachsenen (außer Jury vielleicht) wußte er nicht, was er sagen sollte.
    Plötzlich stieß sie hervor: »Es war jemand, der immer über den Weg geht.« Und wechselte sofort das Thema. »Können Sie Ihre Zehen berühren?« Sie machte es ihm vor und bewegte sich auf und ab, auf und ab.
    »Natürlich.«
    »Aber mit den Handflächen?« Wieder ging sie herunter, Arme ausgestreckt, Hände nach außen; ihr langes Haar ergoß sich in einem Schwall über ihren Kopf. Nun sah es nicht nur rotgolden aus, sondern als stehe es in Flammen.
    »Wahrscheinlich ja, aber warum sollte ich es probieren? Hör zu -«
    Aber sie hörte nicht zu. Sie war zu emsig bemüht, ihre Hände flach auf den Boden zu pressen. Eine solch elektrisierende Energie hatte Melrose noch nie erlebt. Ob sie an eine Steckdose angeschlossen war? Bob beobachtete sie und schlug mit dem Schwanz auf den Steinweg wie ein Dirigent mit dem Taktstock. »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein. Leider nicht.«
    »Wollen Sie heiraten?«
    »Wann immer du willst.«
    Sie blieb stehen und zog eine Grimasse. »Ich bin nicht alt genug. Ich werd erst zehn. Onkel Peter hat einmal beinahe geheiratet, aber sie ist in einen Fluß gefallen.«
    Fast hätte Melrose darüber gelacht, wie sie von dieser Tragödie berichtete. »Das ist ja furchtbar, schrecklich.«
    »Und dabei war sie richtig schön.« Sie ließ einen Spuckeball auf ihrer Handfläche tanzen. »Das war oben in Schottland.«
    »Oh, das tut mir aber leid.« Melrose seufzte. »Paß auf, war nett mit dir, aber ich muß weiter. Es ist schon gleich zwei. Auf Wiedersehen! Es war sehr schön, dich kennenzulernen«, sagte er zu ihrem gesenkten Kopf. »Ich muß los.«
    Er war noch keine zwei Schritte gelaufen, da hörte er ihre Stimme. »Dorcas, die ist immer zu Mr. Parker gegangen. Er wohnt dort hinten.«
    Das interessierte ihn, wie sie ganz genau wußte. Sie hatte entdeckt, daß sie ihn ewig festhalten konnte, wenn sie ihm die Informationen häppchenweise gab. Er ging die paar Schritte zurück. »Warum denn das? Wozu?«
    Taub und stumm fing sie nun an, Übungen für eine schlanke Taille zu veranstalten, die Bob nicht nachmachen konnte, weil er keine Taille hatte. Die Hände auf den Hüften, drehte sie sich hin und her. Bob rannte im Kreis herum.
    Melrose gab eine mögliche Antwort auf seine Frage selbst. »Hat sie vielleicht für ihn gearbeitet?« Schwer vorstellbar, da sie schon die beiden Jobs in Fengate und im Pub hatte. »Oder gekocht?«
    Zel flog das feurige Haar ins Gesicht, während sie sich unaufhörlich hin- und herbewegte. »Nein. Hat -sie - nicht«, sagte sie nachdrücklich.
    »Na, hör mal, das weißt du doch gar nicht so genau. Warum bist du so sicher, daß sie nicht doch ab und an für ihn gekocht hat? Schließlich hat sie Mrs. Suggins in der Küche geholfen. Und Major Parker lebt allein, da war er vielleicht sogar über die Gesellschaft froh.« Plötzlich mußte Melrose an Ruthven und dessen Frau Martha denken, und er stellte sich Ardry End ohne sie vor. Es gelang ihm nicht.
    »Na ja, die Gesellschaft wollte er vielleicht, aber nicht ihre Kocherei.« Zel blieb so lange ruhig stehen, daß sie noch hinzufügen konnte:

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