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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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menschenleeren Haus etwas gestohlen wurde, hatte
Tom kein Alibi .«
    »Ich kann Ihre Empörung wegen
Ihres Protégés begreifen«, begann der Colonel, und
ich mußte mir das Lachen verbeißen. Das war doch eine viel feinere Bezeichnung
als »Ihr Findling«. »Aber als Unparteiischer glaube ich doch, daß es meistens,
wenn nicht immer, Zufall war. Ich meine, es war für Ford nicht möglich,
jedesmal zu wissen, ob Tom gerade ein Alibi hatte. Ich denke eher, er wollte
den Verdacht auf alle jungen Leute lenken. Als ich ihm vorwarf, er habe Tom in
Verdacht bringen wollen, leugnete er es leidenschaftlich ab. Das war das
einzige, was er abstritt .«
    Ein weiterer Grund dafür, daß
der Colonel die Polizei nicht verständigte, war der, daß Graham durch ein
boshaftes Spiel des Schicksals am Tage nachdem er erwischt worden war, einen
ansehnlichen Gewinn einstecken konnte. Er genügte, um einen Großteil des
gestohlenen Geldes zurückzuzahlen.
    »Leider zu spät«, sagte er
bitter. »Das hätte zwei Tage eher kommen müssen .« Ich
glaube, er meinte es auch so. Jedenfalls konnte er das meiste zurückgeben, und
er unterzeichnete beim Colonel einen Schuldschein für den Rest, den er, sobald
er wieder im Verdienst war, schnellstens abtragen wollte. Selbstverständlich
mußte er seine Stellung gleich nach Ablauf der Kündigungsfrist aufgeben, doch
er würde ohne Mühe einen ebenso guten anderen Job finden. »Meiner Meinung
nach«, sagte der Colonel, »sind wir deshalb seinem künftigen Arbeitgeber
gegenüber verpflichtet, die Tat anzuzeigen .« Doch bei
dieser Vorstellung brachen Larry und ich schier in Tränen aus. Schließlich gab
er nach, aber unter der Bedingung, daß Graham ihn über seine Unternehmungen auf
dem laufenden hielt. Der alte Herr, dem alles Glücksspiel verhaßt war, hielt
dem Missetäter eine gründliche Strafpredigt. Er müsse diese Leidenschaft
unbedingt aufgeben. Der Colonel verwies darauf, daß nur sie zu dem Unheil
geführt habe. Doch der junge Mann erwiderte ziemlich unbekümmert: »Es kam ja
nur daher, daß ich so hoch gewettet habe. In Zukunft werde ich höchstens ein
paar Dollar setzen, Sir! Aber ich kann Ihnen nicht versprechen, daß ich auf
dieses kleine Vergnügen ganz verzichten werde .«
    Damit mußte sich der alte Herr
zufriedengeben. »Er hat es einmal getan, und ich fürchte, er wird es wieder
tun«, meinte er.
    Ich persönlich war anderer
Meinung. Ich fand, daß es für Graham eine harte Lehre gewesen war, so entehrt
dazustehen vor den Augen der Menschen, die ihn gern hatten. Das hatte ihn
sicherlich kuriert. Ich glaubte nicht, daß er wieder stehlen würde. Kurz ehe er
unsere Gegend verließ, entschuldigte er sich bei mir. »Es tut mir schrecklich
leid, Mrs. Russell. Ihr Portemonnaie war der erste Fall .«
    »Vielleicht war es auch meine
Schuld, Graham. Ich hätte nicht so unordentlich sein sollen .«
    Doch das wollte er nicht gelten
lassen. »In Ihrem Haus sollten Sie Ihren Geldbeutel überall liegenlassen
können«, entgegnete er hitzig. Mir schien, daß dieser Widerspruch einen
Charakterzug enthüllte, der zum besseren Verständnis seiner Handlungsweise
führen könnte. Da ich aber keine Psychologin bin, verfolgte ich diese Frage
nicht weiter.
    Die Reaktion unserer Männer
brauche ich wohl nicht zu schildern, als sie erfuhren, Larry und ich hätten uns
»mitten in der Nacht« und »allein in einem verlassenen Haus« in zwei Schränken
versteckt und so den Dieb gefangen.
    »Ich dachte, so etwas hättet
ihr jetzt abgeschafft«, sagte Paul enttäuscht. »Für unsere Kinder in der Schule
wäre es nicht gerade angenehm, wenn sie erführen, was ihre Mütter treiben«,
fügte Sam hinzu. »Diese ganze Angelegenheit hättet ihr euren Ehemännern
überlassen sollen .«
    »Und was hättet ihr unternommen ?« fragte Larry spitz. »Absolut nichts! Ihr hättet nur immer
weiter jeden einzelnen verdächtigt. Und auf die Idee, dem Dieb eine Falle zu
stellen und ihn darin zu fangen, wäret ihr nie gekommen .«
    »Wir hätten vermutlich lieber
gar nichts unternommen, als unsere Frauen als Lockvögel in die Falle zu
setzen«, sagte Paul wütend, und wir beide hielten es für das beste, die Affäre
auf sich beruhen zu lassen.
    Was Miranda wußte oder ahnte,
hat keiner von uns je erfahren. Sie besaß zuviel ruhige Würde, als daß sie ihre
Empfindungen gezeigt hätte. Als ich Tony danach fragte, sagte sie: »Natürlich
weiß keiner von uns genau, was eigentlich geschehen ist. Ihr Älteren seid alle
so

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