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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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seltsamerweise, als sei er in Gesellschaft eines alten Freundes. Während sie schweigend dasaßen, ließ er seinen Blick durchs Zimmer schweifen.
    »Sieht ein bißchen wie beim Trödler aus, was? Bei mir geht's nicht so fein zu«, sagte Parker.
    »Wenn Sie es unfein nennen, umgeben von Jadebüsten, Elfenbeinschnitzereien und alten Gemälden zu wohnen, na gut, dann wohnen Sie eben unfein.«
    Parker zündete sich die Pfeife wieder an und wedelte das Streichholz aus. »Max Owen erstickt in diesem Zimmer. Jedesmal, wenn er hier drin ist, tut er so, als kriegte er einen Asthma-Anfall. Aber ich glaube, er ist nur eifersüchtig.« Parker schaute sich um. »Max hat ein besseres Auge für Arrangements als ich.«
    Der Kater Cyril auch, hätte Jury gern gesagt, aber er lächelte.
    »Ich weiß es von meiner Zugehfrau.«
    Jury wußte nicht, worüber er sprach. »Wie bitte?«
    »Madeline, die Frau, die bei mir putzt - sie war im Case, als Sie dort waren. Deshalb weiß ich, wer Sie sind. Sie ist besser als jede Zeitung. Was kann ich für Sie tun? Oder eher«, Parker stand auf und ging zu einer Rosenholzanrichte, »was kann ich Ihnen anbieten?« Er nahm den Stöpsel von einer der mehrere hundert Pfund wertvollen Kristallkaraffen (oder war es Preßglas?). »Whisky? Cognac?«
    »Whisky, bitte.« Bevor noch das schwere Gefäß in seiner Hand war, konnte Jury ihn schmecken. Das Glas fing das bernsteinfarbene Licht ein. Ein alter Whisky in einem alten Glas. Jury trank einen Schluck. Es lief ihm durch die Kehle wie brennende Seide. Bei der Wärme entspannten sich seine Muskeln, seine Adern weiteten sich. Aha, war er mittlerweile dem Alkoholismus verfallen? Er hatte das Rauchen aufgegeben (und versuchte krampfhaft, seinen Blick nicht immer wieder zu der Lackschachtel auf dem Kaffeetisch wandern zu lassen, die genau die richtige Größe für eine Zigarettenschachtel besaß), mußte er nun als nächstes Whisky aus seinem schmalen Repertoire an Lastern streichen? »Das ist der mildeste Whisky, den ich je getrunken habe.«
    »Hmm. Ganz meine Meinung, das Zeug ist gut. Habe völlig vergessen, welcher es ist.«
    »Da würde ich eher das Antlitz meiner Liebsten vergessen.«
    Parker lachte und leerte sein Glas mit einem einzigen raschen Schluck. Dann steckte er sich die Pfeife wieder in den Mund und schmauchte ein bißchen.
    Jury betrachtete die Pfeife und beobachtete, wie sich die Rauchwölkchen nach oben kringelten. Dann fragte er: »Haben Sie erst Zigaretten geraucht und sind dann zur Pfeife übergegangen?«
    Als sänne Parker darüber nach wie über etwas weit Zurückliegendes, runzelte er ein wenig die Stirn. »Nein, eigentlich nicht.«
    Eigentlich nicht? Lieber Gott, gab's denn so was? Man rauchte in seiner Jugend und vergaß es dann?
    »Aber Sie haben geraucht, nehme ich an?« Parker lächelte durch den dicken, verführerischen Rauch.
    »Eine Schachtel am Tag.« Eher zwei. Mindestens eineinhalb.
    »Hm. Vermissen Sie es nicht?«
    Jury blinzelte und schaute ihn an. Dann zuckte er die Achseln. »Ach, ich nehme es, wie's kommt. Wirklich.« Und mit der entsprechenden Handbewegung fügte er hinzu: »Ich lebe nach dem Motto: Comme ci, comme ca.«
    Parker lächelte, als glaubte er ihm kein Wort. Dann sagte er: »Sie kennen Mr. Plant, nicht wahr? Er hat mit mir zu Mittag gegessen.«
    Jury lächelte auch. »Das ist mir wohlbekannt. Er redet ja immer noch davon.« Da fiel ihm ein, daß seine Bekanntschaft mit Mr. Plant nur flüchtig war. Zu spät.
    Parker freute sich aber so sehr über das Kompliment, daß er es nicht merkte. »Sagen Sie ihm, er ist jederzeit herzlich willkommen. Netter Bursche.« Einen Moment schwieg er. Dann kam er von selbst drauf. »Sie wollen doch sicher über diese beiden Frauen sprechen.«
    »Oh, Verzeihung.« Jury richtete sich auf und stellte sein Glas ab, nicht ohne es zu bedauern.
    Parker, ganz der aufmerksame Gastgeber, goß ihnen beiden noch einmal ein. Jury lehnte sich wieder zurück und trank. »Ja. Verna Dunn kannten Sie recht gut?«
    »Jawohl. Und ich mochte sie nicht.«
    »Das ist Mehrheitsmeinung. Als Sie sie kennengelernt haben, war sie noch Mrs. Owen?«
    Parker nickte. »Verna war Schauspielerin. Immer! Sie war überaus geschickt, ihr wahres Ich zu verbergen. Wenn sie überhaupt ein >wahres Ich< hatte. Ich neige zu der Ansicht, daß sie aus einer Reihe Schein-Ichs bestand.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, worüber sich die beiden Frauen gestritten haben könnten? Hat man schon beim Dinner gemerkt, daß sie

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