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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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vor dem Schuppen gab einen barschen Befehl, woraufhin die Schritte schneller wurden. Jesse griff nach einem Hammer auf der Werkzeugbank.
    »Die verdammte Arbeitgebervereinigung. Die Petition. Die Bosse haben wahrscheinlich jemanden .«
    Die Tür zum Garten wurde aufgestoßen, der Riegel flog in hohem Bogen zur Seite. Carls Blick fiel auf einen genagelten Stiefel.
    Dann war der Mann im Schuppen, ein zweiter folgte ihm auf dem Fuß. Beide hatten grobe Gesichter und waren schäbig gekleidet. Der erste Mann hielt einen Fischhaken in der Hand, der zweite ein Eisenrohr. In dem Moment, in dem Carl einen Schritt auf sie zumachte, flog die Tür hinter Jesse auf. Herein stürmte ein Mann in schmutzigem Mantel und Matrosenmütze, der ein Schlagholz schwang.
    Carl brüllte die ersten beiden an. »Was zum Teufel soll das? Macht, daß ihr hier .« Ein Schlag auf seinen Kopf zauberte tanzende Sterne vor seine Augen. Der Mann mit dem Schlagholz hatte von hinten zugeschlagen.
    Carl fiel nach vorne und knallte mit dem Kopf voraus gegen die Wand des Schuppens. Seine rudernden Arme rissen die Regale mit sich; Hunderte von Schrauben in allen Größen flogen durch die Luft.
    Der Mann mit dem Fischhaken wich Jesses heruntersausendem Hammer geschickt aus. Sein surrender Fischhaken grub sich jedoch drei Finger breit in Jesses linken Oberschenkel. Jesses Augen bekamen einen glasigen Ausdruck, der Hammer flog ihm aus der Hand. Der Mann riß den Haken mit einem heftigen Ruck aus Jesses Fleisch. Mit zusammengebissenen Zähnen sank Jesse in die Knie. Der zweite Mann schwang das Eisenrohr, um ihm damit den Schädel zu zertrümmern, da schrie der im Mantel: »Elroy, du Idiot, wir sind doch nicht hinter dem Nigger her, der andere ist es.«
    Carl krallte sich an der Schuppenwand fest und versuchte sich hochzuziehen. Lorenzo Clymer hatte jemandem von Tess’ Weigerung erzählt, und Carl wußte auch, wem.
    Das Schlagholz traf sein Bein. Er fiel vornüber. Als der Mann mit dem Fischhaken auf ihn zukam, um ihm mit seinem genagelten Stiefel den Schädel einzutreten, rollte sich Carl zur Seite und versetzte dem Mann mit dem Schlagholz einen Fußtritt. Aufjohlend tanzte der im Kreis, dann nahm er das Schlagholz fest in beide Hände und schwang es über den Kopf. Dem Schlag hilflos ausgeliefert, rollte Carl sich nach rechts. Aber das Schlagholz traf ihn nicht. Jesse hatte genau im richtigen Augenblick die Lampe auf dem Kopf des Mannes zerschmettert.
    Das Petroleum rann ihm über Nacken und Kragen. Der Docht entfachte das Feuer. Augenblicklich standen sein Haar und seine Mütze in Flammen. Er schrie auf und ließ das Schlagholz fallen. Das Petroleum spritzte auf eine Arbeitsbank, die ebenfalls sofort brannte. Die Flammen züngelten an der dünnen Bretterwand empor. Die brutalen Eindringlinge suchten so schnell wie möglich der Gefahr zu entkommen, schlugen um sich, stießen sich gegenseitig beiseite und fielen übereinander.
    Der dritte der Männer zog sich schreiend den Mantel über den Kopf. Irgendwie gelang es ihm, die Flammen, die dort züngelten, zu ersticken. Während er sich aufrappelte, konnte Carl einen letzten Blick auf den Mann werfen, der den anderen beiden hinterherrannte und schließlich verschwand. Es stank nach angesengtem Haar.
    Die Bretterwände brannten wie Zunder. »Jesse, steh auf!« Aber Jesse konnte weder aufstehen noch hören, er war längst bewußtlos,
    sein Hosenbein vom Oberschenkel bis zum Schuh blutgetränkt.
    Carl zerrte ihn ins Freie und legte ihn in sicherer Entfernung vom Feuer im Garten ab. Als ein weißer Nachbar durch eine Lücke im Lattenzaun trat, schrie ihm Carl zu: »Holen Sie die Feuerwehr, um Gottes willen!«
    »Habe schon meinen Jungen losgeschickt. Was ist mit Mr. Shiner passiert?«
    »Jemand hat einen Fischhaken in sein Bein gebohrt.«
    »O mein Gott! Das sieht ja schlimm aus.«
    Plötzlich neigte sich der hübsche Garten mit den gepflegten Blumenbeeten unter Carl zur Seite. Er machte ein paar stolpernde Schritte auf den Zaun zu, schluckte saures Erbrochenes und hielt sich am Zaun fest, bis der Schwindel vorüber war.
    Inzwischen hatten sich ein Dutzend erschreckte Nachbarn versammelt. Einige eilten mit Wassereimern herbei und versuchten das Feuer zu löschen, vergeblich. Die Glocke eines Feuerwehrwagens näherte sich. Eine Frau rief: »Allmächtiger Gott, schnell, bevor alle Häuser niederbrennen!«
    Carl wandte sich zu seinem verletzten Freund um. »So helfe mir doch jemand, ihn hochzuheben. Er muß ins

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