Fremde Gäste
schon
’rumkommen. Was mir am besten gefällt, ist, daß Jean, wie sie auch sonst sein
mag, sich nicht vor der groben Arbeit fürchtet. Da kann sie einmal in der Woche
zu Tony kommen und ihr einen Teil der Plackerei mit der Hausarbeit abnehmen.
Ich hatte schon versucht, jemand zu bekommen, aber wer mag denn heute noch
solch eine Beschäftigung ?«
»Da bin ich aber froh, Peter!
Und Tony wird erst recht begeistert sein, denn ich glaube nicht, daß sie auf
die Dauer mit dem Beruf einer Hausfrau zufrieden sein wird. Sie wird bestimmt
viel lieber mit dir zu Pferd unterwegs sein .«
»Das wäre mir auch lieber.
Jetzt muß ich alle Tage bei der Baufirma anrufen, bis ich denen so auf die
Nerven gehe, daß sie mir das Fertighaus hierherliefern ...
Macht’s gut !« Und weg war er. Ich sah ihm erleichtert
nach. »Jean« war die beruhigende Antwort auf meine skeptischen Vorstellungen
von Tonys Zukunft. Sie würde nie eine Super-Hausfrau werden, und Jean würde
Tony bestimmt gern haben. Alle hatten Tony gern.
Das erinnerte mich wieder an
die Hochzeit. Jetzt, wo alles vorbei ist, gebe ich ohne weiteres zu, daß mich
der Gedanke daran ganz fertiggemacht hat. Ich war richtig besessen davon, und
das ärgste war, daß ich alles für mich behalten mußte. So war es vielleicht
ganz gut, daß cs erst einmal ein heiteres
Zwischenspiel gab, obgleich ich es damals nicht so ansah.
Eines Morgens stürmte Larry
herein. »Du kannst dir nicht vorstellen, was jetzt los ist: Ich muß zu einer
feierlichen Dinner-Party gehen .«
»Wann, wo und bei wem ?« fragte ich milde.
»Schuld daran ist Sam, weil er
sich zum hiesigen Vertreter vom Bauernbund, oder wie das heißt, hat wählen
lassen — ausgerechnet Sam, der abends absolut nicht ausgehen mag! Jetzt kommt
so ein hohes Tier nach Te Rimu; sie wollen ihm ein großes Essen geben, und Sam
sagt, ich muß hingehen !«
»Selbstverständlich gehst du
hin! Er ist doch einer von den Gastgebern. Das gibt einen Hauptspaß: Cocktails
vor Tisch, einen guten Wein zum Essen und eine Menge interessante Leute, mit
denen man sich unterhalten kann .«
»Die Cocktails und das Essen
würden mir nichts ausmachen, wenn ich das alles bei mir daheim haben könnte,
aber ohne die pikfeinen Leute. Natürlich gehe ich hin«, fuhr sie fort. »Man muß
ja seinem Ehemann in allen Lebenslagen beistehen, aber denkst du auch an das
Drum und Dran, Susan? Was soll ich denn um
Himmels willen anziehen ?«
Ich hätte mir gleich denken
können, daß das mich anging. Larry kann nicht schneidern. Sie wollte es auch
nicht lernen, und ich nähte also für uns beide. Aber Larry ist kein
Schmarotzer. Sie tat ihrerseits viele mir unsympathischen Arbeiten für mich.
Sie putzte die Fenster, kochte Obst ein und noch vieles andere. Aber der
Gedanke, in aller Eile ein langes Abendkleid anfertigen zu müssen, erschreckte
mich.
»Wie wäre es denn mit dem
Dunkelblauen, Larry? Ich weiß, du hast es viel getragen, aber es ist immer noch
sehr schön und für diese Gelegenheit gut geeignet .«
Larry sagte nichts. Sie
kicherte nur und fragte dann: »Erinnerst du dich an das Kleid, Susan ?«
»Aber sicher! Ich habe es doch
selbst genäht !«
»Ja, und wie schön! Es hatte
doch ein loses Unterkleid in der gleichen Farbe .«
»Natürlich, es ist ja
durchsichtig. Das hat doch nicht etwa der Hund angefressen ?« Larry hatte sich nämlich einen neuen jungen Hund gekauft, der auch wieder Mouse
hieß und ihre größte Freude war. »Nein. Dazu ist er viel zu rücksichtsvoll.
Aber du erinnerst dich doch an Miriam ?«
»Allerdings. Eines unserer ungezogensten ehemaligen Lämmer; jetzt ist es wohl schon
neun Jahre und ein rechter Teufel .«
»Also, das Tor war offen
geblieben, da kam Miriam ins Haus und knabberte das Unterkleid an. Jetzt ist es
kaputt, aber nur oben herum .«
Ich erblaßte, doch Larry redete
ganz schnell weiter. »Susan, ich habe eine Idee! Könnte man nicht das
Unterkleid an der Taille abschneiden und dann ein schönes Oberteil kaufen?
Zweifarbig ist doch jetzt die große Mode. Bin ich nicht schlau, daß ich mir das
ausgedacht habe ?«
Ich fand sie sehr schlau, und
das Ganze sah später so gelungen aus, daß Larry sehr
töricht behauptete, Miriam müsse wohl ein Gefühl für Farben haben. »Jetzt ist
alles in Ordnung«, meinte sie, und von da an ging alles schief.
Zunächst hatte Sam eine
Verabredung mit »dem großen Tier« und fuhr mit einem Nachbarn nach Te Rimu. Das
Auto überließ er Larry. Dann wurde der Goldhund namens
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