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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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für ihr Alter bemerkenswert gut an. Sie sagt, sie will Köchin werden.«
    Melrose lächelte. »Das sagt ja einiges über Ihren Einfluß aus.«
    Parker errötete ein wenig, schien aber erfreut. »Zel gehört zu den Kindern, bei denen es einem leid tut, selbst keine zu haben. Der Wein ist nicht übel.« Er goß wieder ein.
    Melrose schaute auf das Etikett. »Sollte er auch. Trinken Sie jeden Tag zum Lunch Grand Cru?«
    »O nein. Manchmal peinige ich mich mit einem Premier Cru. Wenn der Lunch weniger formidabel ist.«
    »Der hier ist aber formidabel.« Melrose zerbrach ein duftiges Brötchen, bestrich es mit Butter und sagte: »Schade um Zels Onkel. Wie ist das passiert?«
    »Ein Jagdunfall. Haben Sie seinen alten Stechkahn gesehen? Damit ist er gern morgens in aller Herrgottsfrühe zum Jagen gefahren, auf Rebhühner oder Kiebitze. Irgendein hirnverbrannter Idiot, der unbedingt in dem Nebel herumballern mußte, hat Peter versehentlich angeschossen. Hat es nicht mal gemerkt, so daß Peter halb tot liegengeblieben ist, bis ihn ein paar Angler gefunden haben. Diese verdammten Narren mit ihren Schießeisen sind eine wirkliche Gefahr. Ich sage auch immer Max' Gärtner, er soll aufhören, auf alles, was sich bewegt, zu schießen.« Parker seufzte. »Entsetzlich, wenn das einem Mann passiert, der sein ganzes Leben draußen verbracht hat. Aber Peter ist ein Unglücksrabe, glaube ich. Wenn was Schlimmes passiert, dann immer ihm. Vielleicht hat er Ihnen erzählt, daß er als junger Mann jahrelang auf diesem Jagdgut in Perthshire gearbeitet hat. Als sein Onkel in Rente gegangen ist, hat er die Verwaltung des Anwesens übernommen - ein Riesending. Er war sicher der jüngste Gutsverwalter, den es je gegeben hat, ein toller Job. Und er wollte eine junge Dame, ein schottisches Mädchen, heiraten, aber sie ist von einer Brücke gestürzt und ertrunken. Man gab ihm die Schuld, obwohl er beteuert hat, er sei kilometerweit vom Unglücksort entfernt gewesen, der arme Kerl.«
    »Das ist ja entsetzlich.«
    »Es kommt noch schlimmer. Der Vater des Mädchens behauptete, Peter habe sie gestoßen, weil er sie nicht heiraten wollte. Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung hatte sich nämlich herausgestellt, daß sie ein paar Monate schwanger war. Der alte Morde-cai war ein feuerspeiender fundamentalistischer Presbyterianer.«
    »Das klingt ja, als hätten Sie die Leute alle gekannt.«
    Parker war überrascht. »Wirklich? Na, in gewisser Weise trifft das zu, nachdem mir Peter so oft davon erzählt hat. Der Vater strengte eine Untersuchung an, aber viel zu ermitteln gab's da nicht. Peter wurde trotzdem verhaftet, und man machte ihm einen Prozeß wegen Totschlags. Der arme Teufel konnte nicht viel zu seiner Verteidigung vorbringen - wie auch? Er leugnete ja gar nicht, daß er der Vater war. Am meisten sprach vermutlich gegen ihn, daß er - wie er selber eingestand - ein ziemlicher Frauenheld war. Er sieht ja auch immer noch fabelhaft aus. Aber nachdem er Maggie kennengelernt hatte, hatte er sich geändert. Der Staatsanwalt schaffte es jedoch, Peter als jemanden hinzustellen, der weiterhin nur darauf aus war, junge Dinger zu verführen und dann sitzenzulassen. Er wurde verurteilt. Die Strafe war gering, nur zwei Jahre, und als er eins abgesessen hätte, wurde er entlassen. Er kam wieder zurück nach Lincolnshire, und ich habe ihn für alle möglichen Arbeiten eingestellt. Aber als ich merkte, wie gut er war, habe ich ihn behalten und ihm das Cottage überlassen.«
    »Was ist mit Zel? Wo sind ihre Eltern?«
    »Peter behauptet, ihre Mutter war eine Hure und der Vater, sein eigener Bruder, ein Herumtreiber und Faulpelz. Sie wollten das Kind beide nicht. Da hat Peter sie aufgenommen. Wo sie jetzt sind, weiß ich nicht.«
    »Nicht einfach für Zel.«
    »Ja. Vielleicht kommt daher ihre extrem lebhafte Phantasie.«
    Melrose lächelte. »Ja, sie glaubt, der Fußweg da draußen sei verhext. Und daran sei Black Shuck schuld.«
    Parker lachte. »Ach ja, davon habe ich auch schon gehört.«
    »Ein kapitaler Bursche. Zel sagt übrigens, daß das junge Mädchen, die junge Frau, Dorcas Reese, oft über diesen Weg gegangen ist.«
    »Bleiben Sie ruhig bei dem >jungen Mädchen<. Sehr erwachsen war sie nicht, unsere Dorcas. Noch Soufflé?«
    Melrose hielt ihm den Teller hin. »Bevor ich mich schlagen lasse.« Parker gab ihm noch etwas, und Melrose sagte: »Sie kannten sie sicher auch, oder?«
    »Natürlich. Ich habe sie ja immer gesehen, wenn ich abends im Pub

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