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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wie sehr er das glaubte. »Die folgenden Ereignisse zeigen doch, daß der Täter sehr wohl darauf geachtet hat, ob er gesehen wurde oder nicht. Ein Rendezvous am dämlichen Wash, meine Güte!« Er schnaufte. »Neigt Grace Owen zu Affekthandlungen?«
    »Keine Ahnung. Auf mich wirkte sie sehr ausgeglichen. In gewisser Weise kindlich.«
    Apted stand auf und schob die Hände tief in die Hosentaschen. Er ging zum Fenster, blieb dort stehen und schaute schweigend hinaus.
    Das dünne Nieseln hatte aufgehört, der graue Schleier des Tages war verschwunden. Und obwohl die Sonne nur schwach war, übergoß sie das Fenster mit ihrem Schimmer, so daß Pete Apted in einem silbernen Netzgewebe stand.
    Wieder war Jury überrascht, wie jung der Mann aussah. Sein Büro hatte Jury damals schon amüsiert, weil es soviel mehr wie die Kanzlei eines viel älteren und schrulligen Anwalts aussah. Die strengen alten Männer auf den Ölgemälden rechts und links an den Wänden hätten Apted bestimmt alle als abtrünnigen Heißsporn betrachtet.
    Alles in dem Raum, die Vorhänge, die Stühle, das Ledersofa, war so edel, alt und verstaubt, daß man unw illk ürlich dachte, Pete Apted habe es nur für eine Weile von einem seiner porträtierten Vorgänger geborgt. Jury wartete darauf, daß er weitersprach, und als das nicht geschah, sagte er: »Aber was ist mit Dorcas Reese?«
    Apted schüttelte sich, als habe er gedöst. »Das zweite Opfer. Hätte ich beinahe vergessen.«
    »Das scheint allen so zu gehen.« Jury erzählte ihm, was er über Dorcas wußte und was Annie Suggins
    Melrose erzählt hatte. »Sie war kein sehr intelligentes Mädchen. Die Köchin sagt, sie war schrecklich naseweis, schnüffelte in Schubladen und lauschte an Türen. Sie hat zu der Köchin, Annie Suggins, gesagt -das heißt, wenn nicht direkt gesagt, so hat Annie es doch gehört: >Ich hätte es nicht tun sollen, ich hätte nicht hören sollen. < Das ist vielleicht nicht der genaue Wortlaut, aber .«
    Apted setzte sich wieder auf seinen Stuhl und studierte eine Weile seine Schreibtischauflage. Dann schaute er hoch. »Dann vermuten Sie als Motiv für diesen Mord, daß Dorcas Reese etwas gehört hat, das sie gefährlich machte. Etwas, das mit dem Mord an Verna Dunn in Zusammenhang steht?«
    »Ein anderes Motiv fällt mir nicht ein, wenn ich annehme, daß der Mörder Verna Dunns auch Dorcas umgebracht hat. Andererseits wirkt Dorcas nicht gerade so, als hätte sie jemanden bedrohen können. Sie war offenbar so farblos, daß die Leute sie gar nicht wahrnahmen.«
    »Ach, ich weiß nicht. >Farblose< Typen haben es so an sich, sich durchzusetzen, wenn die Gelegenheit günstig ist. Es gibt auch immer noch so was wie Erpressung. Hat das noch niemand als Motiv in Erwägung gezogen?«
    »Bannen bestimmt. Aber nichts deutet darauf hin.«
    Apted zuckte die Achseln. »Vielleicht hatte sie ja noch nicht kassiert. Aber eins kann ich Ihnen erzählen: Wenn es nur die Beweise gibt, die Sie mir genannt haben, klingt das ganz so, als sei das Belastungsmaterial der Kripo in Lincolnshire nicht gerade hieb- und stichfest. Zum Beispiel das Gewehr. Sie sind hinausgegangen, um zu rauchen. Wo hat Lady Kennington die Waffe getragen? In ihrem Zigarettenetui?« Apted runzelte die Stirn, legte die Fingerspitzen aneinander und das Kinn darauf. »Das Auto fährt weg, das Auto kommt zurück, Lady Kennington kommt zurück. Ergo kommt Lady Kennington im Auto zurück. Ist das ein Beweis?« Er lehnte sich zurück und begann, seine Krawatte vom Ende her aufzurollen. »Nach einer Ente sieht mir das immer weniger aus, Superintendent.«
Teil III
The Red Last
17
    Der Herr im Himmel wußte, was ihn kurz nach sechs aus dem Schlaf gerissen hatte. Jedenfalls hatte er nicht die Absicht, es zu einer Gewohnheit werden zu lassen. Er zog sich die Decke über den Kopf und schloß die Augen.
    Und da sah er wieder, das heißt, hörte er wieder, wie Chief Inspector Bannen kam und sagte, die Kripo in Lincolnshire sei im Begriff, Jenny Kennington zu verhaften. Das Motiv scheine nun ziemlich klar.
    »Keiner von Ihnen wußte, daß sie verwandt waren? Daß sie Cousinen waren?« hatte Bannen zum Erstaunen Max Owens gesagt und ihnen erzählt, was nun endlich ans Tageslicht gekommen war. Jenny Kennington war seit langem zutiefst mit Verna Dunn verfeindet! Das konnte als Motiv gelten!
    »Wirklich gegen sie sprach«, hatte Max Owen gesagt, »daß sie es verschwiegen hat, daß sie gelogen hat.«
    Das war aber noch nicht alles. Der

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