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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Sargents beiden kleinen Mädchen hing. Melrose dachte an Zel.
    Das Schweigen lastete schwer. Man hörte nur das Ticken der Standuhr. Zu einer anderen Zeit hätte er das als tröstlich empfunden, wie Herzklopfen. Jetzt klang es nur gnadenlos, wie die Mahnung, daß die Zeit verrann.
    Melrose hörte eine Tür ins Schloß fallen. Nach dem dumpfen Knallen der uralten, schweren Balken zu urteilen, mußte es die Haustür gewesen sein. Grace Owen beugte sich ein wenig vor und zog die Gardine zur Seite, wohl, um besser erkennen zu können, wer das Haus verlassen hatte. Melrose sah durch den Teil des Fensters, den er überblicken konnte, die Um-risse des Kripobeamten. Er lief am Eingang des Wäldchens herum, mal war er in Melrose' Gesichtsfeld, mal außerhalb. Nun drehte er sich um und schien direkt ins Fenster zu schauen. Grace trat einen Schritt zurück, und absurderweise versuchte auch Melrose, sich in seiner dunklen Ecke unsichtbar zu machen. Aber wahrscheinlich konnte der Inspector Grace gar nicht sehen, das Licht war noch schwächer geworden. Bannen stand nur da und drehte den Kopf in alle Richtungen.
    Dann glaubte Melrose, aus der Ferne ein Auto kommen zu hören, und so wie es beim Schalten klang, war es Max Owens teurer Sportwagen. Grace mußte ihn beobachtet haben, doch sie machte keine Anstalten, hinauszugehen und ihren Mann zu begrüßen.
    Melrose lief nach oben in sein Zimmer, um Stift und Papier zu suchen, damit er Jury noch eine Nachricht schicken konnte. Nein, besser, er rief ihn an. Sein Gesicht war heiß. Bestimmt aus Scham über seinen Voyeurismus. Er, der doch ein so ausgeprägtes Bedürfnis nach Privatheit hatte, wußte absolut nicht, was ihn gedrängt hatte, aus dem Schatten der Galerie heraus zu spionieren. Der Schreibtisch in seinem Zimmer war direkt vor dem Fenster, das rechts oberhalb des Galeriefensters lag. Er sah, daß Max Owen nicht sofort ins Haus gegangen, sondern draußen stehengeblieben war. Wahrscheinlich hatte Bannen ihn angehalten. Sie redeten miteinander. Das heißt, Bannen redete. Max hörte nur zu. Das Gespräch dauerte kaum fünf Minuten, dann drehte Bannen sich um und ging über den Kies zu seinem Auto.
    Max sah zu, wie der Polizist wegfuhr.
    Was war passiert? Max Owen stand da und schaute nun ganz allein in den bleichen, leeren Tag hinaus.
16
    Pete Apted, Kronanwalt Ihrer Majestät, warf schwungvoll einen Apfelbutzen Richtung Papierkorb und beobachtete, wie er einen Bogen beschrieb, von dem Metallrand abprallte und zu Boden kullerte.
    »Sie stecken doch nicht schon wieder im Schlamassel, Superintendent?« Er lächelte. Mit dem »schon wieder« spielte er auf die traurige Episode vor ein paar Jahren an, als Jury des Mordes an seiner Geliebten verdächtigt worden war. Es war nicht zum Prozeß gekommen. Jury hatte den Großteil der Wahrheit entdeckt, Apted den Rest. Das hatte Jury damals überhaupt nicht gepaßt, und er zuckte seitdem jedesmal zusammen, wenn er an Pete Apted dachte.
    Diesmal nicht. Nun schöpfte er bei dem Gedanken an ihn Hoffnung. Apted war einer der angesehensten Strafverteidiger Londons. Wenn er gewollt hätte, wäre er sicher längst Parlamentsabgeordneter.
    »Nein, nein. Aber vielleicht eine Freundin von mir.«
    »Haben Sie schon einen Anwalt, der die Akten vorbereitet? Normalerweise -«
    »Bisher niemand. Ich dachte, Sie könnten mir jemanden empfehlen.«
    Als Apted die Hände hinter dem Kopf wegzog,
    die Füße vom Schreibtisch nahm und sich vorbeugte, quietschte der Stuhl. Der Schreibtisch war nicht groß, auch das übrige Mobiliar war mitnichten luxuriös. Im Zimmer herrschte eine angenehm unprätentiöse Atmosphäre. Den langen Vorhängen hätte eine Reinigung und den Porträts einmal Staubwischen nicht geschadet. An die grimmigen Männer in den Seidenroben der Kronanwälte erinnerte sich Jury besonders. Sie schauten ihn an, als könnten sie es gar nicht abwarten, ihn vor die Schranken des Gerichts zu zerren.
    »Du liebe Güte, Superintendent, Sie kennen doch bestimmt mehr Anwälte als ich.«
    »Nein. Aber es geht um ... ich wollte wissen, ob Sie Zeit haben.«
    »Ich habe nie Zeit.« Apted trommelte mit den Fingern einen Akkord auf einem Aktenstapel.
    Jury lächelte gezwungen. »Und wenn doch?«
    Apteds Lächeln wurde freundlicher. Quietschend lehnte er sich in seinem Drehstuhl zurück und stemmte wieder die Füße gegen den Schreibtisch. »Okay, worum geht's?«
    »Erinnern Sie sich an die Dame, Lady Kennington, die Sie beauftragt hat, mir zu helfen?«
    Apted

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